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Restless Legs Syndrome

    Das Restless-Legs-Syndrom – auch als Willis-Ekbom-Krankheit – ist eine weit verbreitete Störung des Nervensystems, die unangenehme Gefühlsempfindungen und einen überwältigenden, unwiderstehlichen Drang, in Ruhephasen die Beine zu bewegen, verursacht. Oft ist das Restless Legs Syndrome mit Schlafdefizit verbunden und kann extreme Müdigkeit verursachen und zu Angstzuständen und Depressionen führen. Beim primären Restless-Legs-Syndrom oder idiopathischen Restless-Legs-Syndrom ist der Grund für die Entstehung unbekannt, wobei in den meisten Fällen eine positive Familienanamnese nachweisbar ist und die Symptome meist vor dem 45. Lebensjahr beginnen. Das sekundäre Restless-Legs-Syndrom ist die Folge von Lebensumständen wie etwa Schwangerschaft. In diesem Fall bilden sich Symptome nach der Entbindung meist wieder zurück.

    Am Restless Legs Syndrome (RLS) leiden vermutlich fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung, wobei auch eine familiäre Häufung beobachtet wird. In einigen Fällen haben die Betroffenen also eine genetische Veranlagung, häufig ist das Syndrom aber auch die Folge einer Grunderkrankung und entsteht etwa durch eine stark reduzierte Nierenfunktion, eine rheumatoide Arthritis oder multiple Sklerose. Aber auch die Parkinson-Erkrankung oder Nervenreizungen, etwa durch einen verengten Rückenmarkskanal, kann eine Ursache für das Restless Legs Syndrome sein. In eher seltenen Fällen tritt das Syndrom auch bei einer Schwangerschaft auf, nach deren Ende die Störung aber häufig direkt zurückgeht. Manchmal wird bei den Betroffenen auch ein Eisenmangel gefunden, der sich aber durch durch die Gabe von Eisencarboxymaltose beheben lässt. Die genaue Ursache ist jedoch meist unbekannt, es gibt jedoch Faktoren, die die Beschwerden auslösen bzw. verstärken können, wie Eisenmangel, Koffeingenuss, Schwangerschaft oder Nierenfunktionsstörungen. Die einzige Untersuchung, die einen abnormen Befund ergibt, ist die Schlafuntersuchung mit Durchführung eines Elektroenzephalogramms (EEG) und einer Elektromyographie (EMG), bei denen charakteristische periodische Beinbewegungen in bestimmten Schlafphasen beobachtet (= PLMS) werden. 95 Prozent der Menschen, die unter dem Restless-Legs-Syndrom leiden, haben auch chronische Schlafprobleme, denn bei den Betroffenen beginnen die Beine in der Nacht zu kribbeln, schmerzen oder zu zucken, was ihnen den Schlaf raubt.

    Die Kriterien, die zur Diagnose RLS führen sind:

    • Bewegungsdrang der Beine, seltener auch der Arme, verbunden mit unangenehmen Empfindungen (Kribbeln, Ziehen, Brennen) in den Beinen, ein- oder beidseitig.
    • Der Bewegungsdrang beginnt oder verschlimmert sich in Ruhephasen, also beim Sitzen oder Liegen.
    • Der Bewegungsdrang und die unangenehmen Empfindungen können durch Bewegung unterbrochen werden. Nach Beenden der Aktivität kehren die Beschwerden zurück.
    • Der Bewegungsdrang verstärkt sich gegen Abend und in der Nacht oder tritt nur zu diesen Stunden auf.

    Zur Behandlung bzw. Vorbeugung werden kalte und warme Güsse, Massagen, Akkupressur und das Einreiben der Beine mit Franzbranntwein empfohlen. Sich regelmäßig abends körperlich zu betätigen kann vor allem bei Schlafproblemen wirksam sein. In jedem Fall sollte man Koffein, die etwa in Mate-Tee, Coca-Cola, schwarzem Tee und Kaffee enthalten sind, vermeiden, ebenso Alkohol und Tabak, wobei vor allem Alkohol die Schlafstruktur ungünstig beeinflusst. Menschen, die viel Zeit an einem Schreibtisch verbringen, sollten sich etwa ein Schreibpult zulegen, um zeitweise im Stehen zu arbeiten. Auch tägliches Stretching sowie leichte Dehnübungen am Abend werden empfohlen.

    Medikamente wie Dopaminagonisten, die den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen, werden ebenfalls eingesetzt, um zumindest die Symptome zu mindern, allerdings haben diese Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel und können auch eine Abhängigkeit von diesen Medikamenten zur Folge haben. Eine neue Untersuchung (Haschka et al., 2018) zeigte eine weitere mögliche Ursache für das Restless-Legs-Syndrom auf. Aufbauend auf der Erkenntnis, dass eine zentrale Rolle das Dopaminsystem spielt, das bereits therapeutisch eingesetzt wird, entdeckte man eine durch Eisenmangel bedingte Fehlfunktion der Mitochondrien der idiopathischen Form des Restless-Legs-Syndroms zugrunde liegt. Im Schlaflabor wurde dafür in den Immunzellen die für die Energiegewinnung notwendige Eisenverfügbarkeit untersucht, wobei der Vergleich systemischer Eisenmangelparameter wie Ferritin, Eisen oder Hämoglobin keine Unterschiede zwischen Betroffenen und nicht Betroffenen zeigte, doch in den Mitochondrien konnte man feststellen, dass all jene Gene, die mit dem Eisenstoffwechsel in Zusammenhang stehen, herunterreguliert waren, wodurch die Aktivität der Mitochondrien und deren Energieproduktion somit aufgrund des dort herrschenden Eisenmangels beeinträchtigt waren. Hinzu kommt, dass die Verabreichung dopaminerger Substanzen die Verfügbarkeit von Eisen in Zellen und damit die Funktion der Mitochondrien und deren Energieproduktion signifikant verbessert. Antidepressiva können übrigens die Symptome des Restless-Legs-Syndroms ebenfalls verstärken oder gar auslösen.

    Eine neuer Behandlung (Kuhn et al., 2016) ist der Einsatz von verstellbaren Fußbandagen, durch die Druck auf zwei Fußmuskeln ausgeübt wird (Musculus abductor hallucis und Musculus flexor hallucis brevis). Durch diesen Druck wird vermutlich auch die Dopaminausschüttung im Gehirn stimuliert, wodurch ein ähnlicher Effekt erzielt wie bei der Massagetherapie oder Akupressur. Nach Ansicht der Autoren ist diese Möglichkeit der Behandlung ein Beispiel für die Autoregulation des Körpers ohne den Einsatz von Medikamenten.

    Eine Therapie sollte immer individuell abgestimmt werden und es erfordert oft viel Geduld, bis das richtige Medikament bzw. die richtige Methode der Behandlung gefunden wird.

    Historisches: Der englische Arzt Thomas Willis hat bereits 1685 die Symptome beschrieben, aber erst 1945 wurde es vom schwedischen Neurologen Karl-Axel Ekbom als eigenständige Krankheit mit dem Namen Restless-Legs-Syndrom in die Literatur eingeführt.

    Literatur

    Haschka, D., Volani, C., Stefani, A., Tymoszuk, P., Mitterling, T., Holzknecht, E., Heidbreder, A., Coassin, S., Sumbalova, Z., Seifert, M., Dichtl, S., Theurl, I., Gnaiger, E., Kronenberg, F., Frauscher, B., Högl, B. & Weiss, G. (2018). Association of mitochondrial iron deficiency and dysfunction with idiopathic restless legs syndrome. Movement Disorders, doi:10.1002/mds.27482.
    Kuhn, P. J., Olson, D. J. & Sullivan, J. P. (2016). Targeted Pressure on Abductor Hallucis and Flexor Hallucis Brevis Muscles to Manage Moderate to Severe Primary Restless Legs Syndrome. The Journal of the American Osteopathic Association, 116, 440-450.


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    Ein Gedanke zu „Restless Legs Syndrome“

    1. Ein Betroffener empfiehlt

      Kalte oder warme Aufgüsse lindern die Symptome, auch können Kompressionsstrümpfe und Massagen, insbesondere das Einreiben mit Franzbranntwein, helfen. Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung neben Achtsamkeitsübungen, die sich in den Alltag integrieren lassen, etwa sich abends beim Duschen auf das warme Wasser auf der Haut zu konzentrieren. Regelmäßige Bewegung als Widerstandstraining der Beine und die Tanzform Zumba, aber auch Methoden wie Qi Gong, Tai-Chi und Yoga. Unbedingt sollte man Alkohol, Koffein und Nikotin meiden.

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