Zum Inhalt springen

Hindsight-Bias

    Der Hindsight-Bias (Rückschaufehler) beschreibt in der Psychologie das Phänomen, dass Menschen sich, nachdem sie den Ausgang von Ereignissen erfahren, systematisch falsch an ihre früheren Vorhersagen erinnern, also die Verzerrung einer Erinnerung durch nachträgliche Einsicht stattfindet. Dieses Phänomen wurde erstmals 1975 von Baruch Fischhoff untersucht.


    Aktuelles Beispiel: Wenn man im Internet etwas Neues über das Corona-Virus erfährt, sollte man nicht sofort denken, man hätte es ohnehin schon vorher gewusst. Die Erinnerung an das vorheriges Wissen wird im Gehirn – ohne dass man es überhaupt merkt – durch eine neue Behauptung oder Nachricht verändert. Oft glaubt man nur, man hätte vorher schon mit seiner Einschätzung richtig gelegen. Daher sollte man sorgfältig prüfen, ob man nicht doch etwas Neues über Sars-CoV-2 gehört oder gelesen hat.


    Daneben gibt es die Verzerrung durch falschen Konsens oder Konsensüberschätzungfalse consensus effect. Damit wird in der Psychologie die Tendenz beschrieben, das Ausmaß der Übereinstimmung der eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen mit denen anderer Menschen zu überschätzen.

    Ein typisches Beispiel für einen Rückschaufehler nennt der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman: Wenn man den Ausgang eines Ereignisses, etwa die Entwicklung einer Aktie, kennt, erinnert man sich oft fälschlicherweise daran, dass man den Ausgang ohnehin vorhergesehen hat. Das führt in weiterer Folge zu Selbstüberschätzung, d. h., man glaubt, die Möglichkeit zu haben, andere künftige Ereignisse ebenso treffend vorhersagen zu können. Menschen suchen Bestätigung für ihr Handeln und ihre Weltsicht, verzetteln sich dabei aber in Details und verlieren das große Ganze aus dem Blick. So haben Privatanleger viel zu viele Investmentmentideen, mit denen sie glaubten, die Welt erklären zu können, setzten diese auch bei ihren Kaufentscheidungen um und handeln daher viel zu viel. Das verursache nicht nur hohe Spesen, sondern die Anleger verkaufen auch noch die falschen Papiere, nämlich die, die gestiegen sind. In der Realität neigen jedoch Aktien, die gestiegen sind, oft dazu, weiter zu steigen. Siehe dazu das Arbeitsblatt Spekulation als Glücksspiel (Stangl, 2017).

    Literatur

    Fischhoff, B. (1975). Hindsight ≠ foresight: Effect of outcome knowledge on judgment under uncertainty. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 1(3), 288-299.
    Stangl, W. (2017). Spekulation als Glücksspiel. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/SUCHT/Spekulation.shtml (2017-09-25)
    Die Presse vom 13. Juni 2016
    https://www.zeit.de/digital/internet/2020-03/fake-news-coronavirus-falschnachrichten-luegen-panikmache (20-03-18)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert