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Wernicke-Sprachzentrum

    Das Wernicke-Sprachzentrum bzw. das Wernicke-Areal im Gehirn steuert die Aufnahme von Sprache und bezeichnet jenen Bereich des Gehirns, der am Sprachverstehen und am sprachlichen Ausdruck beteiligt ist und sich meist im linken Temporallappen befindet. Das Wernicke-Areal ist Teil des auditiven Assozia­tionskortex und ist für das Erkennen und Verstehen von Worten von großer Bedeutung. Eine Läsion dieses Bereiches führt zur Wernicke-Aphasie. Diese wird auch rezeptive Aphasie genannt und zeichnet sich durch Defizite beim Verständnis gesprochener Sprache, durch die Worttaubheit aus. In diesem Fall ist es Betroffenen nicht möglich, Gesprochenes zu verstehen, wenn es auch wahrgenommen wird. Menschen mit einer Wernicke-Aphasie produzieren bedeutungslose Sprache, die allerdings flüssig und grammatikalisch richtig ist. Oft sind sich die Betroffenen ihrer Defizite nicht bewusst. Das Wernicke-Areal ist für das Sprachverständnis zuständig, während das Broca-Areal mit der Sprachproduktion zusammenhängt.

    Die Wernicke-Enzephalopathie ist eine degenerative Erkrankung des Gehrins, die vor allem durch einen Vitaminmangel (Vitamin-B1) oft im Gefolge von Alkoholismus verursacht wird, aber auch Magenkarzinome (Resorptionsstörungen) können die Erkrankung auslösen. Sie tritt deshalb bei Alkoholikern gehäuft auf, da diese ihre Ernährung vernachlässigen. Gelegentlich tritt die Wernicke-Enzephalopathie auch bei chronischer Gastritis, chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darms, wie Morbus Crohn, und nach langanhaltendem Erbrechen, zum Beispiel während einer Chemotherapie, auf. Durch den Vitaminmangel wird eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels ausgelöst, wonach es zu einem Ödem im Gehirn und zu Einblutungen kommt, wodurch Gehirnzellen absterben (Atrophie). Typische Symptome sind Gleichgewichtsstörungen und Störungen der Augenbewegungen, wodurch die Betroffenen desorientiert wirken. Die Therapie der Erkrankung erfolgt bei absoluter Alkoholabstinenz durch die intravenöse Gabe von Thiamin in hoher Dosis über mehrere Tage, wobei ein möglicher Magnesiummangel ebenfalls ausgeglichen werden sollte, da Magnesium als mitbestimmtender Faktor im thiaminabhängigen Stoffwechsel fungiert. Die erste Beschreibung der Wernicke-Enzephalopathie erfolgte durch Carl Wernicke 1881 im Rahmen einer Studie über hämorrhagische Veränderungen in der grauen Substanz der Corpora mamillaria bei Alkoholikern.

    Übrigens haben jüngst amerikanische Forscher nach einer Analyse von 115 Studien zu den Koordinaten für besonders aktive Areale des Gehirns bei der Sprachverarbeitung für die Lage des Sprachzentrums  jetzt entdeckt, dass das Sprachzentrum offensichtlich an einer ganz anderen Stelle des menschlichen Gehirns liegt, als dies seit Carl Wernicke angenommen und in Gehirnkartographien verzeichnet worden war. Die neue Position des Wernicke-Areals weicht in Bezug auf die Gehirnarchitektur und -funktion um etwa drei Zentimeter von der bisher kartierten ab, d.h., das Sprachzentrum liegt im vorderen Teil des superioren temporalen Gyrus, dem oberen von drei Wülsten im Schläfenlappen, also eindeutig vor der allgemeinen Hörrinde des Gehirns und nicht dahinter.

    Übrigens: Beim Sprachenlernen sind entgegen landläufiger Vorstellungen kleine Kinder wesentlich langsamer als Erwachsene, und das Einzige, was kleine Kinder besser und schneller lernen, ist die richtige Aussprache, denn wenn Kinder eine Sprache lernen, hören sie sich wesentlich deutlicher an wie Native Speaker als Erwachsene.


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