Man versteht unter moralischer Entwicklung vornehmlich jene Teilprozesse der Sozialisation, die zu einer Internalisierung von grundlegenden sozialen Normen und Regeln führen, wobei erwartet wird, dass ein Individuum auch dann den Regeln gemäß handelt, wenn es die Neigung spürt, diese zu übertreten, und zwar auch dann, wenn weder eine Überwachung vorhanden noch Sanktionen zu befürchten sind. Neben diesem Widerstand gegen die Versuchung ist auch der Aspekt des Schuldgefühls bedeutsam, d.h., dass nach der Verletzung solcher kultureller Normen selbstbestrafende oder selbstkritische Empfindungen wie Reue und Angst auftreten. Die Internalisierung eines Standards impliziert schließlich, dass das Individuum auf Grund der erworbenen Regeln auch Urteile über eigenes und fremdes Verhalten fällen kann.
Zentral in der psychologischen Betrachtung der moralischen Entwicklung ist Lawrence Kohlbergs Entwicklungstheorie des moralischen Urteils, die unter anderem auf John Rawls moralphilosophischer Gerechtigkeitstheorie basiert und ist eine Weiterentwicklung von Jean Piagets Theorie der Moralentwicklung darstellt. Rawls Theorie der Gerechtigkeit gilt als einer der wichtigsten Beiträge im englischen Sprachraums zur politischen Ethik. Seine Bedeutung liegt vor allem im Entwurf einer Theorie im Bereich der normativen Ethik und darüber hinaus in den durch sie notwendigen Veränderungen im philosophischen Diskurs. Es handelt sich dabei um eine differenzierte Formulierung einer Theorie des Gesellschaftsvertrags, also des Grundgedankens der gleichen Rechte und Pflichten aller Bürgerinnen und Bürger eines Staates, wobei diese auch soziale Rechte mit einschließt, wobei der Wohlfahrtstaat die Basis eines modernen Demokratie- und Rechtsbegriffs darstellt.
Konzeptionell baut Kohlbergs Theorie vor allem auf Jean Piagets Entwicklungsmodell der kognitiven Entwicklung auf. Lawrence Kohlbergs Theorie der Entwicklung des Moralbewusstseins beim Menschen beruht dabei auf seiner Dissertation, der eine beinahe dreißig Jahre laufende Längsschnittstudie folgte. Zeit seines Lebens hat Kohlberg an seiner Theorie der moralischen Urteilsentwicklung gearbeitet und diese beständig revidiert und erweitert. Diese Theorie geht vom Grundsatz aus, dass sich das Moralbewusstsein bei Menschen stufenweise in immer derselben Reihenfolge entwickelt, wobei nicht alle Menschen die höheren Stufen des Moralbewusstseins auch erreichen.
Siehe hierzu im Detail die Arbeitsblätter „Die moralische Entwicklung„.
Beißert & Hasselhorn (2016) haben in einer Untersuchung an Grundschulkindern übrigens gezeigt, dass sich das moralische Denken unabhängig von ihrer Intelligenz entwickelt. Studien mit Jugendlichen und Erwachsenen haben hingegen einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und moralischen Urteilen ergeben.
Die Intelligenz der Grundschulkinder wurde mit dem CFT 1 (Weiß & Osterland, 1997) erhoben, für die Erfassung der moralischen Entwicklung wurden Bildergeschichten vorgelegt, in denen die Hauptfiguren moralische Regeln brechen, indem sie etwa Süßigkeiten von Gleichaltrigen stehlen oder deren Sachen verstecken oder jemanden hänseln. Die Kinder sollten die Aktionen der Bildgeschichten nicht nur bewerten, sondern sich auch in Opfer und Täter hineinversetzen und mit Likert-Skalen wurde das Empfinden für moralisches Verhalten registriert. Dabei konnte keine korrelative Beziehung zwischen der Intelligenz und dem moralischen Denken der Kindern festgestellt werden.
Literatur
Beißert, Hanna & Hasselhorn, Marcus (2016). Individual differences in moral development. Does intelligence really affect children’s moral reasoning and moral emotions? Frontiers in Psychology, doi: 10.3389/fpsyg.2016.01961.
Rawls, J. (1979). Eine Theorie der Gerechtigkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Stangl, W. (1997). Stufen der moralischen Entwicklung nach Lawrence Kohlberg.
WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/internet/arbeitsblaetterord/ENTWICKLUNGORD/Kohlbergmodell.html (02-11-21)
halo dancke führ die hielfe ihr seid net echt netes land hir . gutten abent, lg romen