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Liebeswahn

    Bei einem Liebeswahn – auch De Clérambault-Syndrom (nach dem französischen Gefängnispsychiater und Fotografen Gaëtan Gatian de Clérambault) oder Paranoia erotica – handelt es sich um die irreale Überzeugung, von einer anderen Person geliebt oder besonders wertgeschätzt zu werden. Daher bezeichnet man diesen Liebeswahn auch als Syndrom der abgelehnten Verliebtheit.

    In der Fachsprache wird diese Form des Wahns auch Erotomanie genannt, der als krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität beschrieben wird, wobei an dieser Fehlbeurteilung mit absoluter Gewissheit und unkorrigierbar festgehalten wird, selbst wenn sie im Widerspruch zur Wirklichkeit, zur eigenen Lebenserfahrung und zum Urteil gesunder Mitmenschen steht. Typische Symptome von Erotomanie sind etwa die wahnhafte Überzeugung, von der anderen Person auch geliebt zu werden, die Verfolgung dieser vermeintlichen Liebe, die Angst, dass die vermeintliche Liebe sie verlassen wird, sich in die vermeintliche Liebe zu verlieben, sich zurückgewiesen zu fühlen, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen zu entwickeln bis hin zu Aggression und Gewalt. Der Liebeswahn tritt oft sekundär mit anderen psychischen Erkrankungen gemeinsam auf, insbesondere einer paranoiden Psychose, während primäre Formen sind sehr selten.

    Thematisch ist der Liebeswahn oft auf ältere Personen, insbesondere ältere Männer, bezogen, die sozial höher oder finanziell besser gestellt sind. Oftmals sind Stars oder Vorgesetzte das Opfer eines solchen krankhaften Liebeswahns. Betroffene versuchen stets mit dem Liebesobjekt in den Kontakt zu kommen, etwa durch Telefonanrufe, Briefe, Geschenke, Besuche oder sogar durch Überwachung und Nachschleichen. Typish ist auch das Interpretieren alltäglicher Handlungen der vermeintlich verliebten Person als versteckte Liebesbotschaften . In einigen Fällen können die Gedanken der Erotomanie so intensiv werden, dass die betroffene Person glaubt, in einer romantischen Beziehung mit der Zielperson zu sein, auch wenn keinerlei tatsächliche Interaktion zwischen ihnen stattfindet. Der Liebeswahn ist meist eine idealisierte, romantische Liebe und beruht weniger auf sexueller Anziehung.

    Menschen, die an Erotomanie leiden, sind also in der Regel von einer unerreichbaren Person besessen, wie z. B. einem Schauspieler, einem Politiker oder einem Vorgesetzten, und kann sich auch in diesen Menschen verlieben, ohne sie jemals persönlich getroffen zu haben. Die Symptome von Erotomanie können sehr unterschiedlich sein, wobei manche  ihre vermeintliche Liebeverfolgen, während andere sich eher zurückziehen, wobei manche Betroffene mit Erotomanie auch Angst haben, dass ihre vermeintliche Liebe sie verlassen wird. Die Ursachen von Erotomanie sind nicht vollständig bekannt, doch es wird angenommen, dass sie durch eine Kombination aus genetischen, biologischen und Umweltfaktoren verursacht wird. Erotomanie wird oft im Zusammenhang mit psychischen Störungen wie Schizophrenie oder bipolarer Störung gefunsen, wobei die Behandlung in der Regel psychotherapeutische Ansätze sowie möglicherweise medikamentöse Therapien beinhaltet, je nach den zugrunde liegenden psychischen Zuständen der Betroffenen.

    Siehe dazu auch Stalking.

    Literatur

    Debbelt, P. & Assion, H. J. (2001). Paranoia erotica (de-Clérambault-Syndrom) bei affektiver Störung. Der Nervenarzt, 72, 879-883.
    https://flexikon.doccheck.com/de/Liebeswahn (20-12-11)


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