Zum Inhalt springen

Abstandseffekt

    spacing effect AbstandseffektDer Abstandseffekt – spacing effect – beschreibt ein lernpsychologisches Phänomen, das besagt, dass Informationen besser behalten werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum verteilt wiederholt werden, als wenn sie in kurzen Abständen hintereinander gelernt werden (massiertes Lernen). Der Abstandseffekt bewirkt, dass Informationen besser im Langzeitgedächtnis verankert und längerfristig abgerufen werden können, wodurch der natürliche Abbauprozess des Gedächtnisses verlangsamt wird. Eine solche verteilte Wiederholung führt zu einem nachhaltigeren Lernerfolg, so dass insgesamt weniger Zeit zum Lernen benötigt wird. Die beste Art, den Lerneffekt zu nutzen, ist ein Lernplan mit genau geplanten Wiederholungen.

    Der Gedächtnisvorteil, der sich aus der Verteilung des Lernens über die Zeit und nicht über aufeinanderfolgende Sitzungen ergibt, ist einer der robustesten Effekte in der kognitiven Psychologie.

    Ausgenutzt wird dieser Effekt bei der Methode der Spaced Repetition bzw. verteilten Wiederholung, einer evidenzbasierten Lerntechnik, die in der Regel mit Karteikarten oder ähnlichen Hilfsmitteln durchgeführt wird. Neu eingeführte und schwierigere Inhalte auf Karteikarten werden dabei häufiger bearbeitet, während ältere und weniger schwierige Karteikarten weniger häufig bearbeitet werden, um den psychologischen Abstandseffekt auszunutzen. Der Einsatz von verteilten Wiederholungen erhöht nachweislich auch die Lerngeschwindigkeit.

    Während sich frühere Arbeiten hauptsächlich auf die wiederholte Exposition gegenüber derselben Information konzentrierten, ist der Gedächtnisinhalt in der realen Welt dynamisch, wobei einige Informationen stabil bleiben, während andere variieren. Daher bleiben offene Fragen über die Wirksamkeit des Spacing-Effekts angesichts der Variabilität des mnemotechnischen Inhalts. In zwei Experimenten untersuchten Cowan et al. (2024) die Beiträge der mnemotechnischen Variabilität und der Zeitskala der Abstandsintervalle, die von Sekunden bis zu Tagen reichen, zum Langzeitgedächtnis. In den Experimenten bat man die Probanden, wiederholt Paare von Gegenständen und Szenen zu betrachten, die entweder bei jeder Wiederholung gänzlich identisch waren oder der Gegenstand blieb identisch, doch die Szene veränderte sich jedes Mal. Beim Erinnern wirkten sich sowohl die mnemotechnische Variabilität als auch die Abstandsintervalle positiv auf das Gedächtnis aus, wobei die mnemotechnische Variabilität jedoch bei kürzeren Abstandsintervallen größer war. Im Gegensatz dazu wirkte sich beim assoziativen Gedächtnis eher die Wiederholung als die mnemotechnische Variabilität positiv auf das Gedächtnis aus, und die Abstandsintervalle wirkten sich nur dann positiv aus, wenn keine mnemotechnische Variabilität vorhanden war. Diese Ergebnisse zeigen, dass die mnemotechnische Variabilität und die Zeitskala der Abstandsintervalle eine entscheidende Rolle für den Abstands-Effekt spielen.

    Literatur

    Cowan, Emily T., Zhang, Yiwen, Rottman, Benjamin M. & Murty, Vishnu P. (2024). The effects of mnemonic variability and spacing on memory over multiple timescales. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121, doi: 10.1073/pnas.2311077121.
    Glas, Annet, Hübener, Mark, Bonhoeffer, Tobias & Goltstein, Pieter M. (2020). Spaced training enhances memory and prefrontal ensemble stability in mice. Current Biology, doi:10.1101/2020.12.17.417451.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert