Zum Inhalt springen

Sensitivität

    Sensitivität (sensitivity) bzw. Empfindsamkeit ist die allgemeine Bezeichnung für die besondere Empfindlichkeit oder Empfänglichkeit für Reize geringer Intensität. Sensitive Menschen besitzen eine starke Eindrucksfähigkeit, sind gesteigert empfindsam, zartfühlend, leicht kränkbar, manchmal auch grüblerisch und haben ein geringes Selbstwertgefühl. In vielen Fällen ist ihre Fähigkeit zur Abfuhr gestauter Affekte nach außen herabgesetzt, wobei diese dann meist plötzlich und heftig hervorbrechen.

    Sensitivität ist speziell in der Entwicklungspsychologie dadurch charakterisiert, dass eine Bezugsperson die Signale eines Kindes wahrnimmt, richtig interpretiert sowie angemessen und prompt darauf reagiert. In der Testpsychologie ist Sensitivität die Bezeichnung für die Zuverlässigkeit, mit der im Rahmen eines Screenings eine bestimmte Personengruppe wie verhaltensauffällige Vorschulkinder durch ein Testverfahren identifiziert werden können. Um die Aussagekraft eines Screenings einschätzen zu können, müssen sowohl Angaben zur Sensitivität als auch zur Spezifität vorliegen.


    Anmerkung: Die Empfindsamkeit ist auch eine literarische Strömung, die in den Jahren 1740 bis 1790 aus der literarischen Epoche der Aufklärung erwachsen war, wobei sie inhaltlich den vernünftigen sowie rationalen Ansätzen der Aufklärung das Sentimentale und Empfindsame zur Seite stellt. Diese Komponente der Empfindsamkeit ist jedoch weniger als Gegenbewegung, sondern eher als Ergänzung aufklärerischer Ideen zu verstehen. Nach dem Deutschen Wörterbuch von 1776 ist Empfindsamkeit die Fähigkeit, leicht zu sanften Empfindungen gerührt zu werden. Im Wörterbuch der deutschen Sprache von 1807 findet sich der Eintrag, Empfindsamkeit sei die Fähigkeit und geneigt zu sanften angenehmen Empfindungen, Fertigkeit beziehend, an theilnehmenden Gemüthsbewegungen Vergnügen zu finden. Das Zeigen von Empfindungen nahm in der Empfindsamkeit einen hohen Stellenwert ein, auch wenn die Vernunft nicht gänzlich verneint wurde, da sie dem gefühlsbetonten Menschen ein hilfreiches Mittel war, die Gemütsregungen in die richtigen Bahnen zu lenken und sich zur sozialen Vollkommenheit zu entwickeln. Eine Steigerung findet sich später im Sturm und Drang.

    Literatur

    Lohaus, Arnold, Vierhaus, Marc &  Maass, Asja (2010). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Berlin: Springer Verlag.
    https://wortwuchs.net/literaturepochen/empfindsamkeit/ (20-12-12)
    https://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/plex/plex/lemmata/s-lemma/sensitiv.htm (20-12-12)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert