Zum Inhalt springen

Fachdidaktik

    Eine Fachdidaktik ist als Lehr- und Lernwissenschaft stets einer oder mehreren Fachwissenschaften beigeordnet, wobei sie bedeutsame Inhalte auswählt und die fachwissenschaftlichen Ansprüche mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Bedürfnissen unterschiedlicher Adressatengruppen harmonisiert. Inhalte, Formen und Methoden des Unterrichtens werden zu reproduzierbaren Unterrichtseinheiten verbunden. Für die Fachwissenschaft besteht die Anforderung darin, Lehramtsstudierende dabei zu unterstützen die Prinzipien und grundlegenden Konzepte der Disziplinen so sicher zu verstehen, dass sie einerseits das aktuelle Fachverständnis und Tendenzen für die Weiterentwicklung erfassen, andererseits interdisziplinäre Bezüge herstellen lernen, insbesondere auch zu ihren weiteren Fächern. Dabei sollten sie die Relevanz der fachspezifischen Prinzipien und Konzepte für das Verstehen der gegenwärtigen Welt und für die Planung der Zukunft klar vor Augen haben. Gerade mit der Forderung nach der Berücksichtigung von Interdisziplinarität und Anwendungsbezug, insbesondere von prognostischer Relevanz, wird mehr eingefordert als manche Wissenschaften zu ihrem Selbstverständnis zählen.

    Das Untersuchungsobjekt der Fachdidaktik ist die Planung, Durchführung und Analyse des Unterrichtens und Berichtens im jeweiligen Unterrichtsfach, und beschreibt den historischen Gang ihres Faches, erforscht, reflektiert, begründet alles Aspekte des Unterrichts im jeweiligen Fach, erkundet den tatsächlich stattfindenden Unterricht und seine Ergebnisse, führt in die Praxis des Unterrichtens ein und entwickelt und überprüft in der Praxis Unterrichtsmodelle. Fachdidaktik ist eine der Berufswissenschaften des Lehrenden und verbindlicher Teil der Aus- und Fortbildung von Lehrenden. Auf dem Wege von Reflexion und Evaluation der Unterrichtsergebnisse leistet Fachdidaktik einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung didaktischer Kompetenzen und damit zur Qualitätssicherung von Unterricht.

    Fachdidaktiken haben in den letzten Jahrzehnten eine Aufwertungen erfahren (Schreiber & Zabold,  2015), indem ihre Schlüsselrolle für die Lehrerbildung in Forschung und Lehre betont wurde. Im besonderen geht es in den verschiedenen Fachdidaktiken um die Förderung von Unterrichtskompetenz. Unterrichtskompetenz bedeutet dabei aber mehr als das handwerkliche Unterrichten-Können, sondern es geht darum, durch Unterricht einen gezielten und kontinuierlichen Kompetenzaufbau bei SchülerInnen zu fördern, dabei die jeweiligen Lernvoraussetzungen zu berücksichtigen und zugleich die Zieldimensionen der Bildungsstandards im Blick zu behalten. Die Fachdidaktiken ordnen dabei das fachliche Lernen in theoretische Kontexte ein, etwa indem sie es auf domänenspezifische Kompetenzstrukturmodelle beziehen, den Konstruktcharakter des Wissensaufbaus und mögliche Konstruktionsprinzipien für das fachliche Wissen bewusst machen, die Systematik des Faches für unterschiedliche Gruppen von Lernenden elementarisieren und Überlegungen anstellen, wie die Förderung der Kompetenzentwicklung schulartbezogen und in den zunehmend heterogenen Klassen erfolgen kann. In pragmatischer Wendung leiten Fachdidaktiken den Aufbau der Kompetenzen für die Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht systematisch an. Dabei müssen auch Bezüge zu allgemeindidaktischen, also überfachlichen Prinzipien hergestellt werden.

    Kernaufgabe der Fachdidaktiken ist aber, Kompetenzen für fachliches Lernen und Lehren aufzubauen. Dafür sind insbesondere die zentralen fachdidaktischen Fragen nach dem Warum, dem Was und dem Wie des Lernens von Bedeutung. Bezogen auf das Warum, die Ausrichtung an übergeordneten Fragestellungen, leiten die Fachdidaktiken die Studierenden an, über die individuelle und gesellschaftliche Relevanz des zu Lernenden nachzudenken. Bezogen auf das
    Was, also die Auswahl problemhaltiger Situationen, konkreter Inhalte und die Formulierung als Unterrichtsthemen, unterstützen die Fachdidaktiken die angehenden Lehrkräfte dabei, die Auswahlentscheidungen so zu treffen, dass die Themen zugleich schüler- und sachgemäß sind sowie ein zunehmend eigenständiges fachliches Lernen und den gezielten Auf- und Ausbau von Fachkompetenz fördern. Ansätze zur Differenzierung bis hin zur Individualisierung müssen angesichts der immer heterogener werdenden Schülergruppen bei den auszuwählenden Inhalten mitbedacht werden. Bezogen auf das Wie ist es schließlich die Aufgabe der Fachdidaktiken, die angehenden Lehrkräfte mit fachspezifischen Unterrichtsprinzipien und Unterrichtskonzepten und fachspezifischen Medien und Methoden vertraut zu machen. Zudem werden sie dabei unterstützt, die Förderung überfachlicher Kompetenzen in fachlichen Lernsituationen zu berücksichtigen.

    Alle Maßnahmen zur Entwicklung der Unterrichtskompetenzen sollten sich nicht allein darauf beziehen, Sache und Schüler zusammen zu bringen, denn neben der auf die Schüler gerichteten Fremdreflexion sollte auch die auf den Lehrenden gerichtete Selbstreflexion eine wichtige Rolle spielen. Studierende müssen dabei lernen, ihr eigenes Fachverständnis, ihre Einstellung zum Schulfach, ihre eigenen Lernerfahrungen, ihre eigenen Vorstellungen vom Lernen ihrer Schülerinnen und Schüler und das Niveau der eigenen Fachkompetenz zu erkennen und es in Zusammenhang mit dem geplanten bzw. durchgeführten Unterricht zu bringen. Selbstreflexion ist dabei eine der entscheidenden Motivationen für lebenslanges Lernen.

    Die wissenschaftliche Fachdidaktik im Bereich der Forschung sucht dabei nach objektivierbaren Regelhaftigkeiten innerhalb des Lehr-Lernprozesses, des Erziehens und des sich Bildens. Forschungsziel ist der Erkenntnisgewinn zur kontinuierlichen Optimierung fachbezogener Ausbildung und Bildung in Schulen und ähnlichen Einrichtungen. Die Ergebnisse fachdidaktischer Forschung  dienen Lehrenden und allen, die sich die Vermittlung von fachwissenschaftlichen Aussagen zur Aufgabe gemacht haben.

    Siehe dazu auch Didaktik

    Literatur

    Schreiber, W. & Zabold, S. (2015). Reform der Lehrerbildung: Zwischen Zwängen der Praxis, Erkenntnissen der Theorie und Evidenzen der Empirie. Eichstätt.
    http://bayern.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/lexikon/e-h.htm (11-03-02)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert