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Dopamin

    Dopamin ist ein ein wichtiger Neurotransmitter und wird wie Serotonin auch als Glückshormon bezeichnet, da es bei einem Flow-Erlebnis ausgeschüttet wird, wobei es in Wechselwirkung mit Noradrenalin steht. Dopamin ist ein neuromodulatorisches Signalmolekül, d. h., es beeinflusst in erster Linie die Erregung von Nervenzellen und regelt so die Signalübertragung im Gehirn.  Dopamin wird von speziellen Neuronen im Mittelhirn gebildet, unter anderem von der Substantia nigra und übernimmt etwa eine zentrale Funktion bei der Steuerung von Muskelbewegungen.  Zuständig ist Dopamin für Motivation, Antrieb, Koordination und Regulierung des Appetits. Dopamin fördert die Weitergabe von Impulsen zwischen den Nervenzellen, wobei die Denkfähigkeit verringert ist, wenn zu wenig Dopamin freigesetzt wird. Anders als die Hirnforschung lange vermutete, ist für das Hochgefühl, wenn Menschen bekommen, wonach sie sich sehnen, nicht das Dopamin selber verantwortlich, sondern diese Rolle kommt erst den körpereigenen Opiaten wie den Endorphinen sowie anderen Botenstoffen wie dem Oxytocin zu. Dopamin ist vielmehr der Neurotransmitter der Belohnungserwartung, d. h., das Dopaminsystem generiert ein tiefes Verlangen und gibt man diesem nach, reagiert das mesocortikolimbische System, das immer dann aktiv wird, wenn man eine Belohnung erwartet. Untersuchungen von Groessl et al. (2018) zeigten, das Dopamin aber nicht nur mit Freude, Lust und Glück in Verbindung steht, denn Dopamin sorgt ja nur für den Antrieb zu Aktivitäten, die glücklich machen können, d. h., es verstärkt die Motivation. Das Gehirn benutzt den Stoff aber auch, um eine mit Angst assoziierte Gedächtnisspur abzuspeichern, d. h., es lehrt auch das Fürchten. Nachgewiesen wurde dies bisher bei Mäusen, dürfte aber in analoger Weise auch beim Menschen in ähnlicher Form wirksam sein.

    Leichter Dopaminmangel bewirkt ein Nachlassen der Motivation und Leistung, es kommt mitunter zu Depressionen und Bewegungsstörungen. Eine über längere Zeit andauernde zu hohe Konzentration von Dopamin führt zu Erschöpfung, zur Schädigung der Nervenzellen. Bei einem extremen Dopaminüberschuss kann etwa Schizophrenie auftreten, bei einem extremen Dopaminmangel kann eine Parkinson-Erkrankung entstehen, da die richtigen Informationen für die Bewegungen von Armen und Beinen im Cortex nicht mehr verarbeitet werden. Man hat bei Untersuchungen an Ratten und Menschen herausgefunden, dass Rezeptoren für Dopamin im Frontallappen der Großhirnrinde entscheidend für die zeitliche Steuerung sind, wobei diese Funktion quer durch Tierarten evolutionär hoch konserviert ist, also überlebenswichtig. Bei Parkinson- und Schizophrenie-Patienten sind diese Rezeptoren jedoch abgeschwächt, ebenso wie bei speziell für Untersuchungen gezüchteten Versuchstieren.

    Es gibt im Körper verschiedene Dopaminrezeptoren, die verschiedene Wirkungen zeigen, wobei Dopamin und Dopaminrezeptoren auch in unterschiedlichen Gehirnarealen unterschiedliche Effekte auslösen können. Ein Überangebot von Dopamin kann zeitweise dazu führen, dass man extrem glücklich oder glücklicher ist (Kokain), doch der Körper wirkt über komplexe Mechanismen dem Überangebot entgegen, sodass letztendlich wieder teilweise ein Normalzustand erreicht wird. Allerdings ein nur teilweiser Normalzustand, denn durch die Umstrukturierung können andere Prozesse und Funktionen gestört werden und etwa Symptome einer Psychose auslösen.


    Übrigens gibt es schon Dopamin-Fasten, wobei man bei dieser Methode über einen gewissen Zeitraum auf grundlegende Freuden des Lebens verzichten muss. Ansatz dafür ist die Überlegung, dass Menschen süchtig nach Dopamin sind, weil sie diesen Neurotransmitter in einer Zeit des Überflusses und des Überangebots so oft und so viel bekommen, wollen sie letztendlich immer mehr davon erhalten. Je häufiger man aber das Dopamin stimuliert, desto höher wird das Verlangen danach. Indem man nun im Zusammenhang mit dem Dopamin-Fasten absichtlich auf einige Dinge verzichtet, die den Dopaminspiegel in die Höhe treiben könnten, kommt es zu einer Art Reset im Kopf, wobei man angeblich nach dem Fasten wieder mehr Energie hat, um die alltäglichen Aufgaben in Angriff zu nehmen. Empfohlen wird dabei das häufigere Aktivieren des Default-Mode-Netzwerks, das typischerweise aktiviert wird, wenn man gar nichts tut, denn in diesem Zustand setzt man das am Tag Erlebte mit sich selbst in Beziehung und verarbeitet es so. Im Grunde ist der Ansatz des Dopamin-Fastens nicht wirklich neu, denn schon Einsiedler, Propheten, Mönche oder indische Asketen haben diese Art des Zurücksetzens bereits praktiziert. Man hat diesem lediglich einen neuen Namen gegeben, der sich auf einen biochemischen Mechanismus bezieht, der vor Jahrhunderten noch unbekannt war. Es handelt sich dabei wohl um einen evolutionär erprobten Mechanismus, sodass es sinnvoll sein kann, eine definierte Zeit lang mit dieser Transmitterausschüttung zu haushalten, vorausgesetzt, es spricht keine Krankheit oder Störung dagegen.

    Praktisch funktioniert diese Dopamin-Diät dadurch, dass man damit Heißhungerattacken vermeidet und der Dopamin-Spiegel aufrecht erhalten bleibt. Die Dopamin-Diät soll ein daher Abnehmen mit Glücksgefühlen bewirken. Wie das funktioniert? In einem einschlägigen Artikel heißt es: „Unsere körpereigenen Glückshormone können uns dabei helfen, kontrolliert und vor allem gesund abzunehmen. Denn wenn wir ehrlich sind, fällt es uns doch manchmal ziemlich schwer, die Selbstdisziplin aufrecht zu erhalten und verfallen dann doch in alte Essgewohnheiten, wenn das Ziel nicht schnell genug erreicht wurde. Die Dopamin-Diät will das verhindern. Bei dieser Diät geht es darum, die Produktion des Glückshormons Dopamin gezielt anzukurbeln und die Durchblutung mithilfe von richtigen Lebensmitteln zu regulieren. Dieses Hormon ist nicht nur ein Glückshormon, sondern auch ein Neurotransmitter für unser Gehirn. Der Neurotransmitter kurbelt unser Gehirn an, damit es richtig arbeiten kann. Also wer genug Dopamin im Körper produziert, verhindert eine Konzentrationsschwäche. Wenn das Dopamin in großen Mengen freigesetzt wird, erleben wir ein ganz positives Körpergefühl. Unsere Laune steigt, die Motivation wird gepusht und unser Verhalten verändert sich. Dass dieses positive Gefühl süchtig machen kann, steht hier doch außer Frage, oder? Im Fachbereich wird dieses Gefühl als „Positive Konditionierung“ bezeichnet. Doch wie können wir den Dopamin-Gehalt in unserem Körper steigern und vermehrt produzieren? Hier gibt es verschiedene Arten, um die Produktion des körpereigenen Dopamin anzukurbeln. Bei der Dopamin-Diät muss nur auf die richtigen Lebensmittel und Gewohnheiten geachtet werden. Welche das sind, verraten wir euch: Kein Zucker! Zucker tut uns für einen kurzen Augenblick sehr gut. Dadurch wird zwar Dopamin freigesetzt, allerdings macht Zucker süchtig. Denn viele Lebensmittel enthalten Zucker, der für die Diät nicht fördernd ist. Zucker aktiviert in unserem Gehirn das Belohnungssystem, genauso wie Drogen und Alkohol. Wenn wir eine längere Zeit darauf verzichten, sinkt unsere Laune und der Dopaminhaushalt ebenfalls drastisch. Also von daher setzen wir lieber auf andere Ballaststoffe, die unseren Blutzuckerspiegel konstant halten können und Heißhungerattacken verhindern. Wie wäre es mit frischem Vollkornbrot oder Leinsamen im Müsli? Proteine. Einige kennen es sicherlich von anderen Diäten. Proteine setzen sich aus Aminosäuren zusammen. Einige davon werden vom Körper selbst hergestellt, andere kann man über bestimmte Lebensmittel zu sich nehmen. Das Protein Tyrosin ist verantwortlich für die Herstellung unserer Dopamin-Hormone. Daher schauen wir doch mal genauer nach, welche Lebensmittel das Protein Tyrosin enthalten und unsere Dopamin-Produktion ankurbeln können. Dazu gehören: Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Mandeln, Pistazien und Eier. Frische Lebensmittel. Gesunde Lebensmittel machen glücklich. Das liegt daran, dass grünes Gemüse, Samen, Nüsse, Oliven reich an Vitamin-B, Zink, Magnesium und Mineralstoffen sind. Vitamin-B trägt vor allem dazu bei, dass unser Wohlbefinden gestärkt und positiv beeinträchtigt wird. Denn auch dieses Vitamin unterstützt die Umwandlung der Proteine, die als Neurotransmitter in unserem Gehirn funktionieren. Außerdem wird die Blutbildung gefördert. Alles in einem, machen frische und gesunde Lebensmittel unseren Körper glücklich. Und wenn wir uns mit leckeren frischen Lebensmitteln belohnen, können wir uns doch an so eine Art der Belohnung gewöhnen, oder?“
    😉 W. S.

    Lieneke Janssen beklagt zurecht  in einem Artikel die Popularisierung und Vermarktung des Dopamin und meint, dass die Geschichte von Dopamin ein gutes Beispiel dafür ist, was passiert, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Zusammenhang gerissen werden und anfangen, ein eigenständiges Leben zu führen. Sie schreibt: „Dopamin hat sich zu einem geflügelten Wort entwickelt und erregt dadurch viel Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren wird es oft verwendet, um z. B. neuen Hypes zur Veränderung des Lebensstils mehr Gewicht zu verleihen. Alles um die Menschen glauben zu lassen, diese Hypes seien wissenschaftlich fundiert: Dopamin-Fasten, Dopamin-Dressing, Dopamin-Diät. Sehr zum Bedauern von Neurowissenschaftlern, die untersuchen, was Dopamin im Gehirn bewirkt und wie es uns helfen kann, menschliches Verhalten und Störungen besser zu verstehen. Noch wichtiger ist, dass die Vermarktung von Dopamin (und anderen wissenschaftlichen Erkenntnissen) problematische Folgen hat. Menschen werden überzeugt, ihren Lebensstil zu ändern, manchmal drastisch, ohne triftige Gründe. Ein weiteres Problem ist, dass die Verdrehung wissenschaftlicher Erkenntnisse, sei es aus Absicht oder aus Unwissenheit, schließlich zu Verwirrung und Misstrauen in die Wissenschaft führt.“


