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Urknäuel

    In der Entwicklung der Kinderzeichnung tauchen häufig kreis- und spiralförmige Gebilde auf, die als Urknäuel bezeichnet werden. Als früheste bildnerische Ausdrucksform des Kindes, lange bevor das Kleinkind motorisch in der Lage ist, einen Stift zu halten, entstehen so Spuren, die bereits die Freude an der Bewegung erahnen lassen, die wenige Monate später auch die Triebfeder für die ersten Versuche mit Stift und Papier sein wird. Betrachtet man die malerische Entwicklung von Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren, so sieht man sehr viele schwungvolle Bewegungen, d.h. sie bringen dieses Urknäuel auf das Papier. Dabei spielen individuelle Faktoren wie Feinmotorik und Hand-Augen-Koordination, Kreativität und Phantasie, emotionale Entwicklung bzw. Umgebung und Anregung eine wichtige Rolle. An diesen Impuls knüpft später die Entwicklung der eigenen Handschrift an.

    In der Entwicklung der Maltechniken von Kindern bezieht sich der Begriff Urknäuel also auf jene Phase, in der Kinder ihre motorischen Fähigkeiten und kreativen Ausdrucksformen entwickeln, d. h., während dieser Phase neigen Kinder dazu, zunächst unkoordinierte und chaotische Linien und Farben zu verwenden, die oft als Knäuel oder auch als Kritzel bezeichnet werden. Diese frühen Bemühungen können ohne klare Form oder Struktur sein, und die Kinder können einfach die Farben und Bewegungen erkunden, die sie mit den Materialien erzeugen können. Diese Phase ist eine natürliche und wichtige Phase in der kreativen Entwicklung von Kindern, denn diese ermöglicht ihnen, ihre Sinne zu erkunden, ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern und ihre Vorstellungskraft zu nutzen, ohne sich um richtiges oder falsches Malen zu kümmern. Im Laufe der Zeit und mit zunehmender Erfahrung verfeinern Kinder allmählich ihre Fähigkeiten und beginnen, bewusster Formen und Bilder zu schaffen, während sie weiterhin aber ihre kreative Ausdrucksweise entwickeln.

    Es gibt allerdings nicht den einen Urknäuel bei der Malentwicklung von Kindern, sondern man kann mehrere Entwicklungsstadien unterscheiden:

    • Kritzeln (ca. 12-18 Monate): Kinder beginnen mit unkontrollierten Bewegungen, die zufällig Spuren hinterlassen.
    • Kritzelphase (ca. 18-24 Monate): Die Bewegungen werden kontrollierter und kreisförmige und strichförmige Formen entstehen.
    • Formstufe (ca. 2-4 Jahre): Einfache Formen wie Kreise, Quadrate und Dreiecke werden erkennbar.

    Beim Kritzeln unterscheidet man auch verschiedene Formen der Handhabung des Werkzeuges, zunächst das Hiebkritzeln, wobei die Arme mit dem Stift in der Hand vom Schultergelenk aus bewegt werden, d. h., das Kind erkennt den Zusammenhang zwischen seiner Bewegung und den geschaffenen Zeichen noch nicht. Das Schwingkritzeln ist die am längsten vorherrschende Form des Kritzelns, bei der aus dem Ellbogengelenk heraus gleichgerichtete, dichte Strichlagen in der Mitte eines Blattes entstehen. Schließlich erfolgt das Kreiskritzeln, bei dem das Kritzeln jetzt bereits aus dem Handgelenk heraus erfolgt, so dass das Kind zu einer differenzierteren, gelenkteren Bewegung fähig ist, wobei dann kreis- und spiralförmige Gebilde – eben das Urknäuel – entstehen.

    Anmerkung: Der Begriff „Urknäuel“ bezeichnet übrigens auch eine hypothetische Vorstellung in der Kosmologie, insbesondere in einigen frühen Konzepten zur Entstehung des Universums, wobei der Begriff manchmal verwendet, wird um die Idee zu beschreiben, dass das Universum in einem frühen Stadium seiner Existenz extrem heiß, dicht und kompakt war (Singularität). Von diesem Urknäuel aus dehnte sich das Universum im Rahmen des Urknallmodells aus und begann sich zu entwickeln. Allerdings ist der Begriff Urknäuel keine wissenschaftliche Terminologie ist, sondern eher eine Metapher, um ein Konzept zu erklären, das weit über das derzeitiges Verständnis hinausgeht.


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