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Intelligenz

    Intelligenz ist Selbstorganisation,
    in der Information verarbeitet wird.
    Toshiyuki Nakagaki

    Das Problem der Welt ist,
    dass intelligente Menschen voller Zweifel
    und Dumme voller Selbstvertrauen sind.
    Charles Bukowski

    Intelligenz kann man zwar nicht trainieren,
    aber Intelligenztests schon.
    Jakob Pietschnig

    Ein Mensch, der sich etwas auf seine Intelligenz einbildet, ist wie ein Sträfling, der mit seiner großen Zelle prahlt.
    Simone Weil

    In der Psychologie hat man sich bis heute nicht auf eine allgemein akzeptierte Definition geeinigt, vielmehr gibt es viele unterschiedliche Intelligenzen: mathematische, sprachliche, technische, musische, sogar soziale und emotionale Intelligenz. Intelligenz lässt sich auch nicht messen wie Körpergröße oder Gewicht, sondern man muss sie zum Beispiel durch die Menge der gelösten Aufgaben eines Tests erschließen, und zwar im Vergleich zur Leistung einer vergleichbaren Personengruppe gleichen Alters. Die Art der Testaufgaben hängt von der jeweils zugrunde gelegten Intelligenztheorie, wobei die meisten Intelligenztests Untertests enthalten, die verschiedene Teilfähigkeiten prüfen wie rechnerisches Denken, logisches Schließen, das Sprachverständnis, das räumliche Vorstellungsvermögen, die Gedächtnisleistung, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und auch allgemeines Wissen. Viele intellektuelle Fähigkeiten wie etwa das Allgemeinwissen, die man manchmal auch als Intelligenz betrachtet, sind aber Fähigkeiten, die zwar wie Intelligenz aussehen, doch meist das Resultat von Bildung und Lernen sind. Der Psychologe Raymond Cattell unterschied die feste und flüssige Intelligenz: die flüssige Intelligenz (logisches Folgern, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Kurzzeitgedächtnis) betrifft die pure Leistungsfähigkeit des „Denkapparats“, ohne jedes Lernen. Die feste Intelligenz (oder kristallisierte) hingegen ist das, was der Mensch im Laufe des Lebens daraus macht.

    Anmerkung: Für viele Psychologen sind übrigens spezielle Intelligenzen, die in den Medien häufig genannt werden, etwa emotionale Intelligenz und soziale Intelligenz, ein Unsinn, denn hier sollte man vielmehr von Kompetenz sprechen. Auch so modische Kuriositäten wie Party-Intelligenz oder sexuelle Intelligenz haben mit der Auffassung der klassischen Intelligenz in der Psychologie absolut nichts zu tun.

    In der neueren psychologischen Forschung steht in der Betrachtung der Intelligenz der Informationsverarbeitungs-Ansatz im Vordergrund, wobei bedeutendster Vertreter Robert Sternberg ist. Man betrachtet Intelligenz nicht als eine fest stehende Eigenschaft, sondern als Prozess, also die Art und Weise, wie Informationen verarbeitet werden, macht den Unterschied aus. Intelligente Prozesse laufen insgesamt mit weniger Aufwand ab, beanspruchen dafür am Anfang mehr Zeit für das Einspeichern: das genaue Verstehen und Analysieren des zu lösenden Problems. Menschen, die regelmäßig und länger in die Schule gehen, entwickeln in der Regel einen höheren Intelligenzquotienten, wobei natürlich auch die allgemeine kognitive Auseinandersetzung mit Phänomenen außerhalb der Schule einen wesentlichen Katalysator für die Intelligenzentwicklung darstellt. Das menschliche Gehirn reagiert flexibel darauf, ob es gefordert wird oder eben nicht, d. h., bei mangelnder Herausforderung können Menschen durchaus verdummen.

    Übrigens hat Edwin G. Boring, von dem der oft zitierte Satz «Intelligenz ist, was der Test misst» stammt, auch angemerkt, dass es für die Psychologie besser gewesen wäre, wenn man einen anderen Begriff dafür verwendet hätte, da die Konnotation von Intelligenz viel weiter gefasst ist als das, was man in der Psychologie darunter versteht.

    In Metaanalysen zeigt sich übrigens die Intelligenz als jenes Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen, mit dem sich berufliche Leistung über viele Berufsfelder hinweg am besten prognostizieren lässt, denn mit zunehmender Intelligenz können sich Menschen schneller auf neue Sachverhalte einstellen, komplexe Probleme richtig erfassen und rational durchdenken. Daher kommen sie mit größerer Wahrscheinlichkeit zu besseren Lösungen, behalten mehr Details in ihrem Gedächtnis und lernen schneller sowie umfassender. All dies ist in sehr vielen beruflichen Positionen oder bestimmten Phasen des beruflichen Lebens von Vorteil, beispielsweise, wenn etwa neue MitarbeiterInnen in relativ kurzer Zeit viel lernen müssen (Auszubildende, Trainees, Branchenfremde etc.), wenn man MitarbeiterInnen mit breitem Lernpotential identifizieren möchte oder wenn komplexe Aufgaben rational analysiert werden müssen (Experten, mittlere Führungspositionen bis hin zum Spitzenmanagement) (Kanning, 2013). Untersuchungen zeigen übrigens, dass Bildung und hohe Intelligenz Menschen zwar das Rüstzeug verleihen kann, um Probleme deutlicher zu erkennen, sie sind dann aber auch in der Lage, Fakten zu einer von ihnen gewünschten Auslegung verdrehen. Studien legten etwa nahe, dass hochgradig rechenfertige Menschen es bei der Untersuchung von Statistiken bevorzugten, lieber eine gewünschte als eine wirkliche Wahrheit zu erkennen.


    Intelligenz und Gehirnstruktur

    Für die Ausprägung von Intelligenz sind mehrere Gehirnregionen und deren Verbindung untereinander verantwortlich, wobei sich diese Gehirnareale sich hauptsächlich im Großhirnbereich am Hinterkopf und im Frontallappen (Großhirnbereich unter der Stirn) finden. Zusätzlich bewirkt die Geschwindigkeit der Signalübertragung zwischen den einzelnen Bereichen vermutlich auch den Unterschied zwischen sehr hoher und sehr niedrigerer Intelligenz, wobei die Hypothese der neuronalen Effizienz besagt, dass ein intelligenter Mensch sein Gehirn weniger anstrengen muss als ein weniger intelligenter, um eine Aufgabe zu lösen, die beiden gleichermaßen vertraut ist. Das gilt allerdings nur bei mittelschweren Aufgaben, bei denen die sehr intelligenten Menschen weniger Gehirnressourcen einsetzen, während bei sehr leichten und sehr schwerden beide Personengruppen gleiche Gehirnaktivität eigen. Dazu passt folgende Untersuchung: Genç et al. (2018) haben in einer Untersuchung der Gehirne von 259 Männern und Frauen mittels Neurite Orientation Dispersion and Density Imaging (einer Form der Magnetresonanztomografie) festgestellt, wieviele Dendriten zu anderen Nervenzellen in Verbindung stehen, wobei alle Probanden auch einen Intelligenztest absolvieren mussten. Dabei zeigte sich, dass je intelligenter ein Mensch ist, desto weniger Dendriten hat er in der Großhirnrinde. Anhand eines Datensatzes des Human-Connectome-Projekts konnte dieses Ergebnis bestätigt werden, denn der Zusammenhang zwischen Dendritenmenge und Intelligenz fand sich auch in dieser Stichprobe. Dadurch konnte bestätigt werden, dass intelligentere Menschen trotz ihrer vergleichsweise hohen Anzahl an Nervenzellen weniger neuronale Aktivität beim Bearbeiten eines Intelligenztests zeigen als die Gehirne von weniger intelligenten Menschen. Intelligente Gehirne zeichnen sich offenbar durch eine effiziente Vernetzung der Neuronen aus, sodass die hohe Denkleistung bei möglichst geringer neuronaler Aktivität erzielt wird.

    Faskowitz et al. (2022) haben Daten der funktionellen Magnetresonanztomographie von mehr als achthundert Probanden verwendet, um zu zeigen, dass höhere Werte der allgemeinen Intelligenz mit einer geringeren Rekonfiguration der Hirnnetzwerke zwischen dem Ruhezustand und sieben verschiedenen Aufgabenzuständen sowie mit einer Rekonfiguration der Netzwerke zwischen den Aufgaben verbunden sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Untersuchungen befanden sich entweder im Ruhestand oder mussten verschiedene Aufgaben bearbeiten, während mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie die Aktivität ihrer Gehirnareale erfasst wurde. In den Versuchen mussten verschiedene Aufgabenarten bewältigt werden, wobei jede von ihnen für einen anderen kognitiven Prozess stand. Um etwa das Arbeitsgedächtnis zu aktivieren, mussten die Probanden entscheiden, ob in einer langen Bilderpräsentation das jeweils zuletzt gezeigte Bild einem vorherigen entsprach. Um die Sprachverarbeitung zu untersuchen, wurde eine Geschichte erzählt, und die Probanden mussten anhand von Alternativen entscheiden, was das Thema der Geschichte gewesen war. Für den Bereich der sozialen Kognition bekamen sie Video-Clips zu sehen, in denen sich geometrische Objekte bewegten, wonach sie entscheiden mussten, ob diese Objekte miteinander interagierten oder nicht. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Netzwerkarchitektur von Menschen mit höheren Intelligenzwerten näher an der Netzwerkarchitektur liegt, die für verschiedene kognitive Anforderungen erforderlich ist. Die Rekonfiguration von Multitasking-Gehirnnetzwerken könnte daher eine neuronale Widerspiegelung der positiven Verhaltensvielfalt darstellen, einer Essenz des Konzepts der allgemeinen Intelligenz. Die Ergebnisse legen vereinfacht gesagtnahe, dass die funktionellen Netzwerke von Menschen mit einer höheren Intelligenz beim Wechsel zwischen verschiedenen kognitiven Zuständen angesichts einer Problemstellung eine geringere Anpassung erfordern, denn ihre Netzwerkarchitektur ist so gestaltet, dass der Wechsel etwa vom Ruhe- in den Arbeitsmodus nur geringe Umstellungen erfordert, dass also Anpassungen an neue Aufgaben für sie weniger aufwendig zu bewerkstelligen sind. Dieser Effekt trat dabei unabhängig von der Art der zu bearbeitenden Aufgabe auf, war also auch unabhängig von den verschiedenen zu bewältigenden kognitiven Anforderungen. Intelligenz ist demnach also ein Phänomen des gesamten Gehirns, sich an verschiedenen Anforderungen anzupassen, und je intelligenter ein Mensch ist, desto besser ist also die Netzwerkarchitektur seines Gehirns dafür geeignet, verschiedene kognitive Anforderungen zu erfüllen.

    Ein entscheidender Faktor für eine hohe Intelligenz ist nach Ansicht von manchen Experten und Expertinnen auch die Geschwindigkeit bei der Informationsverarbeitung, wobei zusätzlich strukturelle Merkmale im Gehirn mit hineinwirken, denn so kann eine dickere Myelin-Schicht, also eine Art Schutzschicht um die Nervenzellen, zu einer schnelleren Weiterleitung von Informationen führen.


    Einen guten Überblick über das Konstrukt der Testintelligenz: [stangl] test & experiment: beispiele: intelligenzmodelle


     

    Cuius vis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.
    Marcus Tullius Cicero, Philippica XII, 5
    Zweifel ist die Tugend der Intelligenz.
    Simone Weil
    Der Zweifel ist nicht nur eine Tugend der Intelligenz, er ist ihre notwendige Voraussetzung.
    Siri Hustvedt
    Intelligenz ist nur eine zufällige Begleiterscheinung des Lebens und vielleicht nicht einmal eine sehr nützliche.
    Isaac Asimov

    Begriffsbestimmungen

    „Intelligenz (lat. einsehen, verstehen)