    Der schwedische Wissenschaftler Arvid Carlsson erkannte 1958 erstmals die Bedeutung von Dopamin als neurologisch aktiver Substanz und wurde hierfür im Jahr 2000 zusammen mit Paul Greengard mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Untersuchungen zeigten in der Folge, dass viele Nervenzellen über spezielle Dopamin-Rezeptoren verfügen, wobei inzwischen fünf verschiedene Formen solcher Anschlussstellen bekannt sind. Die Moleküle bestehen je aus einem Benzolring mit drei kurzen Seitenzweigen, wobei als Grundstoff für die Dopamin-Synthese die Aminosäure Phenylalanin dient, ein häufiger Eiweißbaustein. Trotz seiner relativ geringen Größe ist Dopamin nicht in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, sodass es direkt im Gehirn produziert werden muss, hauptsächlich von Neuronen im Mittelhirn, darunter die schwarze Substanz (substantia nigra), wobei das dort freigesetzte Dopamin als Neurotransmitter eine zentrale Rolle bei der Steuerung von Muskelbewegungen spielt. Dopamin entsteht jedoch nicht nur im Kopf, sondern wird auch in den Nebennieren produziert, in der Bauchspeicheldrüse und sogar von weißen Blutkörperchen. Außerhalb des Gehirns wirkt der Stoff hauptsächlich als Hormon und greift so in Stoffwechselprozesse ein.

    Übrigens: Die Erforschung des Gehirnstoffwechsels begann erst mit  der Entdeckung des Dopamins, wonach schrittweise  die weiteren Stoffwechselvorgänge erforscht wurden, bei denen ganz spezifische Neurotransmitter gebildet werden. Neuroleptika – eine wichtige Klasse von Medikamenten –  können bestimmte Dopaminrezeptoren blockieren und zeigen eine antipsychotische Wirkung, können in der Forschung aber auch eingesetzt werden, um die Rolle von Dopamin in einem bestimmten Pfad im Gehirn zu untersuchen. Dopamin-Defizite können nicht nur zu Problemen mit der Bewegungskontrolle führen, sondern auch zu Symptomen kognitiver und motivationaler Störungen, wie z. B. in Schizophrenie, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und der Sucht.

    Dopamin wird auch mit der Entstehung von Suchterkrankungen im Zusammenhang gesehen, denn das menschliche Verhalten wird durch sowohl durch Belohnung von außen, aber auch durch innere Belohnung verstärkt. Wenn dieser Prozess nicht mehr richtig gesteuert wird, kann es vorkommen, dass man ständig auf der Suche nach noch mehr Belohnung ist, was eine Vorstufe zur Sucht darstellen kann. Irgendwann fällt die Kontrolle über das Aufsuchen von Belohnungen, woraus sich ein krankhaft süchtiges Verhalten entwickelt. Suchtmittel beeinflussen die Dopaminausschüttung und begünstigen damit, dass der Mensch süchtig nach eben diesen Stoffen wird.

    Nach neuesten Forschungen gibt es auch eine Verbindung zwischen dem subjektiven Gefühl des Hungers und der Ausschüttung von Dopamin, doch man kann eine Fresssucht allein durch Dopamin wohl nicht regulieren, denn der Einfluss zwischen Botenstoffen und konkretem menschlichen Handeln ist noch kaum erforscht, da hier immer auch noch die kognitive Kontrolle eingreift. So gibt es auch einen starken Zusammenhang mit dem Mikrobiom des Menschen, also der Flora in Magen und Darm, das für die Regulierung der Nahrungsaufnahme entscheidend sein kann, denn je nach Zusammensetzung der dieser Darmbakterien neigen manche Menschen eher zu Übergewicht.

