Populärwissenschaftlich: Die Anzahl der Informationen, die jede Sekunde auf den Menschen einströmen, ist weit jenseits von allem, was das menschliche Gehirn zu verarbeiten vermag, sodass das meiste von dem, was ein Mensch sieht, hört, fühlt,einfach durch das Gehirn rauscht, ohne eine nenneswerte Spur zu hinterlassen, genauer gesagt, es wird ausgefiltert. Diese Ausfilterung ist genau genommen kein Vergessen, denn die Informationen wurden ja nie weiterverarbeitet. Dennoch ist das, was man Erinnerung nennt, das Ergebnis vieler solcher Filterprozesse und geht dann in die üblichen Abnutzungserscheinungen hinein.
Nach dem Mehrspeichermodell wird die Information aus der Umgebung zunächst über die Sinnesorgane aufgenommen und dann in ein sensorisches Register, auch als Immediatgedächtnis, Ultrakurzzeitgedächtnis oder Ultrakurzzeitspeicher bezeichnet , zwischengespeichert. Bei der Betrachtung des Gedächtnisses ist dabei zu unterscheiden zwischen dem sensorischen Gedächtnis und dem sensorischen Register (mit Speicherdauer im Subsekundenbereich), das als Teil des Wahrnehmungsapparats verstanden werden kann. Man spricht auch von einem ikonisch-echoischen Speicher bzw. sensorischer Puffer. Informationen, denen der Organismus ausgesetzt ist, werden zunächst im sensorischen Register – manchmal auch Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet – registriert. Die Dauer der Speicherung, die bioelektrischer Art ist, beträgt Bruchteile von Sekunden. Während dieser Zeitspanne wird über verschiedene Kontrollprozesse entschieden, ob eine Information weitergeleitet wird oder nicht. Bestimmte Informationen, die sich im sensorischen Register befinden, dringen in das Kurzzeitgedächtnis vor.
Das sensorische Register wird auch als sensorisches Gedächtnis (sensory memory) bezeichnet, das für die unmittelbare, sehr kurze Zwischenspeicherung sensorischer Informationen im Gedächtnissystem zuständig ist. Das sensorische Register ist für visuelle und akustische Reize sehr gut erforscht und seine Existenz lässt sich für diese Reize relativ eindeutig belegen. Die meisten Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass für jede Sinnesmodalität ein eigenes sensorisches Register existiert. Aus dem Bereich der Gedächtnisleistung von visuellen Sinneswahrnehmungen (ikonisches Gedächtnis) liegen die umfangreichsten Forschungen vor. In der neueren Forschung kamen Zweifel an der Existenz des sensorischen Registers als unabhängigem Speicher auf, denn es konnte gezeigt werden, dass Informationen schon im ikonischen Gedächtnis kodiert verarbeitet werden. Damit konnte die Speicherung als unkodierter visueller Reiz widerlegt werden.
Die Bedeutung des sensorischen Gedächtnisses liegt darin, dass nachdem eine Information das sensorische Gedächtnis, also die Verbindung zwischen der Wahrnehmung und dem tatsächlichen Gedächtnis passiert hat, sie mit dem Kurzzeitgedächtnis auf den ersten bewussten Teil des Prozesses trifft. Teil des Kurzzeitgedächtnisses ist mitunter die phonologische Schleife, die dazu dient, etwa verbale Erinnerungen im Arbeitsgedächtnis zu verstehen und zu behalten, damit man dann auf eine gestellte Frage eine passende Antwort geben kann. Massive Einschränkungen erfahren Menschen dann, wenn ihr sensorisches Gedächtnis nachlässt, denn das würde bedeuten, dass weniger oder gar keine Informationen mehr in das Kurzzeit- und das Langzeitgedächtnis übertragenwerden können.
Literatur
Stangl, W. (1998). Speicherabhängige Gedächtnisformen.
WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/ModelleSpeicher.shtml (98-12-12)