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Survivorship Bias

    Als Survivorship Bias bzw. Überlebensirrtum bezeichnet man die Tendenz, einen erfolgreichen Überlebenden einer Katastrophe eher wahrzunehmen als den erfolglos Verstorbenen. Diese Verzerrung zugunsten der Überlebenden bezeichnet also jenen Fehlschluss, nach dem Menschen eben systematisch dazu neigen, die Erfolgsaussichten bei der Übernahme der Stratgien der Erfolgreichen zu überschätzen. Der Survivorship Bias wird auch in psychologischen Untersuchungen sichtbar und manifestiert sich in zahlreichen statistischen Stichprobenverzerrungen, die dazu führen, dass in Studien die Erfahrungen erfolgloser Individuen nicht gleichermaßen berücksichtigt werden wie die von erfolgreichen.

    Der Begriff geht auf eine eher makabre Erfahrung zurück, die Ingenieure im Zweiten Weltkrieg machten, als sie die Panzerung der Flugzeuge verbessern und somit die Überlebensrate der Piloten steigern wollten, indem sie die Panzerung der zurückgekehrten Maschinen an den Stellen mit den meisten Einschusslöchern verstärkten. Allerdings verbesserte sich dadurch die Überlebensrate überhaupt nicht. Der Mathematiker Abraham Wald erkannte schließlich den Irrtum und regte an, die Flugzeuge dort stärker zu panzern, wo sie keine Einschusslöcher aufwiesen, da Treffer an diesen Stellen offensichtlich einen Absturz auslösten und somit die Rückkehr unmöglich machten.

    Nach demselben Muster funktionieren auch Ratgeber von erfolgreichen Künstlern, Sportlern oder Geschäftsmännern oder -frauen, die ihre Biografie veröffentlichen und darin behaupten, man müsse es nur so wie sie zu machen, um Erfolg zu haben. Denselben Irrtum findet man häufig auch bei der Einschätzung von Investments, denn Erträge werden in der Regel nur für jene Investments berichtet, die sich auf dem Markt behauptet haben, doch die aussortierten Verlierer scheinen in Statistiken meist nicht auf bzw. sind keinen Bericht wert. Der Ertrag sieht dadurch immer deutlich besser aus, als er in Wahrheit ist. Auch Überlebensgeschichten der Art, dass etwa ein Christ durch Beten wie durch ein Wunder eine Krankheit überstanden hat, zählen dazu, denn keiner nimmt die zahlreichen ebenfalls Betenden wahr, bei denen das Gebet überhaupt nichts genützt hat. Und auch Historiker wissen ganz genau, dass Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird, und dass die Unterlegenen im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben.

    Um diesen Fehlschluss zu vermeiden, sollte man sich bei kolportierten Erfolgsgeschichten immer des Survivorship Bias bewusst sein und überlegen, inwieweit durch diesen die Wahrnehmung der Situation verzerrt sein könnte. Dabei muss man etwa hinterfragen, welche Elemente aus der berichteten Stichprobe herausgefallen sind und warum das geschehen ist. Stehen hier vielleicht bestimmte Interessen im Hintergrund? Am besten ist es, wenn man immer die Gescheiterten in die Überlegungen mit einbezieht, um seine Erfolgschancen realistischer einschätzen zu können. Daher kommt es bei Erfolgsgeschichte immer auch auf die Erfolglosen an, denn von diesen lernt man übrigens oft besser, wie man eine Aufgabe nicht angehen sollte. Manchmal kann daher die Strategie, gegen den Strom zu schwimmer, die erfolgreichere sein.

    Literatur

    https://de.wikipedia.org/wiki/Survivorship_Bias (12-11-17)


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