    Dopamin bei der Verhaltenssteuerung

    Bei Entscheidungen und der Steuerung von Verhalten spielt der Botenstoff Dopamin eine wesentliche Rolle. Jüngst haben Siju et al. (2020) die Funktionen von Dopamin beim Entscheiden und bei der Steuerung von Bewegung untersucht. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass Lebewesen eine angeborene Duft- und Geschmackspräferenz haben, wobei attraktive Gerüche etwa mit Nahrung verknüpft sind, während weniger attraktive Düften wie der von verdorbenen Speisen gemieden werden. Auch beim Geschmack haben alle Lebewesen ähnliche Präferenzen, denn Zucker und Fette werden positiv wahrgenommen, ein bitterer Geschmack eher negativ. Für solche Bewertungen benötigt man Signale im Gehirn, die eine Bewertung vornehmen, wobei dabei das dopaminerge System im Gehirn, auch Belohnungssystem, eine zentrale Rolle spielt. Neuronen, die Dopamin produzieren, sind aber auch für viele Erkrankungen relevant, denn Suchtverhalten, Übergewicht oder auch die Parkinson’sche Krankheit stehen damit im Zusammenhang, wobei bei Sucht oder Adipositas das Belohnungssystem durcheinander gerät, während bei Parkinson dopaminerge Neuronen ab sterben und die motorische Steuerung beeinflussen. Forschungen zu Dopamin dazu werden häufig an der Fliege Drosophila melanogaster durchgeführt, da bei dieser Fliege die neuronalen Netze um einiges einfacher aufgebaut sind als beim Menschen und es genetische Manipulationen erlauben, die Rolle von einzelnen Netzwerkkomponenten gezielt ein- und auszuschalten oder zu verändern. Hinzu kommt, dass Dopamin im Gehirn von Menschen und Insekten eine sehr ähnliche Rolle spielt, sodass Dopamin zu den am intensivsten untersuchten Signalen im Gehirn gehört, denn es ist sowohl mit kognitive Phänomenen wie Motivation, Verstärkung, zielorientiertem Verhalten, motorischer Kontrolle und Bewegung, Entscheidungsfindung und Lernen verbunden, als auch in grundlegendere Funktionen wie Fortpflanzung und Übelkeit eingebunden.

    Mit Hilfe einer neuen 3D-Bildgebungsmethode konnten Siju et al. (2020) nun zeigen, dass die gemeinsame Aktivität von einem Netzwerk an dopaminergen Neuronen sowohl die angeborene Geruchs- oder Geschmackspräferenz als auch den physiologischen Zustand des Organismus widerspiegelt. Neben sensorischen Reizen wie Gerüchen oder Geschmack nehmen dopaminerge Neuronen auch die Information auf, ob ein Lebewesen in Bewegung ist oder nicht, d. h., die Neuronen können auf innere Verhaltenszustände und äußere Signale reagieren, diese zusammenfügen und damit sowohl kognitive als auch motorische Prozesse unterstützen. Dabei können die Neuronen flexibel und individuell auf die wichtigsten Informationen wie etwa Duft, Geschmack, aber auch Hunger oder die eigene Bewegung reagieren, was für eine ausgewogene Entscheidung wichtig ist, denn ein äußeres Signal kann je nach Zustand einmal gut oder auch einmal schlecht bedeuten. Überraschende war dabei, dass sich dopaminerge Neuronen von Tier zu Tier recht unterschiedlich verhalten, wodurch sich eventuell individuelle Präferenz- und Verhaltensunterschiede von Individuen erklären lassen. Auch zeigte sich, dass die Bewegung eines Tieres nicht nur diese dopaminergen Neurone aktiviert, sondern auch andere Bereiche des Gehirns, die eigentlich nichts per se mit Bewegung zu tun haben.

    Dramatische Erlebnisse bleiben durch Dopamin länger im Gedächtnis, zumindest bei Ratten …

    Manche Dopaminrezeptoren sind als starke Modulatoren der synaptische Plastizität und der Informationsspeicherung im Hippocampus bekannt. Caragea & Manahan-Vaughan (2022) haben jüngst untersucht, inwieweit Dopaminrezeptoren zur synaptischen Plastizität und zum kumulativen räumlichen Gedächtnis beitragen, das sich aus der Speicherung semantischer und episodischer Informationen ergibt. Bei frei agierenden erwachsenen Ratten haben sie außerdem untersucht, inwieweit kurz- und langfristige Formen der synaptischen Plastizität durch pharmakologische Aktivierung oder Blockade von Dopaminrezeptoren beeinflusst werden können. Es zeigte sich, dass der Antagonismus von Dopaminrezeptoren durch intrazerebrale Behandlung mit Remoxiprid vollständig die Ausprägung sowohl der Kurzzeit- als auch der Langzeitpotenzierung sowie die Ausprägung einer Kurzzeitdepression in einer Region des Hippocampus verhinderte. Die Untersuchung der Beteiligung von Dopaminrezeptoren am räumlichen Lernen ergab also, dass der Dopaminrezeptoren-Antagonismus die Beibehaltung einer semantischen räumlichen Gedächtnisaufgabe verhinderte und auch die Beibehaltung jüngster raumzeitlicher Aspekte einer episodischen Gedächtnisaufgabe signifikant beeinträchtigte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Dopaminrezeptoren für die bidirektionale synaptische Plastizität in der betreffenden Region des Hippocampus erforderlich sind und auch entscheidend daran beteiligt sind, kumulative und episodische Formen des räumlichen Lernens zu ermöglichen. Dopaminrezeptoren in einem gesunden Gehirn tragen also dazu bei, Sinn- und Zeitzusammenhänge in Erinnerungen an räumliche Erfahrungen herzustellen. Das erklärt auch, warum der Gemütszustand bei der Ausbildung einer Erinnerung sowohl über deren Inhalt als auch über deren Lebensdauer entscheiden kann, denn je dramatischer ein bestimmtes Ereignis war, desto nachhaltiger wird die Erinnerung an dieses Ereignis sein.

    Dopamin erhöht möglicherweise auch die Risikobereitschaft

    Wissenschaftler verabreichten gesunden Probanden entweder ein Medikament, das die Dopaminkonzentration erhöht, oder ein Placebo, und ließ die Teilnehmer ein Glücksspiel spielen, bei dem man abhängig von der Risikobereitschaft größere oder kleinere Geldsummen gewinnen oder verlieren konnte. Versuchspersonen unter dem Einfluss des Medikaments waren dabei eher bereit, ein Risiko einzugehen, um hohe Gewinne zu erhalten, wobei es dabei keine Rolle spielte, um wie viel größer dieser Gewinn im Vergleich zu einer sicheren Wahl war. Auf emotionaler Ebene waren die Probanden allerdings mit kleinen Summen genauso zufrieden wie mit großen. Das war ein deutlicher Unterschied zur Placebogruppe, bei der die Glücksgefühle erwartungsgemäß zunahmen, je mehr Geld erspielt wurde. Erlitten die Versuchsteilnehmer höhere Verluste, nahm die Risikobereitschaft bei beiden Gruppen gleichermaßen ab. Ein hoher Dopaminspiegel macht offensichtlich Belohnungen attraktiver, ohne dass negative Konsequenzen aber völlig außer Acht gelassen werden.

    Neuer Mechanismus bei der Dopamin-Freisetzung entdeckt

    Die Signale zwischen Nervenzellen werden normalerweise in eine bestimmte Richtung übertragen, d. h., die Dendriten registrieren Signale und leiten diese zum Nervenzellkörper zur Signalverarbeitung weiter. Vom Zellkörper werden Aktionspotenziale dann über Axone an andere Zellen gesendet. Liu et al. (2022) haben nun einen neuen Mechanismus der Freisetzung des Botenstoffes Dopamin identifiziert, wobei bei diesem Mechanismus das zur Dopamin-Freisetzung führende Aktionspotenzial direkt im sendenden Axon entsteht, hervorgerufen durch die Wirkung von Acetylcholin. Diese Acetylcholin-freisetzenden Zellen können sich in unmittelbarer Nähe zu Dopamin-freisetzenden Axonen befinden. Es konnte gezeigt werden, dass Acetylcholin die Dopamin-freisetzenden Nervenfasern direkt erregt, d. h., der Sender wird gleichzeitig zum Empfänger. Dopamin und Acetylcholin gehören zu den wichtigsten Neurotransmittern im Körper, sodass ihr besonderes Zusammenspiel über einen völlig neuen Mechanismus stattfindet, der bisher von anderen Botenstoffen im Gehirn nicht bekannt ist. Eventuell ist dieses Zusammenspiel aber nicht einzigartig, sondern auch in anderen Teilen des Nervensystems möglich.

    Kurze Definition

    Dopamin gehört wie auch das Adrenalin zu den Katecholaminen und ist ein vorwiegend erregend wirkender Neurotransmitter. Verschiedene Krankheitsbilder werden mit Dopamin in Verbindung gebracht, so so findet sich etwa bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom und Morbus Parkinson ein Mangel, bei Schizophrenie und Psychosen ein Überschuss in bestimmten Gehirnarealen.

    Literatur

    Caragea, Violeta-Maria & Manahan-Vaughan, Denise (2022). Bidirectional regulation of hippocampal synaptic plasticity and modulation of cumulative spatial memory by dopamine D2-like receptors. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 15, doi:10.3389/fnbeh.2021.803574.
    Changliang Liu, Xintong Cai, Andreas Ritzau-Jost, Paul F. Kramer, Yulong Li, Zayd M. Khaliq, Stefan Hallermann & Pascal S. Kaeser (2022). An action potential initiation mechanism in distal axons for the control of dopamine release. Science, 375, doi:10.1126/science.abn0532.
    Cools, R. (2008). Role of dopamine in the motivational and cognitive control of behavior. The Neuroscientist, 14, 381–395.
    Groessl, Florian, Munsch, Thomas, Meis, Susanne, Griessner, Johannes, Kaczanowska, Joanna, Pliota, Pinelopi, Kargl, Dominic, Badurek, Sylvia, Kraitsy, Klaus, Rassoulpour, Arash, Zuber, Johannes, Lessmann, Volkmar & Haubensak, Wulf (2018). Dorsal tegmental dopamine neurons gate associative learning of fear. Nature Neuroscience, doi:10.1038/s41593-018-0174-5.
    Siju, K.P., Štih, Vilim, Aimon, Sophie, Gjorgjieva, Julijana, Portugues, Ruben & Grunwald Kadow, Ilona C. (2020). Valence and State-Dependent Population Coding in Dopaminergic Neurons in the Fly Mushroom Body. Current Biology, 30, doi: 10.1016/j.cub.2020.04.037.
    Stangl, W. (2022, 23. März). Warum dramatische Ereignisse länger im Gedächtnis bleiben. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/4115/warum-dramatische-ereignisse-laenger-im-gedaechtnis-bleiben.
    http://dasgehirn.info/denken/motivation/schaltkreise-der-motivation-986 (13-11-21)
    http://www.spektrum.de/news/dopamin-macht-risikofreudiger/1354661 (15-07-05)
    https://www.jolie.de/trends/dopamin-diaet-so-funktioniert-das-abnehmen-mit-dem-glueckshormon-206048.html (20-12-12)
    https://scilogs.spektrum.de/thinky-brain/wie-dopamin-zum-rockstar-wurde-eine-wahre-geschichte/ (21-07-04)


