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Better-than-average Effect – BTA-Effect

    Der Better-than-average Effect (BTA-Effect) bzw. “Besser als der Durchschnitt“-Effekt ist eine bestimmte Form des sozialen Vergleichs, bei dem Menschen ihre Eigenschaften oder Verhaltensweisen mit einer Norm oder einem Standard vergleichen, bei dem es sich in der Regel um das durchschnittliche Ansehen ihrer Peers bei diesem Merkmal handelt. Der Effekt ist vergleichbar mit der Optimismus-Verzerrung, also der Tendenz, die eigenen Chancen auf Glück zu überschätzen und das Risiko für Unglück zu unterschätzen. Während sich der Better-than-average Effect auf Vergleiche zwischen sich selbst und durchschnittlichen Gleichaltrigen in Bezug auf Verhaltens- und Merkmalsdimensionen bezieht, beinhaltet die optimistische Verzerrung Vergleiche über Lebensereignisse wie Lottogewinne oder Scheidungen.

    Der Better-than-average Effect (BTA-Effect) beschreibt somit jenes sozialpsychologische Phänomen, dass Menschen fehlerhafte Ansichten über ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln, wobei ein Hang zur Selbstüberschätzung zu beobachten ist. So denken die meisten, sie seien überdurchschnittlich gute Autofahrer, verfügen über eine hohe Begabung für Führungsaufgaben und waschen sich häufiger und gründlicher die Hände als andere. Dieser Effekt prägt etwa auch die Ansichten über das eigene ökologische Handeln, denn in einer großen Stichprobe aus vielen verschiedenen Ländern gaben die meisten Teilnehmer an, sie würden sich deutlich umweltbewusster verhalten als die meisten anderen.

    Hargis et al. (2020) verglichen zwei Altersgruppen, Probanden zwischen 20 und 25 sowie zwischen 60 und 84 Jahren, in Bezug auf verschiedene gesellschaftlich wünschenswerte Eigenschaften wie Ehrlichkeit, ihr allgemeines Erinnerungsvermögen und ihre spezifische Fähigkeit, sich an wissenschaftliche Begriffe, Orte und Personennamen zu erinnern. Die Teilnehmer zeigten bei der Bewertung der meisten Items einen überdurchschnittlichen BTA-Effect, mit Ausnahme ihrer Fähigkeit, sich Namen zu merken, die die beiden Gruppen in etwa gleich gut bewerteten. Die Bewertung dieser Fähigkeit durch ältere Erwachsene bezog sich dabei auf ein Maß für die sozialen Folgen des Vergessens des Namens einer anderen Person, nicht jedoch auf die Bewertung durch jüngere Erwachsene. Der BTA-Effekt ist in vielen Beurteilungen sowohl für jüngere als auch für ältere Erwachsene vorhanden, aber die Menschen sind möglicherweise eher auf Gedächtnisversagen eingestellt, wenn dieses Versagen soziale Folgen hat.

    Sedikides et al. (2014) untersuchten dieses Phänomen bei verurteilten Insassen in einem Gefängnis. Zunächst verglichen sich die Gefangenen mit den anderen Insassen im Gefängnis, und schon hier zeigte sich bei einer Vielzahl von Eigenschaften wie Vertrauenswürdigkeit, Moral, Ehrlichkeit, Zuverlässigkein, Empathie oder Großzügigkeit der Better-than-Average-Effekt. Sollten sie sich mit allen anderen Menschen außerhalb des Gefängnisses vergleichen, zeigte sich ebenfalls der Better-than-Average-Effekt, mit einer einzigen Ausnahme: Gesetzestreue.

    Literatur

    Alicke, M. D., & Govorun, O. (2005). The Better-Than-Average Effect (S. 85–106). In M. D. Alicke, D. A. Dunning, & J. I. Krueger (Eds.), Studies in self and identity. The Self in Social Judgment. Psychology Press.
    Hargis, M. B., Whatley, M. C., & Castel, A. D. (2020). Remembering proper names as a potential exception to the better-than-average effect in younger and older adults. Psychology and Aging, doi:/10.1037/pag0000472.
    Sedikides, Constantine, Meek, Rosie, Alicke, Mark D. & Taylor, Sarah (2014). Behind bars but above the bar: Prisoners consider themselves more prosocial than non-prisoners. British Journal of Social Psychology, 53, 396-403.


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