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Selfitis – Selfie-Sucht

    Ein Selfie ist elektronische Masturbation.
    Karl Lagerfeld

    Hinweis: es handelt sich bei der Selfitis bzw. Selfie-Sucht natürlich um keine anerkannte Suchterkrankung, sondern diese ist vermutlich dem Zeitgeist geschuldet, die das alltäglich Verhalten von Menschen danach abklopft, ob dieses nicht auch pathologische Züge annehmen kann, die dann zu therapieren sind!

    Es gibt nach einem Bericht in einer TV-Station eine Selfie-Sucht – Selfitis -, da sich Psychologen einig sein sollen, dass zu viele Selfies ungesund sind und sogar süchtig machen können. Es gibt zahlreiche Ursachen dafür, die Menschen am häufigsten dazu veranlassen, ein Selfie zu machen:

    • Wenn sie Ihre Umgebung und Erlebnisse aufwerten wollen.
    • Wenn sie in einer Art Wettbewerb stehen und möglichst viele Likes in sozialen Medien erringen wollen.
    • Wenn sie Aufmerksamkeit erregen wollen, die sie sonst nicht bekommen.
    • Wenn sie sich einsam fühlen.
    • Wenn sie sich aufwerten wollen, weil sie das bearbeitete Bild schöner finden als sich selbst.
    • Wenn sie sich Ihrer Gruppe zugehörig fühlen wollen („das machen alle so“).

    Das Selfie dient demnach als Ersatzbefriedigung, denn es geht darum, Liebe und Bestätigung zu erfahren. Werden Menschen süchtig nach Selfies, kann das zu ernsthaften psychologischen Störungen führen, da sie versuchen, über Selbstportraits ihr eigenes Ich zu stärken oder ihre Stimmung zu heben. Auch lässt das stundenlange Retuschieren und Nachbearbeiten Betroffene die Realität verzerrt wahrnehmen, da sie dann ein möglichst perfektes Bild von sich zeigen möchten, das dem eigenen Ich gar nicht mehr entspricht. Man hat übrigens auch herausgefunden, dass besonders Männer und Heranwachsende im Alter von 16 bis 20 Jahren gefährdet sind, wobei sich drei Selfie-Sucht-Stufen zeigen:

    • Beunruhigend: Etwa drei Selfies am Tag, die aber nicht auf einer Social Media Plattform gepostet werden.
    • Alarmierend: Deutlich mehr als drei Selfies am Tag, die auch auf einer Social Media Plattform gepostet werden.
    • Krankhaft: Unkontrolliertes Bedürfnis, ständig Selfies zu schießen und davon mehr als sechs am Tag zu teilen.

    Selfie oder Nicht-Selfie

    Wenn Menschen Momente in ihrem Leben fotografieren, können sie eine Ich-Perspektive verwenden, d. h., sie nehmen die Szene so auf, wie sie sie gesehen haben, oder eine Dritte-Person-Perspektive, d. h., sie nehmen die Szene mit sich selbst darin auf – machen also ein Selfie mit Umgebung. Frühere Untersuchungen legen nahe, dass Bilder aus der dritten Person im Gegensatz zur ersten Person die Bedeutung von Ereignissen im Gegensatz zur physischen Erfahrung besser wiedergeben. Niese, Libby & Eibach (2023) fanden nun in sechs Studien heraus, dass das Ziel, die Bedeutung im Vergleich zur physischen Erfahrung festzuhalten, die Menschen eher dazu veranlasst, Fotos in der dritten Person im Vergleich zur ersten Person zu verwenden, dass die Menschen also eher an die Bedeutung im Vergleich zur physischen Erfahrung erinnert werden, wenn sie ihre eigenen tatsächlichen Fotos in der dritten Person im Vergleich zur ersten Person betrachten, und dass die Menschen die Fotos bevorzugen, wenn die Perspektive mit dem Ziel der Aufnahme übereinstimmt im Vergleich zu nicht übereinstimmend. Kurz gesagt: Wenn Menschen mit einem Foto die Bedeutung einer Situation erfassen wollen, wenn der Moment in ihnen Emotionen ausgelöst hatte, wählen sie eher die Selfie-Perspektive. Geht es Menschen aber eher um das Festhalten der physischen Erfahrung, wählen sie eine Perspektive ohne sich selber im Bild festzuhalten. Diese Ergebnisse legen also nahe, dass die Verwendung und die Auswirkungen der Perspektive in der persönlichen Fotografie dieser Darstellungsfunktion folgen.

    Carbon (2017) hat übrigens untersucht, wie das perfekte Selfie aufgenommen werden sollte, um besonders attraktiv, schlank oder sympathisch zu wirken. Dabei verglich man den Einfluss verschiedener Kamerapositionen auf die Wirkung der Selfies, indem mehr als dreihundert Probanden computergenerierte 3D-Modelle realer Gesichter aus sieben verschiedenen, selfie-typischen Kameraperspektiven bewerteten. Dabei hat man den Fokus auf Beurteilungsdimensionen wie Attraktivität, Dominanz, Intelligenz oder Körpergewicht gelegt, da diese Merkmale eine entscheidende Rolle in sozialen Interaktionen und bei der Partnerwahl spielen. Carbon konnte zeigen, dass Frauen dann als besonders attraktiv wahrgenommen werden, wenn sie ihre linke Gesichtshälfte zur Kamera drehen, hingegen wirken Frauen eher hilfsbereit, wenn sie ihre rechte Gesichtshälfte zeigen. Männer wirken sympathischer, wenn sie ihre rechte Gesichtshälfte zur Kamera drehen. Hinzu kommt, dass eine Kameraposition von leicht oberhalb schmeichelnd auf die Einschätzung des Körpergewichts wirkt, wobei eine seitliche Drehung der Kamera den schmeichelhaften Effekt eines Selfies von oben noch verstärkt. Bei einer tiefer positionierten Kamera werden die abgebildeten Personen grundsätzlich als eher übergewichtig eingeschätzt, jedoch kann eine seitliche Drehung diesen Effekt etwas abmildern.

    Literatur

    Carbon, C. C. (2017). Universal principles of depicting oneself across the centuries: From Renaissance self-portraits to selfie-photographs. Frontiers in Psychology: Human-Media Interaction, 8, 1-9.
    Niese, Zachary Adolph, Libby, Lisa K. & Eibach, Richard P. (2023). Picturing Your Life: The Role of Imagery Perspective in Personal Photos. Social Psychological and Personality Science, doi:10.1177/19485506231163012.
    Stangl, W. (2023, 28. April). Selfie oder Foto ohne sich? Stangl notiert ….
    https://notiert.stangl-taller.at/kurioses/selfie-oder-foto-ohne-sich/.
    https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/selfie-sucht-hilfe-100.html (20-06-22)


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