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Risiko

    Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwierig.
    Sokrates

    Der Begriff Risiko umfaßt alle Verhaltensweisen und Gegebenheiten, die eine Unsicherheit über den Ausgang und/oder die Konsequenzen haben, unabhängig davon ob das Ergebnis positiv oder negativ ist. Die Bereitschaft Risiken einzugehen, hat den Menschen evolutionäre Vorteile gebracht, um sich so früh wie möglich spielerisch auf ungewisse Situationen vorzubereiten, um zu beweisen, dass Menschen die stärksten, potentesten und passendsten sind, und um Einfluß auf eine sonst oft unbeeinflussbare Welt zu gewinnen. Viele Indizien aus der Tierwelt, aber auch aus der Entwicklungspsychologie, zeigen, dass junge Lebewesen unter dem Schutz der Eltern ihre Risikowahrnehmung, Risikoeinschätzung und ihr Risikoverhalten trainieren und optimieren. Die Fähigkeit, unter großen externen Bedrohungen und Unsicherheiten, handlungskompetent und reaktionsfähig zu bleiben, stellt offenbar einen evolutionären Vorteil dar und ist demnach wohl ebenso genetisch prädisponiert wie das Bedürfnis, Kontrolle über die Umwelt zu erlangen.

    Die Bedeutung von Risiko kann je nach Zielsetzung und Lebenserfahrung von Individuum zu Individuum unterschiedlich sein, sodass es wichtig ist zu verstehen, wie verschiedene Menschen über Risiken denken, um etwa die Einstellung zu neuen Technologien oder gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewerten. Um dieses Phänomen näher zu untersuchen, haben Wulff & Mata (2022) eine neue Methode entwickelt, die mit Wortassoziationen und algorithmischen Verfahren die Bedeutung von Risiko für verschiedene Gruppen und Einzelpersonen abbildet. Dabei werden Teilnehmende aufgefordert, fünf Wörter zu nennen, die sie mit dem Begriff Risiko assoziieren, sowie fünf Wörter, die sie wiederum mit diesen Assoziationen verbinden. Mit dieser Methode befragten die Forscher eine repräsentative Stichprobe, wobei aus den mithilfe eines Algorithmus ein semantisches Netzwerk des Begriffs Risiko generiert wurde, das folgende Komponenten aufweist: Bedrohung, Glück, Investment, Aktivitäten und Analyse. Am prominentesten wurde dabei das semantischer Cluster «Bedrohung» (Gefahr, Unfall, Verlust etc.) mit Risiko in Verbindung gebracht, dicht gefolgt von «Glück» (Profit, Spiel, Abenteuer). In bisherigen Untersuchungen wurden meist die negativen Komponenten von Risiko betrachtet und dabei ausser Acht gelassen, dass durchaus auch positive Bewertungen damit verbunden sind.
    Man stellte auch fest, dass Frauen und Männer sowie Menschen verschiedenen Alters ähnlich über Risiken denken, jedoch verbinden vor allem Ältere gegenüber Jüngeren und Frauen gegenüber Männern das Wort Risiko stärker mit Bedrohung und weniger mit Glück. Beim Vergleich des semantischen Netzwerkes des Risikos mit dem von zwei anderen Sprachen, Niederländisch und Englisch, ergaben sich kleine Unterschiede in der Häufigkeit, d. h., im Niederländischen wurde Risiko eher mit Bedrohung und im Englischen stärker mit Vermögen in Verbindung gebracht, doch deuten die Ergebnisse insgesamt daraufhin, dass es einige universelle Merkmale der Risikodarstellung gibt, die über die Sprache hinweg vergleichbar sind.


    1. Definition
    Ein Risiko ist eine nach Häufigkeit (Eintrittserwartung) und Auswirkung bewertete Bedrohung eines zielorientierten Systems. Das Risiko betrachtet dabei stets die negative, unerwünschte und ungeplante Abweichung von System-Zielen und deren Folgen (König, 2006, S. 9).

    2. Definition
    Das Wort Risiko leitet sich aus dem Spanischen [risgo] bzw. dem Italienischen [risico] ab, und bedeutet „Klippe“, d.h. es kennzeichnet eine Gefahr für die Seefahrer (Callies 1991, S. 38).

    3. Definition
    Risiko ist ein schwer fassbarer Begriff, der von Investoren mit der Wahrscheinlichkeit von Enttäuschung in Verbindung gebracht wird, erwartete Gewinne nicht zu erzielen (vgl. Malkiel, 2000, S. 201).

    4. Definition
    In der Unternehmenspraxis ist folgende Definition praktikabel: „Risiko ist die aus der Unvorhersehbarkeit der Zukunft resultierende, durch „zufällige“ Störungen verursachte Möglichkeit, geplante Ziele zu verfehlen. Allerding macht diese Definition keine Aussage über die Kenntnis oder Unkenntnis der Eintrittswahrscheinlichkeiten und damit einhergehenden Schadensausmaßen von Risiken (Knust, 2005, S. 15f).

    5. Definition
    Von Risiko spricht man, wenn die Folgen ungewiss sind. Ein sicherer Verlust ist kein Risiko. Der Begriff Risiko leitet sich vom Lateinischen her undbedeutet eigentlich „die Klippe, die zu umschiffen ist“ (Stöckel & Walters, 2002, S. 202).

    Siehe auch Risikoverhalten und das risky-shift-Phänomen.

    Literatur

    Königs, H.-P. (2006). IT-Risiko-Management mit System. Vieweg Verlag.
    Callies, P. (1991). Volkswirtschaftliche Schriften Heft 415. Duncker & Humblot.
    Malkiel, B. (2000). Börsenerfolg ist kein Zufall – Die besten Investmentstrategien für das neue Jahrtausend. FinanzbuchBuch Verlag GmbH.
    Knust, A. (2005). Darstellung und kritische Analyse des Risikomanagements in der unternehmerischen Wohnungswirtschaft. Grin Verlag.
    Stöckel, S. & Walter, U. (2002). Prävention im 20. Jahrhundert – Historische Grundlagen und aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Juventa Verlag.
    Wulff, Dirk U. & Mata, Rui (2022). On the semantic representation of risk. Science Advances, doi:10.1126/sciadv.abm1883.
    https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/risiko/13063 (17-09-05)


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