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    2 Gedanken zu „Dopamin“

    1. Anna Lembke, Leiterin der Suchtklinik an der Stanford Universität

      Experten vermuten, dass die immer häufiger werdenden Angstzustände und Depressionen ein Beleg dafür sein könnten, dass das menschliche Gehirn immer abhängiger von jenem Neurotransmitter wird, der beim Menschen für Glücksgefühle sorgt. Drogen, Essen, Nachrichten, Glücksspiel, Einkaufen, Spiele, SMS, Sexting, Facebook, Instagram, YouTube, Twitter, das alles macht Menschen zu Dopamin-Junkies. Menschen trainieren ihr Gehirn förmlich darauf, andauernd Dopamin auszuschütten, und lässt die Wirkung dieses Stoffes nach, fühlen sie sich schlecht und wollen den nächsten Kick. Es gibt immer mehr Patienten, die nach Pornos oder Computerspielen süchtig sind oder andauernd Online etwas bestellen müssen, was zum Teil auch daher kommen dürfte, dass Menschen ihre Gehirne mit Dopamin überfluten. Viele Menschen sind süchtig nach ihrer Arbeit und damit nach ihren Smartphones, denn Menschen können ihr Smartphone nicht mehr aus der Hand legen. Menschen wischen und liken und tweeten, sie wollen Ablenkung, Aufmerksamkeit und Bestätigung. Wer davon loskommen will, dauernd zu checken, ob man einen Like bei Instagram oder einen Kommentar bei Facebook erhalten hat, benötigt mehr Ehrlichkeit, d. h., als erstes ist es wichtig, zu sich selbst ehrlich zu sein und die Abhängigkeit einzugestehen.

    2. Hausmittel für höheren Dopaminspiegel

      Sport: Auch, wenn es manchmal schwierig ist, sich zum Sport aufzuraffen – das Gefühl von Entspannung, Zufriedenheit und Glück nach einem Workout ist unbezahlbar. Denn Bewegung und Sport wirken sich nicht nur positiv auf unser Herz-Kreislauf-System aus, sie können auch nachweislich die Stimmung heben und so psychischen Erkrankungen vorbeugen. Studien haben herausgefunden, dass Ausdauersport die Konzentration an Dopamin im Körper erhöhen kann. Es muss jedoch nicht immer eine Cardio-Einheit oder ein Kraft-Workout sein, auch sanfte Bewegung und Entspannungsübungen können unserem Körper eine Menge Gutes tun und sogar den Dopaminspiegel erhöhen. Probieren Sie es einmal mit Yoga oder Meditation.
      Sonnenlicht: Sonne tut uns einfach gut! Wenn es draußen hell und sonnig ist, strotzen wir nur so vor Motivation und Tatendrang. Und jeder kennt wohl das angenehme Gefühl, wenn man draußen in der Sonne sitzt. Und das kommt nicht von ungefähr: Denn Sonnenlicht bildet nicht nur Vitamin D, es ist gleichzeitig ein richtiger Dopamin-Booster. Studien haben ergeben: Wer viel Sonnenlicht abbekommt, der hat eine höhere Dichte an Dopamin-Rezeptoren in den Belohnungs-Regionen des Gehirns. Versuchen Sie also, möglichst viel Zeit draußen an der frischen Luft zu verbringen, besonders dann, wenn die Sonne scheint. Wenn Sie der direkten Sonne ausgesetzt sind, sollten Sie jedoch an einen Sonnenschutz denken.
      Schlaf: Ein erholsamer Schlaf ist wichtig für die Gesundheit – und das gilt nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit. Wenn wir morgens aufstehen, setzt unser Körper Dopamin frei. Sobald wir schlafen gehen, wird der Dopaminspiegel heruntergefahren. Wenn dieser Tag-Nacht-Rhythmus durch einen Schlafmangel durcheinandergerät, kann sich das negativ auf unsere Stimmung auswirken. Innerhalb einer Studie wurde herausgefunden, dass ein Schlafmangel mit einer geringeren Menge an Dopamin-Rezeptoren im Gehirn einhergeht. Ein Mangel an Dopamin kann nicht nur die Stimmung senken, er kann auch Konzentrationsstörungen hervorrufen. Achten Sie darauf, mindestens 7-9 Stunden zu schlafen, zur selben Zeit ins Bett zu gehen, und Störgeräusche sowie Licht im Schlafzimmer zu vermeiden, um Ihre Schlafqualität zu steigern.
      Quelle: www. vital. de/gesundheit/dopaminspiegel-hausmittel-erhoehen-den-dopaminspiegel-5106.html

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