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Exopsychologie

    ExopsychologieExopsychologie, auch als außerirdische Psychologie oder extraterrestrische Psychologie bekannt, ist ein spekulatives Forschungsgebiet, das sich mit der möglichen Psychologie und dem Verhalten von hypothetischen außerirdischen Lebensformen befasst. Diese Disziplin versucht, Konzepte und Theorien aus der irdischen Psychologie auf potenzielle außerirdische Intelligenz anzuwenden und zu erweitern. Hauptaspekte der Exopsychologie umfassen:

    • Kognition: Wie könnten außerirdische Wesen denken und Informationen verarbeiten?
    • Kommunikation: Welche Formen der Kommunikation könnten bei außerirdischen Spezies existieren?
    • Emotionen: Würden Außerirdische Emotionen haben, und wenn ja, wie könnten diese aussehen?
    • Sozialverhalten: Wie könnten sich außerirdische Gesellschaften organisieren?
    • Wahrnehmung: Wie könnten Außerirdische ihre Umwelt wahrnehmen?
    • Bewusstsein: Welche Formen von Bewusstsein könnten bei außerirdischen Lebensformen existieren?
    • Motivation: Was könnte außerirdische Wesen antreiben oder motivieren?

    Die Exopsychologie ist eng mit der Astrobiologie und SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) verbunden, und spielt eine wichtige Rolle in Überlegungen zur möglichen Kontaktaufnahme mit außerirdischen Zivilisationen und in der Science-Fiction-Literatur und -Filmproduktion. Allerdings ist die Exopsychologie aufgrund des Fehlens von empirischen Daten über außerirdisches Leben weitgehend spekulativ und basiert auf Extrapolationen aus unserem Verständnis der irdischen Psychologie und Biologie.

    Übrigens hat der deutsche Philosoph Immanuel Kant in seinem Werk »Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels« in einem Anhang von den Bewohnern der Gestirne geschrieben. Er ist ein Anhang und dritten Teil der 1755 erschienenen Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels und beschäftigt sich mit der Frage nach außerirdischem Leben. Nach Kant ist die Existenz von Lebewesen auf anderen Planeten unseres Sonnensystems sehr wahrscheinlich. Zudem formuliert er ein Sonnenabstandsgesetz, nach dem die geistigen Fähigkeiten von Lebewesen zunehmen, je weiter sie von der Sonne entfernt leben. Demnach seien Lebewesen auf dem Jupiter den Menschen geistig weit überlegen, während Merkurbewohner den Erdbewohnern intellektuell deutlich unterlegen seien. Aus einer geistigen Überlegenheit folge zudem eine moralische Überlegenheit, weswegen die Menschen aus geistiger und moralischer Perspektive nicht mehr als „Krone der Schöpfung“ zu betrachten seien. Kants Theorie des außerirdischen Lebens wurde in der Philosophie- und Astronomiegeschichte wenig beachtet, auch weil sich seine Thesen aus heutiger Perspektive als unplausibel herausgestellt haben. 

    „Es ist merkwürdig, daß wir uns für ein vernünftiges Wesen keine andere schickliche Gestalt, als die eines Menschen denken können. Jede andere würde allenfalls wohl ein Symbol von einer gewissen Eigenschaft des Menschen – z. B. die Schlange als Bild der boshaften Schlauigkeit –, aber nicht das vernünftige Wesen selbst vorstellig machen. So bevölkern wir alle andere Weltkörper in unserer Einbildungskraft mit lauter Menschengestalten, obzwar es wahrscheinlich ist, daß sie nach Verschiedenheit des Bodens, der sie trägt und ernährt, und der Elemente, daraus sie bestehen, sehr verschieden gestaltet sein mögen.“

    Exopsychologie ist demnach ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich mit der hypothetischen Psychologie außerirdischer Lebensformen befasst. Der Begriff wurde in den 1970er Jahren von Timothy Leary geprägt und später von anderen Forschern und Autoren aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Exopsychologie versucht dabei, mögliche psychologische Strukturen, Verhaltensweisen und kognitive Prozesse von nicht-irdischen Intelligenzen zu verstehen und zu beschreiben, wobei sie sich auf Erkenntnisse aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie Psychologie, Biologie, Astronomie, Anthropologie und Kognitionswissenschaften stützt.

    Ein wichtiger Aspekt der Exopsychologie ist die Erforschung der möglichen Auswirkungen von extraterrestrischen Umgebungen auf die Psyche. Dr. Albert A. Harrison, ein Pionier auf diesem Gebiet, argumentiert in seinem Buch „Spacefaring: The Human Dimension“ (2001), dass die psychologischen Herausforderungen der Raumfahrt uns Einblicke in mögliche psychologische Anpassungen außerirdischer Lebensformen geben können. Aufbauend auf den Arbeiten von Albert A. Harrison, stellen Niklas Döbler und Marius Raab die These auf, dass die Suche nach „Intelligenz“ im Universum ein eher undankbares Ziel ist. Sollten wir tatsächlich auf technologisch versiertes außerirdisches Leben treffen, dann können wir nicht unbedingt daraus schließen, dass dieses unseren Vorstellungen von „intelligent“ entspricht. Vorrangig sind es kognitiv hochentwickelte und zu bewussten Handlungen fähigen Bewohner, die uns im Universum begegnen mögen. Die Menschheit kennt derweilen nur ein einziges Lebewesen, das Weltraumforschung betreibt: sich selbst. „Argumentieren wir vorsichtig und wissenschaftlich fundiert, können wir aus unserer Existenz auf mögliche physische und psychische Konfigurationen von Außerirdischen schließen“ führt Raab aus. Dass das auch andersherum geht, zeigen die unzähligen Darstellungen von Außerirdischen in Film und Fernsehen und die dort eher als Projektionsfläche für allzu menschliche Themen und Konflikte (Rassismus, Fremdheit, Kolonialismus) dienen. „Außerirdische sind schon längst psychologisch präsent. Durch das Nachdenken über sie können wir auch eine Menge über uns selbst lernen und das ist ja genau das, was die Psychologie will“ so Döbler weiter. Die Exoposychologie ist daher ein weiteres Beispiel für die innovativen und Ansätze, die der Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre verfolgt um unsere Spezies besser zu verstehen.

    Die Exopsychologie ist eng mit dem SETI-Programm (Search for Extraterrestrial Intelligence) verbunden. Dr. Jill Tarter, eine führende SETI-Wissenschaftlerin, hat in ihren Vorträgen und Publikationen immer wieder die Bedeutung psychologischer Überlegungen bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz betont.

    Die Exopsychologie beschäftigt sich auch mit der Frage, wie wir mit außerirdischen Intelligenzen kommunizieren könnten. Dr. Douglas Vakoch, der Präsident von METI (Messaging Extraterrestrial Intelligence), hat in seinem Buch „Communication with Extraterrestrial Intelligence“ (2011) verschiedene Ansätze zur interstellaren Kommunikation vorgestellt, die psychologische Aspekte berücksichtigen.

    Ein weiterer Beitrag zur Exopsychologie kommt von Dr. Kathryn Denning, einer Anthropologin der York University. In ihren Arbeiten untersucht sie, wie kulturelle und kognitive Voreingenommenheiten unsere Vorstellungen von außerirdischem Leben beeinflussen und wie wir diese Voreingenommenheiten bei der Entwicklung exopsychologischer Theorien berücksichtigen müssen. Denning beschäftigt sich als Anthropologin vor allem mit verschiedenen Aspekten der Suche nach und potenziellen Entdeckung von außerirdischem Leben. Denning untersucht daher, wie Menschen auf mögliche Entdeckungen außerirdischen Lebens reagieren könnten. Sie analysierte die Sprache in Medienberichten über frühere Ankündigungen solcher Entdeckungen, mit Fokus auf mikrobiellem Leben, und sie befasst sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der Entdeckung außerirdischen Lebens. Denning arbeitet an anthropologischen Perspektiven zum Thema außerirdisches Leben. Dabei geht es vor allem um menschliche Vorstellungen und Reaktionen und hat daher zur Kommunikation mit potenziell intelligenten außerirdischen Zivilisationen geforscht , wobei der Fokus auf menschlichen Interpretationen und Reaktionen auf mögliche Signale aus dem All liegt.

    Es ist wichtig zu betonen, dass die Exopsychologie ein spekulatives Feld ist, da wir bisher keine Beweise für die Existenz außerirdischen Lebens haben. Dennoch argumentieren Befürworter wie Dr. Gabriel G. de la Torre in seinem Artikel „Toward a New Cosmic Consciousness: Psychoeducational Aspects of Contact with Extraterrestrial Civilizations“ (2014), dass die Exopsychologie wertvolle Einsichten in die menschliche Psychologie und Kognition liefern kann, indem sie uns zwingt, über alternative Formen von Intelligenz und Bewusstsein nachzudenken.


    Hinweis: Bei diesem Begriff handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Konstrukt, das in verschiedenen Medien, Lifestyle-Magazinen und in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen bzw. eine gewisse Verbreitung gefunden haben.

    Literatur

    Döbler, N. A. & Carbon, C.-C. (2023). Affordances in outer space: Forms of life, material engagement, and meaning within space exploration and SETI. Acta Astronautica, 210, 350–363.
    Döbler, Niklas Alexander & Raab, Marius (2021). Thinking ET: A discussion of exopsychology. Acta Astronautica, 189, 699- 711.
    Stangl, W. (2022, 12. April). Gibt es eine Psychologie von Außerirdischen? Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/5330/gibt-es-eine-psychologie-von-ausserirdischen
    https://www.wired.com/2012/04/space-anthropology/?utm_source=textcortex&utm_medium=zenochat (13-12-12)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Von_den_Bewohnern_der_Gestirne (22-11-14)


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