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Fürsorgemoral

    Der Aspekt der Fürsorge wird von Freud über Piaget bis Kohlberg in der Entwicklungspsychologie eher vernachlässigt. Carol Gilligan, eine Mitarbeiterin Kohlbergs, stellt daher der männlich orientierten Gerechtigkeitsmoral Kohlbergs eine Fürsorgemoral gegenüber, da sie davon ausgeht, dass das weibliche moralische Urteil sich wesentlich an den interpersonellen Prinzipien wie Empathie oder gegenseitige Fürsorge orientiert. Sie entwickelte daher ein eigenes Stufenmodell und entsprechende moralische Dilemmata. Konfliktlösungen werden von Frauen auch eher über das persönliche Gespräch gesucht, um nach verschiedenen Handlungsalternativen zu suchen, denn sie wollen dadurch Werte, Normen oder Gesetze nicht verletzen (vgl. Mietzel, 2002, S. 346 f.). Nach Ansicht Gilligans steht die Fürsorgemoral als Verantwortungsethik über Kohlbergs Pflichtenethik, wobei sie zugleich praxisnäher da weniger abstrakt ist. Die Verantwortungsethik Gilligans stellt gegenseitige Abhängigkeit, Bindung und soziale Vernetzung in den Vordergrund, wozu  ein mit anderen verbundenes Selbst gehört, das sich in Beziehung zu andern Menschen erlebt. Dafür entwickelte Gilligan ein eigenes Stufenmodell:

    1. Niveau: Orientierung am individuellen Überleben
    1. Übergangsphase: vom Egoismus zur Verantwortlichkeit
    2. Niveau: Orientierung an Konventionen
    2. Übergangsphase: vom Gutsein zur Wahrheit
    3. Niveau: Moral der Gewaltlosigkeit und Beziehungsdynamik

    Literatur
    Gilligan, Carol (1983). Verantwortung für die anderen und für sich selbst – das moralische Bewußtsein von Frauen. In Schreiner, Günter (Hrsg.), Moralische Entwicklung und Erziehung. Braunschweig.
    Mietzel, G. (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend. Weinheim: BeltzPVU.


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