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Angststörung

    Vorbemerkung: Einerseits ist Angst ist ein normales Gefühl, das Menschen vor gefährlichen Situationen schützen soll, andererseits kommt bei Menschen, die an einer Angststörung erkrankt sind, die Angst auch in Situationen auf, die objektiv betrachtet keine Gefahr darstellen, wobei das damit verbundene Gefühl der Panik überhand nimmt und nicht mehr zu kontrollieren ist. Angststörungen bewirken erhebliche Belastungen bei den Betroffenen, die bis zur Arbeitsunfähigkeit führen können, wobei akute Angstzustände mit körperlichen Symptomen wie Schwindel, Kreislaufbeschwerden und Übelkeit einhergehen. Die Angst führt zu Konzentrationsschwierigkeiten, motorischer Unruhe, dem Gefühl zu ersticken, Schlafstörungen, häufigem Harndrang, Nervosität, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen. Über die eigenen Ängste zu sprechen ist für die Betroffenen in der Regel nicht einfach, denn zu persönlich, zu absurd, zu erschreckend sind die Gedanken, die das Leben meist aus heiterem Himmel schwer machen. In einer Therapie geht es dann immer darum, einen Umgang mit den eigenen Gedanken zu finden.

    Im Laufe der Evolution konnte der Mensch über das nackte Angstempfinden hinaus, die dabei freigesetzte Energie lenken, um möglichst effektiv der Gefahr zu begegnen. So war es ihm irgendwann dann möglich, sich bei einem Angriff eine alternative Abwehrmethode einfallen zu lassen, statt einfach nur weg zu laufen. Dies lässt erkennen, dass Angst nicht nur eine lebensnotwendige, sondern auch lebenserhaltende Funktion hat. An sich ist Angst daher ein normales menschliches Gefühl, das davor schützt, zu hohe Risiken einzugehen und die Gesundheit oder  das Leben aufs Spiel zu setzen. Zum Problem wird Angst, wenn sie einschnürt und ein normales Leben unmöglich macht.

    In der Antike wurde Angst immer auf konkrete Objekte bezogen, wobei Aristoteles und Platon Angst im Wesentlichen als physische Reaktion verstanden. Bei Aristoteles ist sie im Bereich der körperlichen Empfindungen angesiedelt und kommt in seinen Betrachtungen „De Amina“ gar nicht vor. Sprachwissenschaftlich bezieht sich der Begriff Angst auf eine physische Reaktion, denn das lateinische Wort „angustus“ bezeichnet eine Beengtheit bzw. Enge und „angor“ bedeutet Würgen, Beklemmung und „angere“ die Kehle zuschnüren oder das Herz beklemmen. Im Griechischen findet sich der Bezug über das Wort „agchein“, das zugleich würgen, drosseln und sich ängstigen bedeutet. Körperlich ist Angst eng mit Stress verbunden und äußert sich durch Erweiterung der Pupillen, erhöhte Muskelanspannung und Reaktionsgeschwindigkeit, flachere und schnellere Atmung.

    Bei psychischen Krankheiten spielen Angsterkrankungen eine zentrale Rolle, denn sie sind die häufigste psychische Störung und regelhaft Vorläufer von depressiven und anderen psychischen Erkrankungen. Auch ist das Erleben von Angst ein typisches Merkmal vieler weiterer psychischer Störungen und tritt auch häufig als Folge somatischer Erkrankungen auf. Solche Folgekrankheiten führen dazu, dass viele Betroffene ihr Leben lang mit Einschränkungen zu kämpfen haben, was nicht nur Belastungen für die individuelle Lebensqualität und Persönlichkeitsentwicklung oder die schulische und berufliche Leistungsfähigkeit mit sich bringt, sondern auch massive Auswirkungen auf familiäre und andere soziale Beziehungen zur Folge hat.

    Angst


    Angst Frau1. Definition
    Die Angststörung umfasst körperliche Symptome mit Gefühlen der extremen Besorgnis ohne jeglichen Grund. Dass die Person den Grund ihrer Angstreaktion nicht kennt, lässt sie zusätzliche verstören. Die Angststörung untergliedert sich in zwei Hauptkategorien; phobische Störungen und Angstzustände. Zuletzt genannte werden wiederum unterteilt in generalisiertes Angstsyndrom, das Paniksyndrom, das Zwangssyndrom und die posttraumatische Belastungsreaktion. Die Ausprägungen haben gemeinsam, dass bei ihnen physiologische Erregungen und grundlose Angst auftreten. Die Angst wird jedoch unterschiedlich erlebt und tritt verschiedenen Situationen auf. (vgl. Zimbardo, 1995, S. 615).

    2. Definition
    Die Angststörung als solche ist ein überaus komplexes Thema, da „nicht nur Patienten mit Angststörung […], sondern auch Patienten mit psychotischen, depressiven oder Eßstörungen [sic], sowie Patienten mit sogenannten psychosomatischen Beschwerden“ (Fiegenbaum & Brengelmann, 1990, S. 2) in dieselbe Kategorie eingeordnet werden.

    3. Definition
    Angststörung kann entstehen als Reaktion auf eine „bloß vorgestellte, häufig nicht einmal voll bewusste Lebensbeeinträchtigung oder –bedrohung“ (Ohne Autor, 1971, S. 218).

    4. Definition
    Die Angstneurose umfasst bedrohliche Vorstellungen, wobei ohne erkennbaren Grund Angst plötzlich ausbricht. Diese tritt dabei in mannigfaltiger Form auf. Entweder ist sie im Vordergrund des Erlebens oder tritt soweit in den Hintergrund, dass sie unterbewusst oder in Form von körperlichen Störungen auftritt. Auch steigen mit der Angst vermehrt körperliche und seelische Beschwerden. „Frei flottierende Angst“ wird jene Angst bezeichnet, die ohne erkennbaren Grund von einer Sekunde auf die andere eintritt. Die Klassifikation der verschiedenen Formen erweist sich als schwierig, da Begriffe miteinander konkurrieren. Neben Angstneurose sind auch noch neurotischer Angstzustand, depressiv-ängstlicher Verstimmungszustand, Hyperventilationssyndrom, Paniksyndrom oder Herzphobie gängige Synonyme (vgl. Flöttmann, 1989, S. 20).

    5. Definition
    Die Angststörung ist durch ihr oftmals unbegründetes auftreten gekennzeichnet. „Allgemeine Reizbarkeit und ängstliche Erwartung irgendeines schlimmen Ereignisses gehören zum Krankheitsbild“ (Heiliger, 1972, S. 50).

    Siehe auch Welche Formen von Angststörungen gibt es?


    Nach neueren Untersuchungen zur Häufigkeit von psychischen Störungen leidet jeder siebte Europäer unter krankhafter Angst, wobei unter den psychischen Störungen Angststörungen die Spitzenposition einnehmen. In Europa leiden etwa 14 Prozent der Gesamtbevölkerung unter anderem an spezifische Phobien wie der Angst vor Spinnen oder der Angst vor öffentlichen Plätzen, an sozialen Phobien, also der Angst vor sozialen Situationen, an einer generalisierten Angststörung, bei der sich die Angst verselbstständigt und das gesamte Alltagsleben begleitet, sowie Panikstörungen, bei denen Angstanfälle wiederholt ohne erkennbaren Grund auftreten. An zweiter Stelle aller psychischen Erkrankungen liegen die Depression und die Schlafstörungen mit etwa sieben Prozent, danach kommen die somatoformen (psychosomatischen) Erkrankungen mit sechs Prozent, sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit mit mehr als vier Prozent Betroffenen, wobei die Häufigkeit und Rangreihe der Krankheiten in allen EU-Staaten weitgehend gleich ist.

    Angststörungen sind gegenüber der normalen alltäglichen Angst dadurch gekennzeichnet, dass die Angst und die damit verbundenen Angstreaktionen unverhältnismäßig sind und ein normales Leben erschweren.

    • Generalisierte Angststörung: Diffuse Lebensangst mit allgemeiner Besorgnis und Furcht – ähnelt häufig einer Depression.
    • Panikstörung: Plötzliche, unvorhersehbare Angstattacken mit plötzlichem Herzrasen und anderen körperlichen Symptomen.
    • Spezifische Phobien: Übermäßige Angst vor bestimmten Tieren (Spinnen, Schlangen), Dingen (Blut) oder Situationen (Flug), vor großen Menschenmengen, großen Plätzen oder langen Reisen.
    • Soziale Phobien: Übermäßige Angst vor öffentlichen Auftritten oder davor, sich zu blamieren.

    Diese Angststörungen haben auch äußerst unterschiedliche Ursachen, die meist nicht  eindeutig geklärt werden können. Phobien bilden sich z.B. nach einschneidenden Erlebnissen heraus, sind also überwiegend erlernt, können aber auch genetisch bedingt sein. Generell neigen Menschen mit hoher Ängstlichkeit vermehrt dazu, die eigenen Ängste durch Grübeln und erhöhte Aufmerksamkeit noch zu verstärken – Angst wird daher als selbstverstärkend bezeichnet.

    Neben der Verhaltenstherapie (Konfrontationstherapie) versucht man seit Neuestem auch die virtuelle Realität gegen Angststörungen einzusetzen, etwa zur Behandlung von Phobien wie Höhenangst. Dabei sollen Menschen mit Hilfe einer Datenbrille und eines Gamepads sich in den angstauslösenden Situationen bewegen.


    Ein häufig genannter Tipp für Menschen, die unter anfallsartigen Ängsten leiden, ist die Konzentration auf die Atmung. In akuten Angstsituationen hilft also das bewusste Ein- und Austmen, denn das signalisiert dem Körper mit der Zeit, dass eigentlich keine Gefahr vorhanden ist. Ein besonderer Tipp ist, etwas sehr Scharfes zu essen, also etwa auf eine Chili zu beißen, denn der Körper bzw. das Gehirn kann nicht gleichzeitig die Schärfe abbauen und Angst haben.


    Literatur

    Fiegenbaum, W. & Brengelmann, J.C. (1990). Angststörungen. Diagnose und Therapie. Themen der 20. Verhaltenstherapiewoche. München: Gerhard Röttger Verlag.
    Flöttmann, B. H. (1989). Angst. Ursprung und Überwindung. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
    Heiliger, A. (1972). Angst. Ursachen und Folgen kindlicher Ängste. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
    Ohne Autor (1971). Angst. Meyers Enzyklopädisches Lexikon. 9. Auflage. Mannheim: Lexikonverlag.
    Zimbardo, P.G. (1995). Psychologie. Augsburg: Weltbild Verlag GmbH.
    http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article13586985/ Jeder-7-Europaeer-leidet-unter-krankhafter-Angst.html (11-09-05)


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    Ein Gedanke zu „Angststörung“

    1. Scharfmacher

      Die Substanzen, die für einen scharfen Geschmack verantwortlich sind, sind bei Chili und Paprika Capsaicin, bei Pfeffer Piperin, bei Knoblauch und Zwiebel Allicin, bei Ingwer Gingerol und beim Kren und Senf sorgen Senföle für scharfe Geschmackserlebnisse. All diese Substanzen regen den Kreislauf und die Durchblutung an.

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