In der Psychologie versteht man unter Coping die Gesamtheit aller Bemühungen und Anstrengungen einer Person, die sich in einer wichtigen und auch überfordernden sowie belastenden Situation befindet, in der sie nicht über entsprechende individuelle Anpassungsmöglichkeiten verfügt. Beim Coping handelt es sich ausschließlich um das Bemühen der Person, mit den Situationsanforderungen umzugehen, nicht um die erfolgreich angewendete Bewältigungsstrategie selber.
Die Bewältigungsforschung hat sich zu einem wichtigen interdisziplinären Forschungsfeld mit vielfältigen praktischen Implikationen entwickelt. Der Artikel von Jörg Schumacher und Konrad Reschke „Theoretische Konzepte und empirische Methoden der Bewältigungsforschung“ gibt, ausgehend von einem kurzen Rückblick auf historische Hintergründe und Entwicklungslinien, eine systematische Übersicht über den aktuellen Stand der Konzeptualisierung innerhalb der Bewältigungsforschung. Dabei werden wesentliche Bestimmungsstücke des Bewältigungsbegriffes und Ordnungsgesichtspunkte zur Klassifikation von Bewältigungsverhalten dargestellt sowie Möglichkeiten zur Erfassung von Bewältigungsversuchen aufgezeigt. Abschließend werden unterschiedliche theoretische Vorstellungen zum Verhältnis von Abwehr und Bewältigung diskutiert.
Definition 1:
Edward E. Smith bezeichnet Coping in seinem Buch als ein Prozess, die ein Mensch selbst verursacht hat, zu bewältigen. In der Psychologie unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten von Coping. Die erste Art ist das Problemorientierte Coping. Diese Form beschäftigt sich ausschließlich mit der Problemsituation und versucht zukünftig Lösungen zu finden, um solche Situationen zu vermeiden. Die zweite Art von Coping ist das Emotionsorientierte Coping. Hier geht es vor allem um die Emotionen, die zur Stresssituationen führen. Durch die emotionsorientierte Bewältigungsstrategie wird verhindert, dass die Menschen von negativen Emotionen überfallen werden (vgl. Smith, E. E., Nolen-Hoeksema, S., Fredrickson, B.L.& Loftus, G.R. 2007, S. 674 ff.).
Definition 2:
Coping (Bewältigung): „alle kognitiven, emotionalen und behaviouralen Anstrengungen, die dazu dienen Belastung und Stress zu bewältigen“ (Trautmann- Sponsel zit. nach Städtler, T. 1998, S, 124).
Definition 3:
Als Coping stellt eine Vielzahl von Strategien und Verhaltensweisen, die der Auseinandersetzung und Bewältigung mit Stressoren und belastenden Ereignissen und Erlebnissen dient. Die Copingstrategien spielen der Psychotherapien eine sehr wichtige Rolle, ganz besonders wenn es um das Fertigwerden von Krankheiten oder Verluste geht (vgl. Häcker, H. & Stapf, K., 1998, S, 159).
Definition 4:
Coping ist eine Fähigkeit mit Stress und Angst, die durch schwere oder chronischen Krankheiten und krisenhaften Lebensereignissen hervorgerufen werden, umzugehen. Wichtig bei Coping ist allerdings, dass man Angst, ängstliche Vorstellung oder ängstliche Situationen frühzeitig erkennt (vgl. Gudemann, 1995, S, 47).
Definition 5:
In diesem Buch beschreiben die Autoren das Stressmodell von R.S. Lazarus. „Sein Stresskonzept basiert auf der kognitiven Emotionstheorie, die besagt, dass psychologische Reaktionen durch die kognitive Bewertung ihre emotionale Tönung erhalten.“ (Legewie, H.& Ehlers W.,1992, S.203). Für die aktive Auseinandersetzung mit Stress unterscheidet Lazarus zwei Bewertungen. In der primären Bewertung (engl. Primary appraisal) schätzt man die Ursache von Stress ein. Diese Ursachen können eine Bedrohung, ein Verlust oder eine Herausforderung sein. Die sekundäre Bewertung (engl. secundary appraisal) ist keine Reaktion auf die primären Bewertung, sondern enthält die Selbsteinschätzung auf die Bewältigungsmöglichkeiten. Dafür gibt es für jeden Menschen eine eigene Bewältigungsstrategie (Coping Strategie). Lazarus unterscheidet daher zwischen den emotionsbezogenen und den problembezogenen Strategien. Emotionsbezogene Strategien können beispielsweise Distanzierung vom Stress, Ablenkung oder Leugnen sein. Währenddessen versucht man bei den problembezogenen Strategien, die Auslöser des Problems anzustreben (vgl. Legewie, H. & Ehlers, W., 1992, S. 201-204).
Formen des Coping
Um aus einer Überforderungssituation wieder herauszukommen oder den psychischen Druck zu verringern, werden die unterschiedlichsten Bewältigungsstrategien angewendet. „Coping“ ist ein von Lazarus geprägter Sammelbegriff für all die Reaktionen, die Menschen bei der Konfrontation mit potentiell bedrohlichen oder belastenden Situationen zeigen. Nach Lazarus hat „Coping“ hauptsächlich folgende Aufgaben:
- Den Einfluß schädigender Umweltbedingungen reduzieren und die Aussicht auf Erholung verbessern.
- Negative Ereignisse oder Umstände ertragbar machen bzw. den Organismus an sie anpassen.
- Ein positives Selbstbild aufrechterhalten.
- Das emotionale Gleichgewicht sichern.
- Befriedigende Beziehungen zu anderen Personen fortsetzen.
Welche Coping-Reaktionen jemand in einer bestimmten Situation wählt, hängt von folgenden Faktoren ab:
- allgemeiner Gesundheitszustand
- Grad der psychischen und/oder physischen Belastung
- Bereich, von dem die Anforderungen ausgehen
- Zeitfaktor
- Frühere Erfolge bzw. Mißerfolge bei ähnlich strukturierten Anforderungssituationen
- Grad der subjektiven Bedeutsamkeit
Coping ist ein prozesshaftes Geschehen mit außerordentlich vielen Variationsmöglichkeiten. Praktisch gibt es kaum eine Verhaltensweise, die im Umfeld von Streß nicht als Coping-Reaktion interpretiert werden kann, so dass es nur schwer möglich ist, einen systematischen Überblick zu geben.
Menschen reagieren auf Herausforderungen u. Belastungen entweder ereignisbezogen (z.B. „Dafür muß es doch eine Lösungsmöglichkeit geben“) oder selbstzentriert (z.B. „Wäre ich nur nicht ans Telefon gegangen…“). Um aus einer Stresssituation wieder heraus zu kommen, suchen die einen nach Möglichkeiten sozialer Unterstützung, holen sich Rat u. Hilfe bei Kollegen, Freunden oder in der Familie, während andere z.B. aus Angst vor Ansehens- u. Prestigeverlust versuchen, unter allen Umständen allein damit fertig zu werden.
Coping-Reaktionen können sich zum einen rein innerpsychisch abspielen. Sie sind dann auf Gefühle und Gedanken begrenzt. Etwa wenn der Versuch gemacht wird, den zunächst als hoch eingeschätzten Bedeutungsgehalt einer Situation oder deren Folgen in einer Art Uminterpretation herunterzuspielen, sich von der Anforderung kognitiv zu distanzieren, sich selbst aus der Verantwortung zu entlassen. Oder aber sie manifestieren sich in direkten Aktivitäten. Hier reicht die Spanne möglicher Reaktionen von Flucht und Vermeidung bis zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten aktiven Auseinandersetzung mit der Herausforderung:
Man lotet zunächst einmal die Möglichkeit aus, das Problem mit den Mitteln, die einem selbst zur Verfügung stehen, in den Griff zu bekommen. Erweisen sich diese als nicht ausreichend, wird man versuchen, den eigenen Informationsstand zu erweitern oder aber nach Wegen suchen, die eigenen Kompetenzen zu erweitern.
Coping in der Stressbewältigung
Um dem im menschlichen Leben auftretenden Stress entgegenzutreten, sind Formen der Bewältigung notwendig. Prinzipiell existieren zwei Arten von Bewältigungsstrategien. Emotion-focused coping: Anstrengungen werden primär darauf gerichtet, die eigene emotionale Befindlichkeit zu verbessern. Zum emotionalen Coping gehört sowohl die Strategie des positiven Denkens („Ich habe noch vier Tage Zeit, mich intensiv mit der Lösung dieses Problems zu beschäftigen. In der Zeit kann ich viel erreichen!“ anstatt „Ich habe es in den letzten drei Tagen nicht geschafft, dann werde ich es in den verbleibenden vier Tagen bestimmt auch nicht schaffen!“) wie auch der Versuch, Ängste, Anspannungen, negative emotionale Zustände durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum zu vermindern. Problem-focused coping: Versuch, die Problemlage positiv zu verändern, eine Lösung des Problems herbeizuführen, die Bedingungen von denen Herausforderung, Bedrohung oder Schädigung ausgeht, zu verändern. Problemorientiertes Coping würde sich in diesem Fall darauf richten, die Ursachen des Termindrucks zu beseitigen, indem man beispielsweise weniger wichtige Termine streicht oder einen Teil der Aufgaben delegiert.
Ein spezieller Ansatz zur Stressbewältigung ist die Veränderung kognitiver Strategien, d.h das Denken über bestimmte Stressoren wird verändert, sie werden aus einer anderen Sichtweise betrachtet und es kommt zu einer Neubewertung der Situation. Eine weitere Bewältigungsmöglichkeit liegt in der sozialen Unterstützung. Untersuchungen zeigen, dass die physische Symptomatik bei stark wahrgenommenem Stress besonders ausgeprägt ist, wenn die soziale Unterstützung gering ist. Dementsprechend gehen die Symptome zurück, wenn die soziale Unterstützung vorhanden ist. Eine Gefahr besteht nun darin, dass manche Coping-Reaktionen zwar in der Lage sind, momentane Erleichterungen zu bringen, die Ursachen der psychischen Belastung langfristig aber meistens nicht zu beseitigen sind. Negative Stressbewältigung findet oft durch das Einnehmen von Drogen oder auch durch Erkrankung statt, z. B. wenn einem nach einigen Gläsern Wein alle Probleme als lösbar erscheinen oder wenn gute Freunde uns in unserer ablehnenden Haltung einer beruflichen Umorientierung gegenüber bestärken.
Coping im Alter
Die Frage, ob die Fähigkeit zu erfolgreichem Coping im Alter zu- oder abnimmt, ist bisher durch die Forschung nicht eindeutig beantwortet wordenn, doch scheinen Menschen mit guten Copingfähigkeiten jedoch eine breitere Palette von Strategien anzuwenden (vgl. Strack & Feifel, 1996, S. 495). Zwar konnte man in Quer- und Längsschnittuntersuchungen eine Abnahme des aktiven problemorientierten Coping im höheren Alter feststellen, gedoch bei gleichzeitiger Stabilität von aktivem emotionsorientiertem Coping und passivem Vermeidungsverhalten, wobei alle diese Strategien in den verschiedenen Lebensbereichen differenziert eingesetzt werden, sodass eine gewisse Modulationsfähigkeit des Copingverhaltens bis ins hohe Alter offensichtlich erhalten bleibt (vgl. Martin & Kliegel, 2005, S. 195 f.).
Literatur
Beushausen, U. (2009). Therapeutische Entscheidungsfindung in der Sprachtherapie. München: Elsevier.
Bodenmann, G. (1997). Streß und Coping als Prozeß. In C. Tesch-Römer, C. Salewski, G. Schwarz (Hrsg.)., Psychologie der Bewältigung. Weinheim: Beltz.
Psychologie Verlags Union, S. 75-92.Gudemann Wolf – Eckhard (1995). Lexikon der Psychologie. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Lexikon.
Brengelmann, Johannes C. (1993). Erfolg und Streß. Weinheim, Basel: Beltz, Psychologie-Verl.-Union.
Cooper, Cary & Straw, Alison, (1998). Successful Stress Management in a week. Institute of Management, London: Hodder & Stoughton.
Gusy, Burkhard (1995). Stressoren in der Arbeit, soziale Unterstützung und Burnout: eine Kausalanalyse. München, Wien: Profil Verlag.
Häcker, H. & Stapf, K. (1998). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.
Kaluza, G. & Vögele, C. (1999). Streß und Streßbewältigung( S. 331-388.). In H. Flor, N. Birbaumer, K. Hahlweg (Hrsg.), Grundlagen der Verhaltensmedizin. Enzyklopädie der Psychologie: Themenbereich D. Praxisgebiete: Serie 2. Klinische Psychologie, Bd. 3. Göttingen: Hogrefe.
Legwie, H. & Ehlers W. (1992). Knaurs Moderne Psychologie. München : Verlag Droemer Knaur.
Martin, M. & Kliegel, M. (2005). Psychologische Grundlagen der Gerontologie. Stuttgart: Kohlhammer.
Schumacher, Jörg & Reschke, Konrad (1994). Theoretische Konzepte und empirische Methoden der Bewältigungsforschung. In Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.), Die Norm des Gesundseins – Lebensqualität und Kranksein (Bd. 6: Klinische Psychologie in der Rehabilitationsklinik) (S. 41-73). Frankfurt a.M.: VdR.
WWW: http://www.uni-leipzig.de/~gespsych/material/coping.pdf (10-01-01)
Smith, E. E. Nolen-Hoeksema, S., Fredrickson, B.L.& Loftus, G.R. (2007). Atkinsons und Hilgards, Einführung in die Psychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Städtler, T. (1988). Lexikon der Psychologie. Stuttgart: Verlag Körner.
Strack, S. & Feifel, H. (1996). Age differences, coping, and the adult life span. In M. Zeidner & N.S. Endler (Hrsg.), Handbook of coping. Theory, research, applications. New York: Wiley.
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Oft wird zwischen problembezogenem und emotionsbezogenem Coping unterschieden.
Beim problembezogenen Coping versucht man, eine Änderung der belastenden Situation oder der Problemursachen (z. B. Lärmquellen ausschalten) herbeizuführen, wobei darunter auch die Neuinterpretation einer Situation gefasst wird. Beim emotionsbezogenen Coping versucht man, die ausgelösten Emotionen wie Angst oder Ärger zu bewältigen, z.B. durch Entspannen, Ablenken, Bewegen etc.
Krass! Hätte ich gar nicht gedacht…
Lustig, ich hätte gar nicht gedacht das das *wirklich* so funktioniert. Komische Welt.
Ich merke gerade das ich diesen Blog deutlich öfter lesen sollte- da kommt man echt auf Ideen.