Zum Inhalt springen

Positive Parenting Program – Triple P

    Oft fördern Eltern unwissentlich etwa durch Schimpfen und Nörgeln ein Verhalten ihrer Kinder, das sie keineswegs fördern möchten. Es geht in der erfolgreichen Erziehung letztlich darum, nur erwünschtes Verhalten zu fördern, zu loben und konsequent zu sein. Dafür müssen Risikosituationen wie etwa der Einkauf im Supermarkt oder der Besuch eines Rummelplatzes müssen geplant und im Voraus besprochen werden. Was kann man etwa tun, dass dem Kind nicht langweilig wird? Wie kann man es in den täglichen Ablauf einbinden? Welche Belohnung gibt es, wenn es klappt? Die Methode des „Positive Parenting Program“ kommt aus den USA und ist ein seit Jahren erfolgreich eingesetztes und von der WHO empfohlenes Programm, das einfache Ratschläge gibt und zu kleinen Veränderungen motiviert, die in Familien große Veränderungen bewirken können. Die Wirksamkeit des Programms wurde in umfangreichen Studien nachgewiesen.

    Generell: Auch aus der Perspektive der Neurowissenschaften können negativ behaftete Worte wie Schimpfen oder andere Formen einer verbalen Aggression gegenüber Kindern eine enorme psychische Belastung auslösen und das sogar langfristig. Wenn verbale Gewalt eingesetzt wird, dann werden jene Areale im Gehirn aktiviert, die für Stress, Aufregung und Angst verantwortlich sind, wodurch eine körperliche Reaktion erzeugt wird, sodass emotionale Gewalt genauso bedrohlich wie körperliche Gewalt wirken kann. Während physische Übergriffe auch juristisch klar definiert sind, ist die Grenze bei verbaler Gewalt häufig fließend, wobei ein klassischer Fall etwa die Rollenumkehr darstellt, wenn Kinder sich um das Frühstück kümmern müssen oder selbst dafür verantwortlich sind, pünktlich in der Schule zu sein, aber auch, wenn Kinder alleinstehende Eltern als Partnerersatz dienen müssen. Traumatische Erfahrungen können sich im Laufe des Lebens aufsummieren, denn je häufiger verbale Gewalt stattfindet, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Erkrankung, wobei neben einem verkleinerten Hippocampus auch eine erhöhte Reaktivität der Amygdala die Folge sein kann. Wenn Eltern ihr Kind also anschreien oder es beschämen, dann kann das Kind in der Regel nicht flüchten, wobei dies bereits beginnt, bevor sie selbst noch sprechen können. Viele der betroffenen Kinder fühlen sich später wertlos, ohnmächtig, verlieren das Vertrauen in Erwachsene und sich selbst, entwickeln weniger Selbstvertrauen und leiden unter Ängsten oder sogar Depressionen.

    Bei der positiven Erziehung gibt es fünf Grundregeln für Eltern:

    • Schaffen Sie eine sichere und interessante Umgebung für Ihr Kind – so können Sie gelassen bleiben.
    • Schaffen Sie eine positive und anregende Lernatmosphäre. Gehen Sie dann auf Ihr Kind ein, wenn es gerade eine Frage hat.
    • Verhalten Sie sich konsequent, das gibt dem Kind Sicherheit.
    • Entwickeln Sie realistische Erwartungen an sich und das Kind.
    • Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Dann fällt es leichter, geduldig zu sein.

    Von Matt Sanders, dem Entwickler des Positiven Erziehungsprogramms Triple P, gibt es zehn Verhaltenstipps:

    • Wenn Ihr Kind Ihnen etwas zeigen möchte, unterbrechen Sie wenn möglich Ihre Tätigkeit und schenken Sie ihm Aufmerksamkeit. Es stärkt die Beziehung und gibt Ihrem Kind Sicherheit, wenn Sie über den Tag verteilt häufig einige Minuten wertvolle Zeit mit ihm verbringen und dabei Dinge tun, die Sie beide mögen.
    • Geben Sie Ihrem Kind viel körperliche Zuwendung, die Sie und Ihr Kind mögen,z.B. Kuscheln, Umarmen, Kitzeln, Toben oder Händchen halten.
    • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Dinge, für die es sich interessiert, und teilen Sie auch einige Ihrer eigenen täglichen Erlebnisse mit ihm.
    • Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas tut, das Ihnen gefällt und das Sie gerne häufiger sehen würden. Dabei ist es hilfreich, das Verhalten, das Ihnen gefällt, zu beschreiben, z.B. „Schön, dass Du gleich getan hast, worum ich dich gebeten habe“.
    • Wenn Kinder sich langweilen, werden sie sich eher „daneben“ benehmen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie ihnen genügend interessante Anregungen geben, was sie drinnen oder draußen unternehmen können, z.B. etwas malen/ausmalen, sich verkleiden, mit Decken Höhlen bauen, klettern, mit Wasser spielen …
    • Helfen Sie Ihrem Kind, neue Dinge zu lernen, indem Sie ihm die neuen Fertigkeiten zunächst vormachen und ihm dann Gelegenheit geben, diese selbst auszuprobieren. Begrüßen Sie z.B. die Erzieherin in der Kita freundlich und bitten Sie Ihr Kind, dies auch zu tun. Loben Sie es für seine Versuche.
    • Setzen Sie klare Grenzen. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Regeln für das Zusammenleben. Vereinbaren Sie dabei auch, was passiert, wenn jemand gegen diese Regeln verstößt.
    • Wenn Ihr Kind sich „daneben“ benimmt, bleiben Sie ruhig, geben Sie eine klare Anweisung, das Verhalten zu beenden, und erklären Sie Ihrem Kind, was es stattdessen tun soll,
    • z.B. „Hört auf, euch um den Computer zu streiten, wechselt euch ab“. Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich angemessen verhält und lassen Sie eine sinnvolle, logische Konsequenz folgen, wenn es nicht aufhört.
    • Prüfen Sie, ob Ihre Erwartungen realistisch sind. Alle Kinder benehmen sich manchmal daneben und es ist unvermeidlich, dass es auch Auseinandersetzungen gibt. Wenn Eltern perfekt sein wollen, führt das sehr wahrscheinlich zu Frustration und Enttäuschung.
    • Sorgen Sie auch für sich selbst. Es ist schwer, eine ruhige, entspannte Mutter oder ein ruhiger, entspannter Vater zu sein, wenn man selbst gestresst, ängstlich oder depressiv ist. Versuchen Sie, jede Woche etwas Zeit zu finden, um zu entspannen oder etwas zu tun, was Ihnen Freude bereitet.

    Quellen:
    OÖN vom 6. März 2012
    http://www.triplep.de/pages/infosfuereltern/erziehungstipps/top10.htm (12-01-21)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert