Selbstberichte spielen in der psychologischen Forschung eine zentrale Rolle, da sie Forschern ermöglichen, Informationen über individuelle Erfahrungen, Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen zu sammeln, die möglicherweise nicht direkt beobachtbar sind. Diese Methode wird häufig in der klinischen Psychologie, der Sozialpsychologie, der Persönlichkeitspsychologie sowie in der Forschung zu Lebensqualität und psychischer Gesundheit verwendet. Selbstberichte sind in der Regel in Form von Fragebögen, Interviews oder Tagebüchern zu finden und bieten eine direkte Perspektive der Teilnehmer auf ihre eigene Wahrnehmung und ihr Erleben.
Selbstberichte ermöglichen es Forschern, eine große Menge an Daten in relativ kurzer Zeit zu sammeln. Besonders in groß angelegten Studien sind sie eine kostengünstige Methode, um auf eine Vielzahl von Variablen zuzugreifen (Furnham, 2008). Da Selbstberichte direkte Einblicke in die subjektiven Erfahrungen von Personen bieten, sind sie in Bereichen wie der Emotionsforschung oder der Untersuchung von Einstellungen von unschätzbarem Wert (Schwarz & Oyserman, 2001). Selbstberichte werden sowohl in experimentellen als auch in korrelativen Studien eingesetzt und bieten Forschern die Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen und Verhalten zu untersuchen (Podsakoff, MacKenzie, Lee & Podsakoff, 2003).
Ein häufiges Problem bei Selbstberichten ist die Tendenz der Teilnehmer, sozial erwünschte Antworten zu geben, was die Validität der Daten beeinträchtigen kann, was insbesondere in der Untersuchung von heiklen Themen wie Suchtverhalten oder moralischen Einstellungen problematisch sein kann (Paulhus, 1991). Außerden neigen Probandinnen und Probanden manchmal zu systematischen Verzerrungen, wie der Tendenz, immer positive oder immer neutrale Antworten zu wählen (z.B. Akquieszenz oder Mitte-Tendenz) (Baumeister, Vohs & Funder, 2007). Darüber hinaus sind Menschen nicht immer in der Lage, sich selbst genau zu beurteilen, was zu Verzerrungen in den Antworten führen kann. Unbewusste Verzerrungen, wie die Verzerrung durch Selbstüberschätzung, können die Validität der Ergebnisse beeinträchtigen (Dunning, Heath & Suls, 2004).
Um Verzerrungen zu minimieren, werden verschiedene Methoden eingesetzt:
- Anonymität und Vertraulichkeit: Die Gewährleistung von Anonymität kann die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass Teilnehmer sozial erwünschte Antworten geben (Krumpal, 2013).
- Skalen zur Messung von Antwortverzerrungen: Forscher nutzen Skalen, um sozial erwünschte Antworten und andere Verzerrungen zu messen und diese bei der Datenanalyse zu kontrollieren (Paulhus, 1984).
- Kombination mit anderen Methoden: Die Triangulation, also der Einsatz mehrerer Datenerhebungsmethoden (z.B. Beobachtungen oder physiologische Messungen), kann dazu beitragen, die Validität der Ergebnisse zu erhöhen (Creswell & Plano Clark, 2017).
Literatur
Baumeister, R. F. Vohs, K. D., & Funder, D. C. (2007). The self in social psychology. Psychology Press.
Creswell, J. W, & Plano Clark, V. L. (2017). Designing and conducting mixed methods research (3rd ed.). Sage publications.
Dunning, D., Heath, C.,& Suls, J. M. (2004). Flawed self-assessment: Implications for health, education, and the workplace. Psychological Science in the Public Interest, 5, 69–106.
Furnham, A. (2008). Response styles in self-report: The case of personality questionnaires. Personality and Individual Differences, 44, 1157–1168.
Krumpal, I. (2013). Determinants of social desirability bias in sensitive surveys: A literature review. Quality & Quantity, 47, 2025–2047.
Paulhus, D. L. (1984). Two-component models of socially desirable responding. Journal of Personality and Social Psychology, 46, 598–609.
Paulhus, D. L. (1991). Measurement and control of response bias. In J. P. Robinson, P. R. Shaver & L. S. Wrightsman (Eds.), Measures of social psychological attitudes (pp. 17–59). Academic Press.
Podsakoff, P. M., MacKenzie, S. B., Lee, J.-Y. & Podsakoff, N. P. (2003). Common method biases in behavioral research: A critical review of the literature and recommended remedies. Journal of Applied Psychology, 88, 879–903.
Schwarz, N.,& Oyserman, D. (2001). Asking questions about behavior: Cognition, communication, and questionnaire construction. In J. A. Robinson & P. R. Shaver (Eds.), Measures of social psychological attitudes (pp. 177–219). Academic Press.