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Bestätigungstendenz

    Als Bestätigungstendenz (confirmation bias) wird in der Psychologie insbesondere der Kognitionspsychologie die Neigung von Menschen verstanden, vorwiegend jene Informationen zu suchen bzw. wahrzunehmen, die eine vorgefasste Meinung bestätigen (selektive Wahrnehmung). Unbewusst ausgeblendet werden dabei all jene Informationen, die die eigenen Erwartungen widerlegen könnten. Die betroffene Person unterliegt dann einer Selbsttäuschung oder einem Selbstbetrug.

    Der Bestätigungsfehler beeinflusst auch die Art und Weise, wie Menschen Informationen interpretieren, indem sie Beweisen, die ihre eigenen Überzeugungen stützen, mehr Gewicht beimessen, während Beweise, die diesen Überzeugungen widersprechen, heruntergespielt oder verworfen werden. Darüber hinaus wird die Interpretation von Informationen durch vorhandenes Wissen, eigene Werte und Gefühle beeinflusst. Dabei wirkt sich der Bestätigungsfehler auch auf das Gedächtnis aus, denn man erinnert sich eher an Informationen, die bestehende Überzeugungen bestätigen, während Informationen, die diesen Überzeugungen widersprechen, vergessen oder verzerrt erinnert werden.

    Dieser auch als Bestätigungsfehler bezeichnete Effekt ist kognitionspsychologisch sehr gut untersuchte, wobei er zeigt, dass Menschen neue Informationen schon grundsätzlich als weniger richtig bewerten, wenn die Informationen nicht zu ihrem bestehenden Weltbild passen, d. h., sie glauben tendenziell nur, was sie glauben wollen. Daher ist es grundsätzlich äußerst problematisch, mit Menschen zu diskutieren, die fest an ihre Überzeugungen glauben. Wer eine feste Meinung zu einem Thema hat, erinnert sich etwa nach einer Diskussion darüber besser an die Argumente für die eigene Position und weniger an die Argumente für die gegnerische. Dieses Phänomen kann z.B. im Rahmen der Schematheorie erklärt werden, die besagt, dass vorhandenes Wissen und damit verbundene Überzeugungen als mentaler Rahmen fungieren, der beeinflusst, wie Informationen kodiert, gespeichert und abgerufen werden. Menschen neigen im Allgemeinen dazu, Bestätigung zu suchen, da dies ihr Selbstwertgefühl stärkt, ihre Identität verteidigt und letztlich den sozialen Zusammenhalt mit Gleichgesinnten erhöht.

    Wenn etwa ein Absolvent eines Bachelorstudiums die Vorstellung hat, dass ein ganz bestimmter Masterstudiengang perfekt zu ihm passt, kann es passieren, dass er mögliche Argumente, die dagegen sprechen, gar nicht mehr registriert. Oder wenn jemand beweisen soll, dass es nur weiße Schwäne auf der Welt gibt, wird er spontan erst einmal nach weißen Schwänen suchen, dabei wäre aber die richtige Strategie, vor allem nach andersfarbigen Schwänen Ausschau zu halten.

    Eine Strategie gegen den Bestätigungsfehler ist ein kritisches und offenes Umfeld, in dem bestehende Überzeugungen in Frage gestellt werden können.

     


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