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Schulklima

    Schulklima – school climate – umfasst die von allen an der Schule beteiligten Personengruppen, also von SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen dauerhaft als typisch wahrgenommenen Merkmale der Schulumwelt, etwa die sozialen Beziehungen in der Schule, die Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten, usw. Dabei sind in der Regel nicht objektive Kriterien, sondern subjektive Erfahrungen in einer Schule ausschlaggebend. Die Wahrnehmung des Schulklimas wird demnach in erster Linie von der innerschulischen Umwelt und den intrapsychischen Prozessen und Verhaltensweisen beeinflusst, wobei auch Kultur, Gesellschaft und Schulorganisation indirekt Einfluss auf die Wahrnehmung des Schulklimas nehmen. Untersuchungen zeigen, dass ein positives Schulklima sowohl die schulische Leistung von SchülerInnen als auch ihr soziales und emotionales Wohlbefinden und ihre sozialen und persönlichen Einstellungen beeinflusst.

    Merkmale des Schulklimas

    • Individuelle Merkmale der LehrerInnen und des Lehrerverhaltens sowie des Unterrichts (Geschlecht, Alter, Erfahrung, Engagement, Selbstwertgefühl, Lehrerkompetenzen etc.).
    • Individuelle Merkmale der SchülerInnen und der Schülerschaft (Geschlecht, Alter, Schichtzugehörigkeit, soziale Kompetenz, Selbstwertgefühl, Klassengröße und Klassenzusammensetzung).
    • Merkmale der Schule als Institution (räumliche Lage, Größe, Organisationsstruktur, d.h. Curriculum, Leitungsstil der Schulleitung, Weiterbildung des Kollegiums, Einbindung der Elternschaft, Öffnung der Schule nach außen etc.).
    • Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den SchülerInnen und den LehrerInnen (Disziplin, Vertrautheit, Diskussionsstil etc.).
    • Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den SchülerInnen untereinander (Kohäsion, Konkurrenz, Disziplin etc.).
    • Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den LehrerInnen untereinander (Kollegialität, Respekt, Kooperation).

    Im Duden gibt es das Stichwort „Schulklima“ nicht, doch wird das Wort „Klima“ definiert als „durch bestimmte Ereignisse oder Umstände hervorgerufene Atmosphäre oder Beziehungen zwischen Personen, Gruppen, Staaten o. Ä.“ (Duden 2000, S.553).

    „Schulklima ist die Art und Weise wie Sozialisationsprozesse in veranstalteter Form durchgeführt werden, die Verlebendigung institutioneller Verhältnisse durch die Individualität der Lehrer und Schüler und die dabei enstehenden Lebensformen“ (Fend 1977, S.64).

    „Das Schulklima ist die subjektiv wahrgenommene spezifische Konfiguration wesentlicher Elemente des erzieherischen Verhältnisses zwischen Lehrern und Schülern, des Verhältnisses der Schüler untereinander sowie kollektiver Einstellungen und Verhaltensbereitschaften von Lehrern und Schülern innerhalb der jeweiligen Lernumwelt“ (Eder 1996, S.26).

    „Unter Schulklima versteht man die Atmosphäre interagierender im Schulalltag zusammentreffender Personen sowie der Lernumwelt und des Lernumfelds unter Berücksichtigung der Schülersozialisation von Eltern und Lehrern als auch der Versuch von Schüerselbstsozialisation infolge von Peergroup- und Mitschülereinfüssen“ (Varbelow 2003, S.98).

    „Schulklima ist die Gesamtheit der sozialen Erfahrungen von Schülern und Lehrern in der Schule“ (Schreiner, 1973, S.110).


    Tandler & Dalbert (2020) untersuchten die Rolle der Wertigkeit der Wahrnehmung weiblicher Lehrkräfte bei der Vorhersage verschiedener Schülerleistungen, denn sie wollten wissen, ob eine positive oder negative Einstelllungen der Lehrerinnen gegenüber ihrer Klasse Folgen für deren Lernerfolg, deren Motivation aber auch deren Angst vor dem Versagen hat. Anhand eines prospektiven Designs bewerteten sie zu Beginn der fünften Klasse die Bewertungen von 43 Mathematik- und Deutschlehrerinnen aus 22 Sekundarschulen in Deutschland – und zwar Lehrerinnen, die die ihre Schülerinnen und Schüler erst seit kurzem kannten -, und kombinierten eine qualitative Messung anhand einer offenen Frage mit einer quantitativen Datenanalyse. Vier Monate später berichteten die zugeordneten Schülerinnen über ihre fachspezifischen Leistungen, Lern- und Leistungsziele und die Qualität der Beziehung zu ihren LehrerInnen. Es zeigte sich, dass positive Lehrerwahrnehmungen die zukünftigen Leistungen der Schülerinnen und Schüler erhöhten, während negative Lehrerwahrnehmungen die unmittelbaren und zukünftigen Lern- und Leistungsziele reduzierten. Vor allem negativen Einstellungen der Lehrerinnen hatte Einfluss auf die Motivation der Klasse , d. h., die Schülerinnen und Schüler hatten dann weniger Interesse am Lernstoff. Gleichzeitige positive Einstellungen der Lehrerinnen konnten die Motivation hingegen nicht verändern, und auch die Angst, in der Schule zu versagen, erhöhte sich bei negativ eingestellten Lehrerinnen. Darüber hinaus erklärten positive Lehrerwahrnehmungen auch die Unterschiede in den Ergebnissen der Schüler zwischen den Klassen, während negative Lehrerwahrnehmungen Unterschiede in den Ergebnissen der Schüler zwischen den Schulen erklärten. Das bedeutet, dass sich die Einstellung der Lehrkraft nicht nur auf einzelne Schülerinnen und Schüler auswirkt, sondern auf die gesamte Klasse, wobei auch das Schulklima eine wesentliche Rolle spielen dürfte, den der Einfluss besonders positiver Lehrerinnen war innerhalb einer Schule deutlich zu sehen, da die Leistung ihrer Klassen besser war als die anderer Klassen derselben Schule.

    Literatur

    Duden (2000). Duden. Die deutsche Rechtschreibung. 22. Auflage. Mannheim: Dudenverlag.
    Eder, F. (1996). Schul- und Klassenklima. Ausprägung, Determinanten und Wirkungen des Klimas an höheren Schulen. Innsbruck: Studien Verlag.
    Fend, H. (1977). Schulklima: Soziale Einflussprozesse in der Schule. Soziologie der Schule III. 1.Auflage. Weinheim: Beltz.
    Freitag, Marcus (1998). Was ist eine gesunde Schule?: Einflüsse des Schulklimas auf Schüler- und Lehrergesundheit. Juventa-Verlag.
    Schreiner, G. (1973). Schule als sozialer Erfahrungsraum. Überlegungen und Untersuchungen zum Phänomen des Schulklimas. Frankfurt: Athenäum.
    Tandler, Nancy & Dalbert, Claudia (2020). Always look on the bright side of students: does valence of teacher perceptions relate to students’ educational performance? Social Psychology of Education, doi:10.1007/s11218-020-09573-z.
    Varbelow, D. (2003). Schulklima und Schulqualität im Kontext abweichender Verhaltensweisen. Marburg: Tectum Verlag.
    https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/schulklima (18-11-21)


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