    „Einsichtsfähigkeit“, die besondere individuelle Leistungsdisposition auf dem Gebiete des Verstandeslebens, z.B. In Hinsicht auf die Erfassung von Bedeutungen und Beziehungen“(…) „Art und Grad der Intelligenz sind abhängig von der Fassungskraft (Tiefe, Werte, Abstraktionskraft) dem Intelligenz-Temperament (Sprechbarkeit, Eigenständigkeit, Tempo und Nachhaltigkeit des Denkens) und schließlich von der Gesamtheit der Antriebs -und Willensanlagen des Menschen.“ (Wörterbuch der Pädagogik 1967, S. 259)…

    „Intelligenz(lat. Intelligentia, geistige Fertigkeit, Klugheit)

    Nach D. Wechsler die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit des Individuums zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen.“

    „“In engerer Bedeutung der Denkfähigkeit, die sich im Herstellen, Erfassen und Deuten von Sinnzusammenhängen ( A. Wenzel) und in der Sicherheit gegenüber neuartigen Situationen ( W. Stern ) ausweist.“ ( Lexikon der Schulpädagogik 1974, S. 254)

    „Intelligenz (lat. Intelligentia, Einsicht, Verständnis).“

    Relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal, dessen Ausmaß und Ausprägung sich daran erkennen lässt, wie ein Individuum die in einer Kultur wichtig erachteten Leistungen und neuartigen Anforderungen beantwortet.“ (Lexikon zur Pädagogischen Psychologie und Schulpädagogik 1980, S. 103)…

    „Intelligenz(…)Fähigkeit anschaulich oder abstrakt in sprachlichen, numerischen und raum-zeitlichen Beziehungen zu denken; sie ermöglichen erfolgreiche Bewältigung vieler komplexer und mit Hilfe jeweils besonderer Fähigkeitsgruppen auch spezifische Situationen und Aufgaben“ (Lexikon der Pädagogik 1970, S. 301)…

    „Intelligenz(lat. intelligere = einsehen, verstehen)“

    “Intelligenz ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen, sich an neue Situationen anzupassen, abstrakte Vorstellungen, Ideen und Begriffe zu entwickeln und von Erfahrung zu profitieren.“

    „Intelligenz meint jedoch nicht nur intellektuelle Leistungsfähigkeit, sondern auch eine Reihe von psychischen Verhaltensweisen wie Neugier, Konzentrationsfähigkeit, usw.“ (http://www.bleibergquellenkolleg.de/projekt/kol/pfeiffer.html)…

    „Intelligenz (lat.: Intelligentia = „Einsicht, Erkenntnisvermögen“, intellegere = „verstehen“) bezeichnet im weitesten Sinne die Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen und zum Finden von optimalen Problemlösungen.“ (…)“Intelligenz ist, vereinfacht ausgedrückt, die Fähigkeit, Probleme und Aufgaben effektiv und schnell zu lösen und sich in ungewohnten Situationen zurecht zu finden.“ (…) “Andere Forscher wiederum befürworten eine ganze Palette voneinander relativ unabhängiger Intelligenzen wie verbales Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Gedächtnis und Zahlenverständnis. Der amerikanische Psychologe Howard Gardner bezieht in seiner Theorie der „Multiplen Intelligenzen“ (MI) sogar Bewegungsintelligenz (Tänzer), musikalische Intelligenz (Musiker, Komponisten) oder naturalistische Intelligenz (Naturforscher) mit ein.“

    „In der Psychologie ist Intelligenz ein Sammelbegriff für die kognitiven Fähigkeiten des Menschen, also die Fähigkeit, zu verstehen, zu abstrahieren und Probleme zu lösen, Wissen anzuwenden und Sprache zu verwenden.“ (…)

    „Im alltäglichen Sprachgebrauch werden häufig Begriffe wie Denkvermögen, Auffassungsgabe, Rationalität, Logik, Urteilsvermögen und Kreativität verwendet, um die geistigen Fähigkeiten des Menschen zu kennzeichnen“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenz).

    Intelligenz = (…) “psychische Anpassung an neue Umstände und Bedingungen“ (Claparede, Psychologie der Intelligenz 1992, S. 12).

    Intelligenz = (…) “erst bei den Prozessen, die ein plötzliches Verstehen implizieren ( Aha-Erlebnisse )“ (Bühler, Psychologie der Intelligenz 1992, S. 13).

    Intelligenz = (…) “die Fähigkeit Relationen und Korrelationen herzustellen“ (Spearman, Vererbung Intelligenz und Erziehung 1975, S. 71).

    Intelligenz = (…) “die Fähigkeit zu verbinden und zu trennen“ (Thomas von Aquin, Vererbung Intelligenz und Erziehung 1975, S. 71).

    Herausragend ist für mich, dass Atkins als Einziger darauf eingeht, dass Intelligenz auch etwas damit zutun hat, von dem Wissen das man sich in der Vergangenheit aneignen konnte, in Bezug auf eine neue Problemlösung, profitieren zu können (vgl. http://www.bleibergquellenkolleg.de/projekt/kol/pfeiffer.html)

    Im Vergleich zu den anderen Lexika und Lehrbüchern wird nur im „Wikipedia“ darauf hingewiesen, dass es verschiedene Intelligenzen gibt, unter anderen die musikalische –und/oder naturalistische Intelligenz (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenz).

    Weiters finde ich wichtig, dass darauf hingewiesen wird, dass Intelligenz mit den unterschiedlichen Anforderungen der Kulturen zusammenhängt (vgl. Lexikon zur Pädagogischen Psychologie und Schulpädagogik 1980, S. 103).


    Grundsätzlich besteht ein großer Unterschied zwischen intelligent zu sein und intelligent zu handeln, denn um intelligent handeln zu können, muss man viel Wissen und viel Erfahrung besitzen. Es gibt daher manche Menschen, die zwar sehr intelligent sind, aber denen das Basiswissen und die Lebenserfahrung fehlt, umauch  intelligent handeln zu können. Jedoch gilt auch hier, dass es dabei intelligente Menschen leichter haben, denn Intelligenz misst sich nicht zuletzt auch daran, wie schnell jemand lernen kann.


    Intelligenz und Melancholie

    Schon Aristoteteles hat die Beobachtung gemacht, dass mit einer hohen Intelligenz eher eine Melancholie einhergeht, denn intelligent zu sein bedeutet nicht nur, dass man gut Probleme lösen kann, sondern dass man auch mehr Probleme in seiner Umgebung wahrnimmt. In einer Welt, in der die meisten Menschen einfach zufrieden sind, erkennen intelligente Menschen größere Zusammenhänge und damit mehr Probleme.


    Computer und Intelligenz

    Dass Computer das Verstehen des menschlichen Gehirns möglich machen, ist äußerst unwahrscheinlich, denn von echter Intelligenz kann man bei Maschinen nicht sprechen, denn derzeit ist man von Computern, die das menschliche Gehirn übertreffen oder auch nur simulieren können, noch unendlich weit entfernt. Die Forschung, die untersucht, wie einzelne Gehirnregionen zusammenarbeiten, wie sie verschaltet sind und wie das menschliche Verhalten dadurch beeinflusst wird, kann man nur an Gehirnen von Menschen oder nah verwandten Primaten studieren aber nicht an neuronalen Netzwerken. In der Gehirnforschung dreht sich aktuell vieles um die Simulation der neuronalen Strukturen mit Hilfe eines Computers, das Human Brain Project der Europäischen Union, das versucht, ein Kunstgehirn zu erschaffen, das Schaltungen und Fehlschaltungen simulieren kann. Solche Systemen werden jedoch niemals eine dem Menschen vergleichbare Intelligenz besitzen, weil sie weder kreativ noch in der Lage sind zu generalisieren, denn Computerprogramme bzw. dabei eingesetzte Algorithmen wissen immer nur das, was sie wirklich erfasst haben. Computer folgen immer nur einer Befehlskette mit einer strikt hierarchischen Struktur, d. h., Informationen werden immer entlang einer bestimmten Abfolge bearbeitet und weitergeleitet, während im Gehirn hingegen Verbindungen von oben nach unten, zwischen und innerhalb der Areale und Schichten bestehen, woraus ein dichtes Geflecht von reziproken Verbindungen und einer hohen permanenten Dynamik entsteht, das so komplex ist, dass sie von einem technischen System niemals auch nur annähernd nachgebildet werden können.


    Übrigens: Bei besonders intelligenten Menschen laufen die für das Denken zuständigen Strukturen im Gehirn nicht heiß, wenn sie besonders stark gefordert sind, sondern das Gehirn von besonders intelligenten Menschen strengt sich bei solchen Aufgaben in der Regel weitaus weniger an als das von anderen Menschen. Besonders intelligente Menschen haben nämlich gelernt, Denkaufgaben mit weniger Aufwand zu erledigen, was vor allem daran liegt, dass bei diesen Menschen die Nervenzellen effizienter miteinander verbunden sind.


    Aus eine Frage-Antwort-Portal

    Frage: „Wie erweitere ich meinen IQ?“
    Antwort: „Den IQ kann man nicht „erweitern“, denn er ist ja genau als jene maximale Grenze der intellektuellen Leistungsfähigkeit definiert, die ein Mensch trotz aller Übung nicht überschreiten kann.“

    Ergänzung: Karl Josef Klauer, Professor für Erziehungswissenschaft an der RWTH Aachen, hatte vor etlichen Jahren entgegen den Meinungen von Fachleuten ein Förderprogramm für Intelligenz entwickelt, obwohl bisherigen Versuche, die Intelligenz von Kindern zu erhöhen, mehr oder minder gescheitert waren. Klauer konnte aber  immerhin zeigen, dass seine Trainings tatsächlich die Intelligenz um fünf bis zehn IQ-Punkte erhöhen können. Seine Erfolge widersprechen allerdings nicht der gängigen Intelligenztheorie, dass der Intelligenzquotient das Maximum an Leistungsfähigkeit definiert, das mit auch noch so viel Übung nicht beliebig hinausgeschoben werden kann. Die nachgewiesenen Effekte sind darauf zurückzuführen, dass Kinder mit der Zeit eine gewisse Fertigkeit entwickeln, die sie Testfragen leichter beantworten lässt. Daher ist es auch wichtig, zu testende Personen vor einem Intelligenztest mehrere Probeaufgaben lösen zu lassen, damit sie mit den Formaten der Testaufgaben zurecht kommen.


    Dass manche Menschen intelligenter als andere sind, liegt bis zu einem gewissen Teil auch in den Genen. Cera et al. (2019) haben jüngst nach den molekularen Grundlagen der menschlicher Intelligenz gesucht und eine Gruppe von Genen identifiziert, die die kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen regeln. Man weiß schon lange, dass es nicht ein einzelnes „Intelligenzgen“ gibt, sondern dass viele Gene jeweils einen Beitrag zur intellektuellen Leistung von Menschen beitragen. Unter den Proteinen im Zellkern spielt dabei offenbar das Protein SATB2 eine wichtige Rolle, denn dieses bindet an die Erbsubstanz DNA und bestimmt deren dreidimensionale Auffaltung im Zellkern, wobei Menschen mit einer Mutation dieses Gens geistige Beeinträchtigungen sowie Lernbehinderungen aufweisen. Mit biochemischen Methoden haben die ForscherInnen nun eine Gruppe von Proteinen bestimmen können, die mit SATB2 in Nervenzellen des Großhirns zusammenarbeiten. In genomweiten Assoziationsstudien an verschiedenen Gruppen menschlicher Individuen zeigte sich, dass Varianten der entsprechenden Gene mit Unterschieden in der menschlicher Intelligenz gekoppelt sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die genetischen Grundlagen der Intelligenz eines Menschen immer nur bedingt beeinflussbar sein werden, denn da so viele Gene in die Ausformung der kognitiven Leistungen involviert sind, erscheint es unmöglich, Intelligenz auf molekularer Ebene zu manipulieren.


    Literatur zum Thema Intelligenz

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    Cera, I., Whitton, L., Donohoe, G., Morris, D. W., Dechant, G., Apostolova, G. (2019) Genes encoding SATB2-interacting proteins in adult cerebral cortex contribute to human cognitive ability. PLoS Genet, 15, doi:/10.1371/journal.pgen.1007890.
    Eysenck, H.J. (1975). Vererbung Intelligenz und Erziehung. Zur Kritik der pädagogischen „Milieutheorie“. (S. 71). Stuttgart-Degerloch: Seewald.
    Faskowitz, Joshua, Sporns, Olaf & Hilger, Kirsten (2022). Multitask Brain Network Reconfiguration Is Inversely Associated with Human Intelligence. Cerebral Cortex, doi:0.1093/cercor/bhab473.
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    Gardner, H. (1999b). Are there additional intelligences? The case for naturalist, spiritual, and existential intelligences. In J. Kane (Ed.), Education, information and transformation (pp. 111-131). Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall.
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    Rost, D. H. (2009). Intelligenz: Mythen und Fakten. Weinheim: Beltz.
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    Stangl, W. (2022). Intelligenz ist im gesamten Gehirn verteilt . Werner Stangls Psychologie News.
    WWW: https://psychologie-news.stangl.eu/4053/intelligenz-ist-im-gesamten-gehirn-verteilt (22-02-11)
    Waterhouse, Lynn. (2006). Multiple Intelligences, the Mozart Effect, and Emotional Intelligence: A critical review. Educational Psychologist, 41, 207–225.
    Wild, E. & Möller, J. (2009). Pädagogische Psychologie. Heidelberg: Springer.
    Woolfolk, A. (2008). Pädagogische Psychologie. München: Pearson Studium.
    Zimbardo, P. G. & Gerrig, R. J. (1999). Psychologie. Berlin: Springer.


    Übersetzung des Zitats:  Jeder Mensch kann irren, aber Dummköpfe verharren im Irrtum.


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    6 Gedanken zu „Intelligenz“

    1. Was intelligente Menschen niemals tun

      Intelligenz zeigt sich nach Ansicht eines populärwissenschaftlichen Magazins vor allem in vier Dingen, die intelligente Menschen niemals tun würden.
      – Impulsiv handeln
      – Immer recht haben wollen
      – Über andere herziehen
      – Die Schuld auf andere schieben

    2. Alltagsprobleme intelligenter Menschen

      In einer Illustrierten fanden sich Beschreibungen der Alltagsprobleme intelligenter Menschen. So sollen intelligente Menschen schlecht im Smalltalk sein, denn während andere liebend gern über Nichtigkeiten plaudern, lachen und Witze reißen, fragen diese sich, wen das alles eigentlich interessiert, denn mit unbedeutenden Themen können Menschen mit einem hohen Intelligenzquotienten meist nichts anfangen, sodass Smalltalk deshalb sehr anstrengend für sie ist. Intelligente Menschen sollen auch viele Selbstzweifel plagen, denn sie denken über alles und jeden nach, hinterfragen viel und sind sehr kritisch, auch sich selbst gegenüber. Intelligente Mensche sind auch schnell gelangweilt, denn ihr Gehirn braucht schließlich ständig neue Herausforderungen, um gesund und fit zu bleiben. Kluge Menschen neigen dazu, Dinge schneller zu lernen und aufzunehmen, sodass der Reiz des Neuen dann auch schnell wieder verloren geht. Intelligente Menschen sind doch häufig sehr still bei Diskussionen, denn bevor sie sich äußern, sortieren sie ihre Gedanken ganz genau, denken über den Kontext nach und reflektieren den Inhalt. Auch fällt es ihnen oft schwer, Entscheidungen zu treffen, denn intelligente Menschen haben häufig eine ausgeprägte analytische Fähigkeit, sie sehen das große Ganze, wägen potenzielle Konsequenzen ab. Dieses Vorgehen ist bei einer Entscheidung zwar durchaus hilfreich, denn je mehr Faktoren man kennt und je mehr Informationen man hat, desto besser kann man eine Situation einschätzen, doch es kann auch zum Gegenteil führen, denn je mehr man über etwas nachgrübelt, desto mehr Dinge fallen intelligenten Menschen sowohl für die eine als auch die andere Seite der Entscheidung ein.

    3. Auf einer Website fand sich eine amüsante Liste von Merkmalen für eine überdurchschnittlich hohe Intelligenz, die nach Ansicht von Wissenschaftlern auf einen hohen bis extrem hohen IQ hindeuten sollen:

      Faulheit, denn Menschen mit einem hohen IQ verbringen mehr Zeit mit dem Nichtstun als weniger intelligente.
      Sarkasmus, denn intelligente Menschen sind humorvoll und haben ein besonderes Faible für Sarkasmus und schwarzen Humor.
      Neugierde, denn intelligentere Menschen bereits sind im Kindesalter neugieriger als Gleichaltrige mit niedrigerem Intelligenzquotienten.
      Unordentlichkeit, denn diese fördert die Kreativität.
      Langschläfer, denn Menschen mit hohem IQ sind Eulen, bleiben also lange wach und gehen spät ins Bett.
      Provokation, denn intelligentere Menschen machen sich um mehr Dinge Gedanken, sind mit mehr Dingen unzufrieden und neigen zur Provokation.
      Ängstlichkeit, denn Menschen mit hoher Intelligenz neigen dazu, sich generell mehr sorgen zu macgeb.
      Musikalität, denn Kinder mit einem hohen IQ tendieren von sich aus dazu, eher ein Musikinstrument erlernen zu wollen.
      Katzenliebe, denn Liebe zu Hunden weist auf eine hohe Empathie hin, Katzenliebhaber haben einen höheren IQ.
      Trägheit, denn je höher der IQ eines Menschen, umso geringer ist meist seine sportliche Betätigung.
      Introvertiertheit, denn intelligente Menschen haben meist weniger Freunde als jene mit einem geringeren Intelligenzquotienten.

      Quelle: https://arbeits-abc.de/anzeichen-von-hoher-intelligenz/ (21-11-25)

    4. Die genau Quellenangabe „Atkins, 1971“ ist leider nicht mehr rekonstruierbar – ich habe die Quellenangabe entfernt, da diese Zusammenstellung ohnehin nur illustrativen Charakter hat, um die Vielfalt möglicher Erklärungen zu demonstrieren.

    5. Hartmut Bick

      Die Definition von Atkins fand ich verschiedentlich zitiert, aber immer nur mit „Atkins, 1971“. Ich wäre _sehr, sehr_ dankbar für eine vollständige Quellenangabe. (Oder heißt der Mann Watkins? Oder John W. Atkinson, der im Bereich Verhaltens- und Motivationspsychologie forschte und 1975 das Risiko-Wahl-Modell vorstellte?)

    6. Stefan burkhardt

      Komisch, ich hab mich gerade von heute morgen 5:00 Uhr mit einem Kollegen bis jetzt über das Thema Intelligenz unterhalten. Mein Kollege ist der Überzeugung, dass nur der intelligent ist, der am schnellsten die Lösung für ein Problem hat. Ich meinte nur, dass ich das nicht so sehe. Ich denke, dass jeder Mensch das Potenzial hat, intelligent zu sein, oder ist! Ich sehe das so, dass es mehrere Lösungen für jede Aufgabe oder jedes Problem gibt. Nehmen wir an, dass wir eine Strecke haben, und auf unserer Strecke kommt uns ein Hindernis entgegen (Problem). Der erst Proband geht um das Hindernis herum, der andere klettert oben drüber und der dritte krabbelt unten drunter durch. Alle kommen gleich schnell am Ziel an; wer ist nun der intelligentere von den Dreien? Eine Aufgabe, mehrere Lösungen. Jeder Proband hat seine Erfahrungen gemacht und sie bestmöglichst angewandt, um das Problem bestmöglichst zu lösen. Wenn man will, kann man alles erreichen, was machbar ist, denke ich!

      [corr; W.S.]

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