Zum Inhalt springen

Kindheitstraumata

    Erfahrungen von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung in Kindheit und Jugend gelten als zentrale Risikofaktoren für vielfältige psychische Störungen, wobei Betroffene häufig noch im Erwachsenenalter unter den Folgen solcher Erfahrungen leiden. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen gehört die Posttraumatische Belastungsstörung, wobei die Betroffene häufig unter ausgeprägten Schlafstörungen, einer erhöhten inneren Anspannung, Albträumen, spontanen und unkontrollierbaren Erinnerungen an die Gewalt- und Missbrauchserfahrungen – Intrusionen und Flashbacks – sowie einem äußerst negativen Selbstbild leiden. Nicht selten erleben sie häufig Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen.

    Untersuchungen zeigen, dass Traumata und andere starke Stresserfahrungen in der Kindheit Risikofaktoren sind für eine Reihe von Erkrankungen im späteren Leben darstellen, etwa für Depressionen, Angststörungen und Abhängigkeiten, aber auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Diabetes, Immunerkrankungen und Krebs. Offensichtlich scheint sich im Organismus, im Gehirn, im Immunsystem durch das Kindheitstrauma etwas zu verstellen, das anfälliger macht für bestimmte Erkrankungen, denn das Gehirn verarbeitet den Stress und wird massiv durch solche Erfahrungen geformt, wobei die Genetik den Bauplan vor gibt, doch was an Verbindungen im Gehirn ausgebildet wird, hängt von realen Erfahrungen ab. Man vermutet daher, dass starke emotionale Erfahrungen und Stress früh in der Entwicklung eines Kindes  genau jene Verbindungen beeinträchtigen, die an der Anpassung an Stress beteiligt sind, wodurch die Betroffenen später anfälliger für solche Erkrankungen werden. Frühe Stress- oder Traumaerfahrungen verändern vor allem den Schwellenpunkt im Gehirn und im Körper für weitere Stressreaktionen, d. h., Menschen werden später selbst bei geringerer Belastung eher depressiv, wobei nach der Pubertät und im Erwachsenenalter weitere Faktoren hinzu kommen, die Krankheiten ausgelösen können. Es gibt allerdings nur wenige Studien mit traumatisierten Kindern, die über die über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet werden, wobei auch größtenteils keine biologischen Marker gemessen wurden. Einige Kinder bleiben bekanntlich auch trotz eines Traumas gesund, siehe dazu die Faktoren Vulnerabilität und Resilienz.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** „Vor allem langandauernde und schwere Traumatisierungen finden bei Kindern meist in einem Umfeld von realer und/oder emotionaler Isolierung, das heißt, in Abwesenheit von fürsorglichen, beziehungsfähigen Betreuungspersonen statt. Oft haben die Bezugspersonen schwer traumatisierter Kinder neben Beziehungsproblemen auch Probleme mit der Impulskontrolle und Sucht. Die Kinder sind gleichzeitig Schädigungen auf ganz verschiedenen Ebenen ausgesetzt und u.U. früh verhaltensauffällig. Dies bringt weitere negative Erfahrungen mit sich: im Tagesheim (Kinderkrippe), Kindergarten und später in der Schule. Dort entstehen sekundäre Gefährdungen, d.h. .Reaktionen auf die Folgen der Traumatisierung. Beispiel: Ein Kind, das geschlagen wird, hat Angst. Aus Angst nässt oder kotet es ein. Deswegen wird es in Kindergarten und Schule gehänselt und gemieden. Darauf reagieren die meisten Kinder mit Rückzug oder Aggression. Ein Teufelskreis“ (Gallasch-Stebler, 2012).

    Literatur

    Gallasch-Stebler, A. (2012). Nächste Station Erde. Langzeittherapie eines schwer traumatisierten Kindes in Praxis und Theorie. Pabst.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::