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Enuresis

    Als Enuresis bezeichnet man in der Entwicklungspsychologie das altersunangemessene Einnässen, wenn eine rein organische Ursache für dieses Verhalten ausgeschlossen werden kann – z.B. Epilepsie, neurologische Erkrankungen oder eine Fehlbildung der Harnwege. Man unterscheidet das nächtliche Einnässen (Enuresis nocturna) und das Einnässen am Tage (Enuresis diurna).

    Prinzipiell nässen Kinder  von Geburt an ohne Unterbrechung ein (primäre Enuresis) oder nässen nach bereits erreichter Blasenkontrolle (sekundäre Enuresis) erneut ein. Bei der primären Enuresis geht man von einer konstitutionellen Entwicklungsverzögerung aus, bei der auch eine genetische Disposition vermutet wird. Kuwertz-Bröking et al. (2017) haben nachgewiesen, dass Kinder und Jugendliche öfter einnässen als bisher angenommen, wobei dies meist Folge einer genetisch disponierten Entwicklungsverzögerung im zentralen Nervensystem sein kann, bei der das Kind den Reiz der zunehmenden Blasenfüllung nicht wahrnimmt und daher nicht aufwacht.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Einige Kinder erwerben bereits im zweiten Lebensjahr eine verlässliche Blasenkontrolle, bei der Mehrzahl gelingt dies im dritten und vierten Lebensjahr. Etwa zehn Prozent der Kinder nässen nachts noch mit sieben Jahren ein, etwa drei Prozent mit elf bis zwölf Jahren, etwa ein Prozent mit sechzehn Jahren, wobei Knaben wesentlich häufiger betroffen sind als Mädchen. Kinder und vor allem Jugendliche mit Enuresis sind häufig psychisch belastet, leiden unter Traurigkeit, sind unglücklich und zweifeln an sich selbst. Diese Symptome sind jedoch nicht Ursache, sondern meist eine Folge der Enuresis. Auch können einschneidende Lebensereignisse eine Enuresis auslösen, wenn das Kind genetisch für die Entwicklungsverzögerung disponiert ist. So werden die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung oder das hyperkinetisches Syndrom häufig im Zusammenhang mit der Enuresis gefunden. Stets gilt, dass eine möglicherweise sogar strenge und strafende Sauberkeitserziehung bei Enuresis nicht nur wirkungslos ist sondern in der Regel sogar schädlich.
    Beobachtungen von Kindern mit altersgemäß erworbener Blasenbeherrschung zeigen auch, dass viele bei heftigem Erschrecken einnässen, ebenso in ängstigenden Situationen, bei übergroßer Freude, in einem aufregenden Spiel, nach einem aufwühlenden Erlebnis oder im Zuge einer Infektionskrankheit, meist in der Nacht vor dem Ausbruch der eigentlichen Symptome.

    Literatur

    Kuwertz-Bröking, Eberhard, Bachmann, Hannsjörg & Steuber, Christian (2017). Einnässen im Kindes- und Jugendalter. Manual für die standardisierte Diagnostik, (Uro-)Therapie und Schulung bei Kindern und Jugendlichen mit funktioneller Harninkontinenz. Pabst.


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