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Metakognition

    Manche Menschen tun Dinge nicht einfach,
    sondern denken ständig darüber nach,
    wie sie die Dinge tun.
    Und dieses Nachdenken verhindert manchmal,
    dass man die Dinge tut!
    W. S.

    Metakognition (metacognition) bezeichnet die Auseinandersetzung mit den eigenen kognitiven Prozessen, also den Gedanken, Meinungen, Einstellungen, der Aufmerksamkeit oder Kreativität. Metakognitionen umfassen daher zum einen das Wissen und zum anderen auch die Kontrolle über die eigenen Kognitionen. Der Begriff der Metakognition geht auf John H. Flavell zurück und bezeichnet somit das Denken über das Denken, beschäftigt sich also mit Fragen wie

    • Wie denkt man?
    • Wie geht man mit Emotionen und un­ge­woll­ten Gedanken um?
    • Was tut man, wenn sich ungewollte Gedanken nicht mehr regulieren lassen und man in eine „Denkfalle“ tappt, aus der man nicht mehr heraus­findet?

    Die Metakognition unterteilt sich weiter in das Wissen über mentale Zustände sowie das Metagedächtnis, welches wiederum in einen deklarativen und einen prozeduralen Anteil unterteilt ist. Das deklarative Metawissen (declarative knowledge) beinhaltet, was man über sein eigenes Denken und sein eigenes Gedächtnis weiß, was man über eine bestimmte Aufgabe weiß und darüber, welche Anforderungen sie stellt, welche Strategien man besitzt, mit denen man das für eine Aufgabe nötige Wissen erwerben oder im Gedächtnis speichern kann. Das prozedurale Metawissen (procedural knowledge) umfasst jene kognitiven Prozesse, die etwa Voraussagen über den Lernerfolg zulassen, wenn die Anforderungen bekannt sind, die für eine Kontrolle bei der Anwendung von Lernstrategien sorgen und schließlich die Bewertung der Lernergebnisse und der beim Lernen verwendeten Strategien. Das menschliche Metagedächtnis umfasst also Kompetenzen, die eingesetzt werden, um sich mit den eigenen kognitiven Prozessen auseinanderzusetzen. Daher wird Metakognition auch als das Wissen über das eigene Wissen bezeichnet.

    Diese Fähigkeit, das eigene Denken zu steuern, zu überwachen und zu organisieren bzw. Erinnerungen, Wahrnehmungen und Entscheidungen richtig einzuordnen, diese zu reflektieren und zu bewerten, kann Menschen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen, erreichbare Ziele zu formulieren, aber auch eigene Stärken und Schwächen deutlich zu erkennen.

    Aus der Sicht des Lernens lassen sich Metakognitionen grob in zwei Prozesse untergliedern: Metakognitives Wissen und metakognitive Kontrolle. Beide sind entscheidend für einen bewussten und reflektierenden Lernprozess und tragen nach neueren Erkenntnissen erheblich zum Lernerfolg bei (vgl. Stangl, 1997):

    • Wissen und Bewusstsein über das eigene Lernen
      Beim Lernen soll sich der Lernende des ganzen Lernprozesses im notwendigen Maß bewusst sein. Fragen, die sich der Lernende stellt, betreffen die gestellte Aufgabe und Lernsituation, die eigene Person (Vorwissen, Lerngewohnheiten, Motivation, Fähigkeiten) und Lernstrategien (welche, wann, warum, wie).
    • Kontrolle und Anpassung des eigenen Lernens
      Das Wissen und Bewusstsein über den Lernprozess ist zu überführen in eine laufende Kontrolle des Lernprozesses in bezug auf die Zielerreichung und gegebenenfalls notwendige Anpassungen des Lernprozesses, solange die Zielerreichung nicht befriedigend ist.

    In der Psychologie hat man sich etwa seit den siebziger Jahren  in verstärktem Maß der Untersuchung des eigenen Wissens über das eigene Wissen zugewandt, und dabei auch den Kontroll- und Steuerungsmechanismen kognitiver Aktivitäten größere Beachtung geschenkt. Nicht zuletzt spielt auch im Rahmen eines kompetenzorientierten Unterrichts die Fähigkeit der Lernenden eine wichtige Rolle, sich selbststeuernd über die Art und Weise des Lernens und den Stand der Lernfortschritte Gewissheit zu verschaffen. Im  Denken über das Denken entwickelt sich im Verlaufe des Lebens ein Metawissen, das sowohl deklarative als auch prozedurale Anteile besitzt, wobei beides für die Selbststeuerung von Lernprozessen unverzichtbar ist.

    In der Psychopathologie gibt charakteristische metakognitive Denk­ver­zer­rungen, die zur Entstehung und Auf­recht­er­haltung etwa von Zwangsstörungen beitragen können. Daher ist es wichtig, solche immer wiederkehrenden Denkfallen zu erkennen und zu „entschärfen“.  Eine metakognitive Therapie kann auch bei der Behandlung der Schizophrenie eingesetzt werden. Studien haben den Erfolg der kognitiver Verhaltenstherapie bei Schizophrenie nachgewiesen und belegten überdies, dass schizophrene Positivsymptome wie Wahn mit typischen Denkverzerrungen in Zusammenhang stehen. Beispielsweise neigen Betroffene dazu, ihre Entscheidungen auf der Grundlage von wenigen Informationen zu fällen (voreiliges Schlussfolgern). Dies kann die Entstehung folgenschwerer Fehlurteile begünstigen. Die meisten Betroffenen sind sich dieser kognitiven Verzerrungen und ihres negativen Einflusses auf die Symptomatik jedoch nicht bewusst (d.h. Störung der metakognitiven Reflexionsfähigkeit). Hier setzt die Individualisierte Metakognitive Therapie (MKT+) an.

    Literatur

    Stangl, W. (1997). Lernstrategien – Lerntypen – Lernstile.
    WWW: https://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/Lernstrategien.shtml (97-11-17)


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