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Backfire-Effekt

    Der Backfire-Effekt bezeichnet in der Kommunikationspsychologie die Tendenz, Kritik ernster zu nehmen, wenn sie nur vehement und drastisch genug vorgebracht wird und dadurch zugleich besonders herausfordert, in gleicher Weise zu reagieren. Je mehr Kritiker eifern, desto wirkungsvoller spielen sie der anderen Seite zu, indem sie diese in ihrer starren Überzeugung bestärken. Forscher der Universität Michigan haben diesen Backfire-Effekt beschrieben und gezeigt, wer etwa in der Politik mit Fakten und Argumenten agiert, wird bei Fundamentalisten oftmals nur das Gegenteil des Angestrebten bewirken. Das findet sich aber auch in anderen Lebensbereichen, z.B. im IT-Bereich in Diskussionen zwischen Verfechtern unterschiedlicher Betriebssystem, etwa des Apple-Betriebssystems Mac-OS, Windows und Linux, oder in Diskussionen um Umweltverschmutzung, Alternativmedizin oder Alternativbewegungen.

    Ins solchen ausufernden Diskussionen geraten die Kontrahenten in eine Rechtfertigungsspirale, wie man sie in Internetforen, auf  Twitter, auf Facebook, in Weblogs und den Kommentaren verfolgen kann. Jeder hat eine Meinung und kann dann  zu allem etwas sagen, wobei auf Grund der Anonymität die Argumente oft unsachlich, unterstellend, polemisch und persönlich beleidigend werden. Das liegt daran, dass in Kommentaren, Foren und Social Medias vornehmlich Meinungen und Vorurteile ausgetauscht werden, die auf simplen aber unbewiesenen Annahmen, Klischees oder schlicht Irrtümern beruhen. Die wenigsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen dann sachliche Argumente ein oder gehen auf die der anderen ein, doch der Ton wird mit der Zeit lauter und die Sprache extremer. Das Fatale an solchen Diskussionen ist, dass je mehr man sich bemüht, seine Sache zu begründen und sich zu rechtfertigen, desto schlimmer wird es, denn der Kritiker will die Argumente gar nicht hören, sondern will nur beweisen, dass er recht hat und der andere unrecht.  Die beste Möglichkeit ist das Aussteigen aus der Negativspirale. Eine andere Methode besteht darin, andere Begriffe für einen Mythos zu verwenden, den wer die Legende eines Kontrahenten erschüttern will, darf diesen niemals beim Namen nennen.


    Historisches: Schon Blaise Pascal erkannte, dass auch die klügste Gegenargumentation nicht das Mittel der Wahl ist, um jemanden von einer vermeintlich falschen Einstellung abzubringen. Das Gegenteil ist der Fall, denn der Mensch fühlt sich dann angegriffen und hält trotz offensichtlichen Gegenbeweisen noch viel stärker an seinem eigenen Standpunkt fest. In den Pensées beschreibt Pascal, dass Menschen sich von Argumenten viel eher überzeugen lassen, die sie selbst entwickelt haben, als von Argumenten, die andere in die Diskussion bringen. Da niemand gerne zugibt, sich geirrt zu haben, empfiehlt Pascal, sein Gegenüber zunächst in den Punkten, in denen es richtig liegt, zu unterstützen, indem man ihm zustimmt. Um dann den anderen in einem zweiten Schritt vom eigenen Standpunkt zu überzeugen, sollte man vielmehr sein Gegenüber so lenken, dass dieser das Gegenargument aus eigenem Antrieb vertritt.


    Erklärt von Harald Lesch im folgenden Video:


    [Quelle:https://www.youtube.com/embed/OQem_nMk65I]


    Literatur

    Nyhan, B. & Reifler, J. (2010). When Corrections Fail: The Persistence of Political Misperceptions. Political Behavior, 32, 303-330.
    http://karrierebibel.de/der-backfire-effekt-wann-sie-nicht-auf-kritiker-horen-sollten/ (12-02-06)
    http://www.nachrichten.at/nachrichten/meinung/leitartikel/Kommentar;art11085,813747 (12-02-06)
    https://www.welt.de/kmpkt/article162953622/So-ueberzeugst-du-andere-von-deinen-Argumenten.html (17-03-22)


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