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Coparenting

    Coparenting ist ein multidimensionales Konstrukt, welches die Zusammenarbeit der Eltern bei der Erziehung des Kindes beschreibt. Dies bedeutet, Coparenting steht in einem engen Zusammenhang mit dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen und hängt von verschiedenen Variablen, wie von der Vater-Mutter-Kind-Beziehung, dem Erziehungsstil beider Eltern und der Qualität der Ehe ab.

    Die Quelle des Coparentings lässt sich in frühen empirische Arbeiten über die Zusammenarbeit der Eltern bei der Kindererziehung finden. Aber auch grundlegende Meilensteine wurden von Minuchin (1985, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 162) mit der Familien-System-Theorie gelegt. Ein weiterer Anstoß wäre die „parenting alliance“ welche die Quelle des elterlichen Selbstwertes anspricht (vgl. Weisman & Cohen, 1985, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 162). Coparenting ist die Beziehung zwischen den Erziehenden, die der gegenseitigen Unterstützung und Koordination bei der Kindererziehung dient (vgl. Feinberg, 2003, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 162). Dabei zählen vor Allem Solidarität, Achtung unter den Eltern sowie das gemeinsame Vertreten und Durchsetzen von Ansprüchen, Zielen und Regeln in der Kindererziehung (vgl. McHale, 2007, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 162). Allerdings differenziert man zwischen Erziehungsstil und Coparenting noch weiter. Mit dem Begriff „Erziehungsstil“ drückt man die bestimmten Erziehungspraktiken der Elternteile im Umgang mit dem Kind aus. Dagegen bezeichnet Coparenting das Ausmaß, in dem sich die Eltern einander unterstützen oder untergraben, in der gemeinsamen Kindererziehung (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 162).

    Dimensionen des Coparentings
    Forscher sind sich einig, das es sich um ein multidimensionales Konstrukt handelt. Verschiedene Konzepte wurden erstellt, die sich aber immer unterschieden. Darauf basierend kann man in 4 Kategorien gliedern: Kooperation, Konflikt, Untergrabung und Triangulation (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 162ff).
    Kooperation besagt, inwieweit sich die Eltern über das Kind austauschen und gemeinsam Entscheidungen bezüglich der Erziehung treffen, also kooperieren. (Streit-)Gespräche und Unstimmigkeiten im Hinblick auf Ansprüche, Ziele und Regeln der Kindererziehung können in An- bzw auch in der Abwesenheit des Kindes stattfinden und gehören in die Kategorie „Konflikt“. Herrscht ein Mangel an gegenseitiger Achtung der Erziehenden und wird der jeweilig Andere bei Entscheidungen absichtlich nicht mit einbezogen oder gar lächerlich gemacht so ist die Rede von „Untergrabung“. Wird das Kind dabei auf eine Seite gezogen oder als Druckmittel eingesetzt um „Lösungen zu finden“ so spricht man von „Triangluation“ (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 162ff).

    Der größte Teil der Forschungsergebnisse wurde durch Beobachtungsstudien arbeitet. Familien wurden in ihrem häuslichen Umfeld bei alltäglichen Routinen 1 Stunde lang Beobachtet. Notzien der einzelnen Beobachter wurden gegenübergestellt um gewisse Werte zu erhalten (Belsky et al., 1995, 1996; Belsky & Hsieh, 1998, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 165). Auch mussten Familien im Labor 15 Minuten eine Situation durchspielen, während natürlich Beobachtet wurde. Anschließend wurde durch ein System ausgewertet (McHale et al., 2000, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 165). Ebenso können Daten durch Fragebögen erhoben werden (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 164ff).

    Die Entwicklung des elterlichen Coparentings
    Nach der Geburt entwickelt sich die korrelative Stabilität oder eine Veränderung der mittleren Ausprägungen der Coparenting–Dimensionen über die Zeit. Bei Eltern, deren Kinder im Vorschulalter sind schwankt die elterliche Kooperation vergleichsweise wenig mit den Eltern von Jugendlichen. Die restlichen Faktoren blieben ohne gröbere Unterschiede. (Margolin et al., 2007, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 166).
    Zusammenhänge von Elternvariablen mit Coparenting
    Ist die Partnerschafts- oder Ehequalität positiv zu bewerten, ist auch die Kooperation der Partner von guter Qualität bzw. gibt es weniger Konflikte (Volling, 2007, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 165). Sensitivität und Offenheit der Eltern, väterliche Flexibilität (Kolak & Volling, 2007, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 167). und mütterliche Selbstkontrolle (Talbot & McHale, 2004, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 167) sind weitere positive Einflussfaktoren für eine gute Kooperation (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 166f).
    Coparenting und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
    Das Verhalten der Eltern wirkt sich stark auf das Verhalten der Sprösslinge in der Zukunft aus. Dies heißt, dass Ungleichgewichte in den 4 Kategorien elterlicherseits die Entwicklung der Kinder beeinflussen. Ein Mangel an elterlicher Kooperation, untersucht in den Sommerferien wies einen Zusammenhang mit schlechteren Leistungen in Mathematik und Lesen sowie Unselbstständigkeit und Passivität im folgendem Schuljahr der Kinder auf (Stright & Neitzel, 2003, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 167).

    Die Resultate werden von Längsschnittuntersuchungen und Stichproben getragen und liefern somit nur Hinweise auf Wirkrichtungen. Die Verwendung ungleicher Konzepte führte auch zu einer erschwerten Bewertung der Ergebnisse (vgl. Teubert & Pinquart, 2009, S. 168f).
    Offene Fragen
    Die Meinungen der Kinder und Jugendlichen zum Coparenting der Eltern wurden noch nicht erfasst. Die Auswirkungen der Jugendlichen auf das Coparenting der Eltern wurde ebenfalls noch kaum erforscht (Baril et al., 2007, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 169).
    Praktische Relevanz
    Aspekte des Coparentings können in bereits bestehende Konzepte übernommen werden. Auch werden Seminare angeboten um bei der Familiengründung zu helfen, Mängeln in der Erziehung vorzubeugen und um mehr Coparenting-Kooperation zu erreichen (Feinberg & Kann, 2008, zit. nach Teubert & Pinquart, 2009, S. 169).

    Literatur
    Teubert, D. & Pinquart, M. (2009). Coparenting: Das elterliche Zusammenspiel in der Kindererziehung. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 56, 161-171.


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