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negativ therapeutische Reaktion

    Die negativ therapeutische Reaktion ist ein von Sigmund Freud beschriebenes Phänomen im Rahmen der Psychoanalyse, das den Umstand kennzeichnet, dass sich im Rahmen einer Therapie zwar die Lebenssituation der Klienten verbessert, und trotzdem geht es ihnen nicht besser, denn irgendetwas in ihrer Psyche widersetzt sich dem Therapiefortschritt und verhindert die Besserung des Wohlbefindens. Typisch für eine solche Reaktion ist vor allem das unerwartete Auftreten und die überraschende Wende eines ansonsten positiven Behandlungsverlaufs. Meist tritt eine negativ therapeutische Reaktion bei Klienten auf, die unter Ich-strukturellen Beeinträchtigungen leiden, deren Kernproblem in der Affektregulierung oder einer Regulierungsstörung des Selbst-Objekt-Bezugs liegt. Zunächst ist bei ihnen ist die positive Entwicklung im Rahmen der Therapie besonders erfreulich, und wird auch dankbar akzeptiert, doch dann erscheint die Wendung ins Gegenteil wie ein Art Fluch, als wenn es nichts Positives geben dürfte. Freud vermutet als Ursache für die negativ therapeutische Reaktion ein Schuldgefühl, das im Kranksein seine Befriedigung findet und auf die Strafe des Leidens nicht verzichten will bzw. ein unbewusstes Strafbedürfnis wendet sich gegen jede Freude und damit gegen den Therapieerfolg.

    Die in vielfältigen Formen auftretende negative therapeutische Reaktion wird auch häufig als Wiederkehr unbewältigter Störungen der Loslösung aus der Mutter-Kind-Dyade interpretiert. Andere sehen die Ursache auch in einer zerstörerischen destruktiven Doppel- oder Mehrfachübertragung während einer Therapie. Nicht zuletzt erfolgt ein Abbruch einer Therapie auf Grund einer solchen negativ therapeutische nReaktion, wenn es dem Therapeuten nicht gelungen ist, den Klienten für die gemeinsame Arbeit zu gewinnen, sodass letztlich der Widerstand überwiegt und keine bewusste therapeutische Allianz zustande kommt. Nicht zuletzt kann es auch ein Behandlungsfehler sein, wenn etwa der Therapeut den Zugang zum Unbewussten erzwingen will, statt in Einklang mit dem Unbewussten des Klienten zu arbeiten, was in berechtigtem Ärger auf den Therapeuten münden kann. Typisch bei solchen Fehlern ist auch, wenn der Therapeut seinerseits Widerstand einbringt und den Arbeitsprozess damit zum Erliegen bringt, wobei ein häufiger Abwehrmechanismus seitens des Therapeuten eine projizierte Angst darstellt.

    Den Ursprung dieses Begriffs findet sich in Sigmund Freuds „Das Ich und das Es“. Danach ruft jede „[…] Lösung, die eine Besserung oder ein zeitweiliges Aussetzen der Symptome zur Folge haben sollte und bei anderen auch hat, […] eine momentane Verstärkung ihres Leidens hervor, sie verschlimmern sich anstatt sich zu bessern“ (Freud, 1923, S. 316).

    Literatur

    Freud, S. (1923). Das Ich und das Es. Leipzig. Internationaler Psychoanalytischer Verlag.
    https://onlinesupervisor.de/wissen/hilfe/negative-therapeutische-reaktion/ (18-10-14)


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