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Objektpermanenz

    Die Objektpermanenz beschreibt in der kognitiven Psychologie Piagets das Wissen eines Kindes, dass ein Gegenstand weiterhin existiert, auch wenn er gerade nicht wahrgenommen werden kann. Solange aber kein Schema für einen Gegenstand vorliegt, ist für das Kind der Gegenstand verschwunden, sobald er aus dem Blickfeld verschwunden ist, d.h., es liegt noch keine Objektpermanenz vor.

    Zwischen dem sechsten und achten Monat beginnen Kinder, nach einem versteckten Gegenstand (der vorher sichbar war) aktiv zu suchen. Ein nicht sichtbares Suchziel muss innerlich repräsentiert sein.

    Das Erreichen der Objektpermanenz stellt für Piaget einen ersten Markstein dar, denn am Ende der sensumotorischen Phase begreifen Kinder, dass ein Gegenstand auch dann noch weiter existieren kann, wenn er für sie nicht mehr sichtbar ist. Zeigt man jüngeren Kindern ein interessantes Objekt, so weckt das deren Aufmerksamkeit, versteckt man dieses Objekt vor den Augen des Kindes unter einem Kissen, scheint das Objekt seine Existenz zu verlieren.

    Die Entwicklung der Objektpermanenz nach Piaget

    Stufe I:  visuelles Fixieren eines Gegenstandes  ab 1. Monat
    Stufe II: Fixieren und Verfolgen mit den Augen 2.– 3. Monat
    Stufe III: findet ein teilweise verstecktes Objekt 4.– 8. Monat
    Stufe IV: findet Objekt nach gesehenem Verstecken
    an einem Ort 9.–12. Monat
    Stufe V: findet Objekt nach einer Serie von sichtbaren
    Ortswechseln 13.–18.Monat
    Stufe VI: Wiederfinden auch nach einer Serie von verdeckten Ortswechseln  19. -24. Monat

    Später hat man gezeigt, dass bereits Kinder im Alter von 4 1/2 Monaten offenbar über Teile der Objektpermanenz verfügen. Siehe dazu Kritik an der Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget.

    Siehe Stufen der sensumotorischen Intelligenz.

    Generell gibt es mehrere Ansätze, Objektpermanenz bzw. die Beschreibung der Abwesenheit von Objekten bei Erwachsenen zu erklären: die sinnliche, die metakognitive und die kognitive Erklärung.

    • Der sinnliche Ansatz geht davon aus, dass man fehlende Dinge wirklich sehen können, also etwa einen Schlüssel, den man morgens vermisst. Demnach erzeugt das Gehirn ein Bild des Schlüssels im Arbeitsgedächtnis, wenn man danach suchen, eine Art Schablone, die man mit den Sinneseindrücken abgleicht.
    • Nach dem metakognitiven Ansatz geht davon aus, dass man merkt, wenn etwas fehlt, da man ein Gefühl der Überraschung erlebt, wenn etwas nicht vorhanden ist. Grundlage der Überraschung sind also Annahmen über die Welt. Auch Erwachsenen liefern ihre Sinne nur ein ungenaues Bild von der Welt, also versucht das Gehirn ständig, Voraussagen darüber zu treffen, was der wahrscheinlichste Grund für das eintreffende Signal sein könnte. Bleibt das Erwartete aus, signalisiert das Gehirn einen Vorhersagefehler und korrigiert die Vorhersage.
    • Der kognitive Ansatz hingegen postuliert zusätzlich zu den enttäuschten Annahmen, von deren Nichteintreten man überrascht ist, intellektuelle Vorstellungen von der Welt. Menschen haben im Kopf eine Repräsentation davon, wie die Umwelt aussehen sollte, sodass jegliche Abweichung durch einen Vergleich zwischen dem, was man intern repräsentiert hat, und dem, was an Information darüber eintrifft, registriert wird.

    Literatur

    Stangl, W. (2000). Stufen der sensumotorischen Intelligenz. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/Sensomotorik.shtml (00-02-19)
    Stangl, W. (2000). Kritik an der Theorie der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/Piagetkritik.shtml (00-02-19)


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