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Cyberchondrie

    Cyberchondrie ist eine Form der Hypochondrie, manchmal auch Morbus Google, die durch das Internet verursacht wird, denn  die zahlreichen Krankengeschichten, die im Internet kursieren, hinterlassen bei vielen Menschen ein unangenehmes Gefühl. Menschen, die zum eingebildeten Kranksein neigen, fühlen sich nach einem Gesundheitscheck über Google schnell schlechter als zuvor. Das Internet ist heute für viele Menschen die erste Anlaufstelle für Menschen mit Symptomen, denn die Hemmschwelle ist hier niedriger. Im Netz findet sich zu jedem Symptom gleich eine passende Krankheit, sodass Menschen, die zur Hypochondrie neigen, passende Belege für ihren Krankheitsverdacht erhalten. Cyberchondrie ist in erster Linie ein psychisches Problem und im Extremfall eine Angststörung, wobei Betroffene oft kein gesundes Gefühl mehr für ihre Körperfunktionen haben und den eigenen Körper ständig nach Anomalien durchsuchen. Durch die ständige Beschäftigung mit dem Thema Krankheit können sich harmlose Symptome psychosomatisch verstärken. Merkmale im Zusammenhang mit Cyberchondrie kann man vor allem daran erkennen, dass die Internetrecherche kurz- oder langfristig zu Sorgen und Ängsten um die Gesundheit oder zu einer starken Beschäftigung mit Gesundheit und Krankheit führt. So verspüren einige Betroffene eine Art Zwang, wiederholt nach Symptomen oder Krankheiten im Internet zu recherchieren, womit dann auch eine erhöhte Nutzungsdauer des Internets und gegebenenfalls verhaltensbezogene Auswirkungen einhergehen können, etwa wenn andere Lebensbereiche vernachlässigt werden oder die Betroffenen ein ungünstiges Gesundheitsverhalten infolge unseriöser Empfehlungen entwickeln.

    Besonders bedroht fühlten sich Menschen heute auch von gentechnisch verändertem Essen, hormon-, pestizid- und antibiotikabelasteten Lebensmitteln sowie etwa der löchrigen Ozonschicht, wobei Menschen mit solchen Gesundheitssorgen am häufigsten über körperliche Symptome wie Bauchschmerzen klagen, niedergeschlagen, müde und mutlos zu sein. Solche übertriebenen Sorgen können Depressionen und echte körperliche Beschwerden hervorrufen, wobei bei vielen Symptomen die Gedanken Erklärungen für die Beschwerden undeutlich machen, was zuerst da war, die Sorgen oder die Symptome.

    In einer Untersuchung zum Phänomen der Hypersensibilität in Australien zeigte sich, dass viele Menschen Infraschall, der von Windturbinen ausgeht und für den Menschen nicht hörbar sind und keine schädliche Wirkung Eisbär ist, für krank machend halten, denn einige Menschen, deren Haus in der Nähe einer Windkraftanlage steht, berichten von Beschwerden. Man lud daher Menschen zu einem Test ein und zeigte ihnen Filme, die Informationen über Infraschall enthielten, wobei ein Teil der Probanden solche sah, die vor den Gefahren des Schalls warnten, während andere neutrale Berichte erhielten. Anschließend setzte man die Teilnehmer zehn Minuten lang Infraschall aus, dann ebenso lange einem angeblichen Infraschall. Es zeigte sich, dass der falsche Infraschall den Probanden ebenso zu schaffen machte wie der echte, jedoch nur denjenigen, die zuvor die alarmierenden Videos gesehen hatten, denn diese berichteten in beiden Fällen von mehr und stärkeren Beschwerden. Siehe dazu Nocebo-Effekt.

    Die unzähligen Krankheitsgeschichten im Internet wecken aber auch Ängste bei Menschen, die sich bisher wenig Gedanken über ihre Gesundheit gemacht haben, wobei vor allem viele medizinische Informationen im Netz bekommen, deren Wahrheitsgehalt kaum einschätzbar ist, was viele Menschen verunsichert. Oft führt die Furcht vor einer möglichen Krankheit in einen Teufelskreis, denn die Angst vor einer Krankheit verschlimmert leichte Symptome tatsächlich. Cyberchonder tun häufig nichts nichts anderes mehr, als im Internet ihre Symptome zu prüfen, was zu einer Art Sucht führen kann. Z.B. charakterisiert die Orthorexia nervosa  eine Besessenheit vom gesunden Essen bzw. krankheitswertigem Gesundessen. Dabei handelt es sich um eine Essstörung, bei der die ständige Sorge um Gesundheit zu einer krankhaften Fixierung auf gesundes Essen führt.

    Der Schlüssel zu einer Bekämpfung dieser Störung ist Medien- und Informationskompetenz, denn wer sich über gesundheitliche Themen informieren will, sollte seriöse und wissenschaftlich fundierte Quellen kennen und nutzen. Außerdem gehört Selbstreflexion dazu: Warum gehe ich eigentlich ins Internet? Wie gehe ich mit Verunsicherung um? Wenn eine Internetrecherche durch Angst getrieben wird, neigen Menschen dazu, möglichst viele Information, teils selektiv zu suchen, sodass in diesem Fall ist insbesondere die Nutzung seriöser Quellen relevant ist, um nicht in einen Teufelskreis aus Internetnutzung und Angst zu gelangen.

    Zum Begriff: Cyberchondrie ist ein Kofferwort aus Cyber und Hypochondrie, Cyber steht für Internetnutzung und chondria für die Krankheitsangst.

    Literatur

    http://psychologie-news.stangl.eu/147/cyberchondrie-hypochondrie-durch-das-internet (11-11-15)
    https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/wissen/cyberchondrie (19-11-21)

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