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Objektivität

    Im Zusammenhang mit psychologischen Testverfahren bezieht sich der Terminus Objektivität auf die Frage, ob das Testergebnis unabhängig von Einflüssen des Untersuchenden ist. Die Objektivität ist eines der Hauptgütekriterien, denn die Objektivität gibt an, ob ein Test in der Durchführung, Auswertung und Interpretation unabhängig vom Testanwender zu vergleichbaren Ergebnissen kommt. Objektivität lässt sich durch die Standardisierung eines Testes sicherstellen. Es wird in der Regel zwischen Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretations-Objektivität unterschieden.

    • Die. Auswertungsobjektivität ist das Ausmaß, in dem ein Untersuchungsergebnis in Durchführung, Auswertung und Interpretation vom Untersuchungsleiter nicht beeinflusst werden kann, bzw. wenn mehrere Untersucher zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen. Weder bei der Durchführung noch bei der Auswertung und Interpretation dürfen also verschiedene Experten verschiedene Ergebnisse erzielen.
    • Die Durchführungsobjektivität fordert, dass das Untersuchungsergebnis vom Anwender unbeeinflusst bleibt.
    • Die Interpretationsobjektivität fordert, dass individuelle Deutungen nicht in die Interpretation eines Ergebnisses miteinfließen dürfen.

    Ein nicht untypisches Beispiel für einen Verstoß gegen dieses Testgütekriterium ist z.B. ein Test auf Schulreife: Ein mit der Durchführung betrauter Lehrer lässt es aus missverstandener Humanität zu, dass die Mütter im Raum bei den Kindern bleiben.

    Objektivität als wissenschaftliche Position

    Der radikale Konstruktivismus geht übrigens von der Unmöglichkeit der Objektivität aus, dass nämlich Objektivität stets die Illusion eines jeweiligen Beobachters ist, wobei auch alles was gesagt wird, von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt wird. Humberto Maturana unterstellt damit, dass jede Aussage vom jeweiligen Standpunkt ihres Verfassers, also des Beobachters, beeinflusst wird. In der alltäglichen Kommunikation beeinflussen die persönliche Wahrnehmungsleistung, blinde Flecken, eigene Interessen, persönliche Erfahrungen sowie mehr oder minder unbewusste Scheuklappen und Vorurteile die Wahrnehmung und damit auch die Beschreibung der Welt. Heinz von Foerster schließlich schreibt dem Empfänger einer Nachricht dieselbe Perspektivenvielfalt wie dem Sender zu. Objektivität kann demnach nur näherungsweise durch Einigung über die Beobachtungsmethoden und Zusammenführung unterschiedlichster Beobachtungsergebnisse und Aussagen über die Welt hergestellt werden. Jeder Beobachter entscheidet aktiv und subjektiv, was und wie er beobachtet und wovon er das Beobachtete unterscheidet, wobei Entscheiden bedeutet, den Fokus auf etwas Bestimmtes zu setzen und damit implizit anderen Möglichkeiten auszuschließen, sodass Entscheidungen in erster Linie nicht für etwas sondern gegen etwas getroffen werden.


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