Das Korsakow-Syndrom (Korsakow-Psychose, Morbus Korsakow, amnestisches Psychosyndrom) ist eine Beeinträchtigung der Verarbeitung neuer Informationen im Kurzzeitgedächtnis, um diese dauerhaft im Langzeitgedächtnis zu speichern. Es kommt zu einer tiefen und permanenten Auslöschung des Gedächtnisses , wobei die Erinnerung an kurz zurückliegende Ereignisse fast gänzlich zerstört ist. Eindrücke aus der unmittelbaren Vergangenheit werden als erste getilgt, während solche, die aus früherer Zeit stammen, genau erinnerlich sind, so dass die Auffassungsgabe des Betroffenen, sein Scharfsinn und seine geistige Beweglichkeit weitgehend unbeeinträchtigt bleiben. Auch wenn das Korsakow-Syndrom häufig als Alkoholdemenz bezeichnet wird, gehört das amnestische Syndrom nicht zu den Demenzerkrankungen, da keine intellektuellen Störungen vorkommen beziehungsweise nicht im Vordergrund des Syndroms stehen.
Häufig tritt das Korsakow-Syndrom im Anschluss an eine Wernicke-Enzephalopathie auf, eine Gehirnerkrankung, die durch einen Vitamin-B1-Mangel ausgelöst wird, meist ebenfalls im Zusammenhang mit einem chronischen Alkoholmissbrauch, dann spricht man auch vom Wernicke-Korsakow-Syndrom. Bei vorrausgehender Wernicke-Enzephalopathie können je nach Schädigungsort im Gehirn weiteren Symptome auftreten, etwa Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Störungen der Augenbewegungen, Gangbild-Veränderung durch Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie) und Fehlregulationen des vegetativen Nervensystems, etwa mit Abfall der Körperkerntemperatur oder des Blutdrucks.
Dieses Syndrom wird demnach meist durch alkoholisch-toxische Einflüsse verursacht, kommt aber selbst bei starken Trinkern eher selten vor. Weitere mögliche Ursachen von Schädigungen dieser Art sind Hirntumore oder Hirnverletzungen mit Beeinträchtigung der Mammillarkörper. Das akute Korsakow-Syndrom geht mit hohem Fieber einher und der Betroffene phantasiert und hat extreme Gedächtnisstörungen, wobei nach einigen Tagen das Fieber ab klingt und irreparable Schäden und ständige Konfabulationen zurück bleiben. Betroffene Menschen können sich an die Zeit vor der Neuronenzerstörung erinnern, haben also noch Zugriff auf das Langzeitgedächtnis, neue Informationen können jedoch nicht mehr im Kurzzeitgedächtnis verarbeitet und später im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Das sensorische und das Langzeitgedächtnis sind nicht beeinträchtigt, aber ohne die unerlässliche Verarbeitung im Bindeglied Kurzzeitgedächtnis können Erlebnisse, Ereignisse, Daten und andere Informationen nicht mehr an das bisher Gespeicherte anknüpfen, sodass neues Lernen dadurch nahezu unmöglich wird. Das Korsakow-Syndrom hat auch fatale Folgen in Bezug auf die eigene Identität, denn Korsakow–Patienten befinden sich in gleichgültigen oder heiteren Stimmungslagen, wobei der Gedächtnisverlust einen Empfindungsverlust mit sich bringt. Wahrnehmungen folgen für die Betroffenen einander in unbegreiflicher Schnelligkeit, ohne aber verarbeitet zu werden. Korsakow-Patienten sind sich ihrer Gedächtnisstörung gleichzeitig bewusst und auch nicht bewusst, da sie zwar merken, dass etwas fehlt und sie ständig auf Widersprüche zwischen ihrem aktuellen Informationsstand und der Realität stoßen, gleichzeitig vergessen sie allerdings auch diese Widersprüche nach kurzer Zeit. Sie knüpfen Erfahrungen in der Gegenwart immer wieder neu an einen fixierten, längst vergangenen Zeitpunkt ihres früheren Lebens an. Dadurch sind sie zeitlich und räumlich desorientiert und ohne Kontinuität, sodass Jahre ihres Lebens durch das Vergessen verloren gehen.
Das Korsakow-Syndrom besitzt keine gute Langzeitprognose, die Lebenserwartung hängt jedoch stark vom Ausmaß der bereits entstandenen Hirnschäden ab. Durch eine umgehende Alkohol-Abstinenz und Umstellung auf eine ausgewogene Ernährung ist es möglich, dass sich Kurzzeitgedächtnisstörungen teilweise zurückbilden können. Die Mortailität bei optimaler Therapie bei der Wernicke-Korsakow-Erkrankung liegt bei fünfzehn bis zwanzig Prozent, wobei eine Besserung nach einer Therapie bei etwa einem Siebtel der Betroffenen eintritt.
Der russische Psychiater und Neuropsychologe Sergej S. Korsakow beschrieb dieses Syndrom schon im Jahre 1887 mit den Worten: „Die Erinnerung an kurz zurückliegende Ereignisse ist fast gänzlich zerstört; Eindrücke aus der unmittelbaren Vergangenheit werden offenbar als erste getilgt, während solche, die aus früherer Zeit stammen, genau erinnerlich sind, so dass die Auffassungsgabe des Patienten, sein Scharfsinn und seine geistige Beweglichkeit weitgehend unbeeinträchtigt bleiben.“
Literatur
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Gedaechtnis-Selbst.shtml (11-02-21)
https://www.gesundheit.de/krankheiten/gehirn-und-nerven/korsakow-syndrom (21-12-01)