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Retardierung

    1. Definition
    Das Lexikon der Ausbildungspraxis versteht unter Retardierung die verzögerte Entwicklung eines Menschen im Vergleich zum normalen Entwicklungstempo Gleichaltriger. Retardierte Menschen trifft man weniger bei körperlichen als bei geistigen Fähigkeiten an. Diese geistige Retardation wird nicht nur auf biologische Einflüsse, sondern auch auf  Umwelteinflüsse zurückgeführt (vgl. Paulik 1994, S. 205).

    2. Definition
    Laut dem Lexikon der Psychologie ist Retardierung eine verzögerte Entwicklung. Meist wird damit der Abstand der Intelligenzleistung im Vergleich zu der Altersnorm bezeichnet. Der Begriff kann auch Entwicklungshemmungen im körperlichen Bereich umfassen. Es wird damit aber keinen Hinweis auf die Ursachen der verzögerten Entwicklung gegeben (vgl. Lexikon der Psychologie 1980, Sp. 1908; Stichwort: Retardation).

    3. Definition
    Das Psychologische Wörterbuch Dorsch versteht unter Retardierung eine Zurückhaltung, Verlangsamung. Genauer gesagt die Verlangsamung der Intelligenzentfaltung zur Altersnorm. Zudem wird darunter das Zurückbleiben in stammesgeschichtlicher und individualgenetischer Hinsicht verstanden. So existiert die Theorie, dass die körperliche Reifung zugunsten der Hirnentwicklung beim Menschen im Vergleich zu Tieren verzögert abläuft (vgl. Häcker & Stapf 1994, S. 664).

    4. Definition
    Laut Dietrich/Walter versteht man unter Retardation das verlangsamte Ablauftempo von Entwicklungs- und Wachstumsvorgängen, sowie das verspätete einsetzen von Reifungsprozessen im körperlichen und seelischen Bereich. Retardation wird bereits im Säuglings- und Kleinkindalter sichtbar. Die Auswirkungen von Retardation auf die Leistungsfähigkeit von Kindern wird zumeist als negativ betrachtet, z.B. Minderleistungen, schlechte Berufsbewältigung, Neigung zur Neurosenbildung wie die Entwicklung von Minderwertigkeitskomplexen, Anpassungsschwierigkeiten, regressive Verhaltensweisen usw. (vgl. Dietrich & Walter 1970, S. 86).

    5. Definition
    Das Bertelsmann Lexikon der Psychologie versteht unter Retardierung eine Verzögerung oder Hemmung. Dies bezieht sich in erster Linie auf eine Entwicklungsverzögerung beim Menschen im Vergleich zu Tieren und bei Kindern und Jugendlichen vor dem 18. Lebensjahr im Vergleich zur Altersnorm. Im Zentrum stehen ein verlangsamtes Wachstum bzw. eine verzögerte Entwicklung der Intelligenz (Bertelsmann Lexikon – Lexikon der Psychologie 1995, S. 413; Stichwort: Retardation).

    retardieren retardierungIn der Pubertät verändert sich die Wirkung der Hormone, es entstehen größere Unterschiede in den von Mädchen und Jungen produzierten Hormone, welche die Persönlichkeit beeinflussen können. Die Hypophyse erhält durch den Hypothalamus den Auftrag zur Hormonproduktion, welche die Pubertät einleiten. Bei Mädchen produzieren die Eierstöcke schon im Alter von etwa neun Jahren die Hormone Östrogen und Progesteron. Bei Jungen wird mit etwa elf Jahren die Produktion des Testosterons in den Keimdrüsen angeregt sowie die des Androgens in der Nebennierenrinde. Hinsichtlich der körperlichen Entwicklung kann es bei Jugendlichen hinsichtlich einer Vergleichsgruppe zu Akzeleration und Retardation kommen. Das Wachstum und die Reifung können bei Jugendlichen im Vergleich zum Altersdurchschnitt beschleunigt, akzeleriert oder verlangsamt, retardiert vollzogen werden. Es kann vermutet werden, dass die gleiche menschliche Rasse in verschiedenen historischen Zeiten zu unterschiedlichen Alterszeitpunkten pubertierte. In diesen Fällen spricht man von säkulärer Akzeleration bzw. Retardation. Die körperliche Retardation und Akzeleration ist mit gewissen Risiken, vor allem in Bezug auf psychische Störungen, Sexualverhalten und Drogengebrauch, verbunden. Diesen kann aber durch Aufklärung in Familie und Schule gut vorgebeugt werden (vgl. Mietzel, 2002, S. 360f; Oerter & Montada, 2002, S. 281f).

    Literatur
    Bertelsmann Lexikon – Lexikon der Psychologie (1995). Bertelsmann Lexikon – Lexikon der Psychologie. Gütersloh: Bertelsmann Lexikon Verlag.
    Dietrich, G. & Walter, H. (1970). Grundbegriffe der psychologischen Fachsprache. München: Ehrenwirth Verlag
    Häcker, H. & Stapf, K. (1994). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans-Huber.
    Lexikon der Psychologie (1980). Lexikon der Psychologie. Dritter Band. Freiburg: Verlag Herder.
    Mietzel, G. (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend. Weinheim: BeltzPVU.
    Oerter, R. & Montada, L. (2002). Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz.
    Paulik, H. (1975). Lexikon der Ausbildungspraxis. München: Verlag Moderne Industrie.


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