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Schlafentzug

    Schlafentzug verursacht bekanntlich verschiedene Beschwerden, angefangen von Kopfschmerzen über erhöhte Reizbarkeit bis hin zu Konzentrationsproblemen, wobei das Ausmaß, wieviel Schlaf benötigt wird, unter anderem auch vom Alter des Menschen abhängt, wobei sich die benötigte Schlafdauer im Laufe des Lebens allmählich reduziert. Neueste Forschungen zeigen, dass der Schlaf in wichtige Körperfunktionen involviert ist, wobei sich das Grundbedürfnis nach Schlaf nicht ignorieren lässt, sosehr man sich auch darum bemüht. Permanenter Schlafentzug führt bei den Tieren innerhalb weniger Wochen ausnahmslos zum Tod, was auch für den Menschen gilt. Es ist dabei aber nicht die Schlaflosigkeit selbst, die Tiere und Menschen tötet, sondern die Störung zentraler Körperfunktionen, die mit Schlafentzug einhergeht, d. h., das Lebewesen stirbt, weil das Immunsystem zusammenbricht und Infektionen nicht mehr abwehren kann. Im Schlaf werden Zellen erneuert und Hormone ausgeschüttet, die das Immunsystem hochfahren, der Stoffwechsel wird reguliert, im Gehirn werden Abfallstoffe beseitigt, Gelerntes wird sortiert und Erinnertes gefestigt. Wer dauerhaft zu wenig schläft, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen, Stoffwechselstörungen und psychische Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen.

    In einer Untersuchung zeigte sich übrigens, dass die Wirkung von Schlafentzug bei Kindern anders ist als bei Erwachsenen. Schlafen Erwachsene zu wenig, verlangt der Körper vermehrt nach den fehlenden Stunden, wobei das erhöhte Bedürfnis nach Tiefschlaf in den vorderen Regionen des Gehirns sichtbar wird, also in jenem Bereich des Gehirns, der für das Planen von Aktionen, der Problemlösung und des Arbeitsgedächtnisses zuständig ist – daher auch die nachlassende Leistung bei Schlafentzug. Das Gehirn eines Kindes benötigt hingegen mehr Tiefschlaf vor allem für jene hinteren Areale des Gehirns, die sich noch entwickeln, wobei diese Regionen mit dem Sehrn und dem räumlichen Vorstellungsvermögen, sowie der Fähigkeit Signale aus verschiedenen Quellen zu verarbeiten, im Zusammenhang stehen. Das ist deshalb bedeutsam, da die Schlafqualität auch für die Entwicklung neuronaler Verbindungen verantwortlich ist, die in diesem Alter häufiger auftreten als bei Erwachsenen.

    Schlafentzug wird jedoch bewusst als Schlafentzugsbehandlung oder Wachtherapie als Behandlungsverfahren bei Depressionen eingesetzt. Man unterscheidet einen teilweisen Schlafentzug, bei dem nur in der zweiten Nachthälfte nicht geschlafen wird, von einem vollständigen Schlafentzug. Nach einem Schlafentzug kommt es in etwa der Hälfte der Fälle zu einer messbaren Verbesserung der Stimmung am Folgetag. Um den Effekt des Schlafentzugs über einige Tage zu erhalten, kann sich an den Schlafentzug eine Schlafphasenvorverlagerung anschließen. Wachtherapie mit Schlafphasenvorverlagerung zählt zu den Standardbehandlungsmethoden in der stationären Depressionsbehandlung und wird meist zusätzlich zur medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung angewandt. Oft geht eine Wachtherapie auch mit einer gleichzeitigen Lichttherapie einher, die zusätzlich den circadianen Rhythmus beeinflusst. Da das Wachbleiben den Hormonhaushalt und Botenstoffe im Gehirn aber meist nur kurzfristig in einen neuen Takt bringt, ist der Erfolg einer durchwachten Nacht kurzfristig und nur bei etwa fünfzehn Prozent der KlientInnen hält der Effekt des Schlafentzugs länger an. Allerdings beflügelt das Gefühl nach einer durchwachten Nacht meist nachhaltig, denn die Erfahrung, dass die Stimmung besser geworden ist, ist für die meisten Betroffenen sehr intensiv, und sie schöpfen daraus Hoffnung, da sie ihre Erkrankung offensichtlich selbst beeinflussen können.

    Die Durchführung des Schlafentzugs ist relativ einfach und kann jederzeit durchgeführt werden, wobei die Betroffenen durch Beschäftigungen am Abend daran gehindert werden, einzuschlafen. Nach der ersten Nacht werden sie auch am nächsten Tag noch wachgehalten, was ein umfangreiches Beschäftigungsprogramm voraussetzt, das bereits im Vorfeld geplant werden muss. Im Normalfall wird der Schlafentzug stationär von TherapeutInnen oder von begleitet, die darauf achten, dass der Schlafentzug tatsächlich fehlerfrei durchgeführt wird. Diese Therapie kann als Nebenwirkung manische Symptome fördern. Wenn Suizidgefährdung vorliegt, muss zusätzlich darauf geachtet werden, dass dieser nicht bedingt durch die Antriebssteigerung umgesetzt werden kann.

    Siehe dazu auch das Arbeitsblatt Schlafentzug.

    Quellen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schlafentzug (11-09-21)
    http://derstandard.at/2000051418250-2000016804768/Schlaf-Aussichtslose-Flucht-vor-der-Erholung (17-01-25)


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