Zum Inhalt springen

mentale Repräsentation

    1. Definition

    „Allgemein wird unter der mentalen Repräsentation verstanden, dass von den Reizen der Umwelt, die auf Personen wirken, ein inneres Abbild geschafften wird (vgl. Anderson, 1988). Somit wird ein Reiz im kognitiven System des Gehirns in eine entsprechende Form übersetzt. Dieser Vorgang wird als Enkodierung bezeichnet. Ihr Ergebnis stellte die mentale Repräsentation eines Reizes, mit seinen inneren und äußeren Merkmalen, dar (vgl. Zimbardo, 2004). Daher werden im Umgang mit unserer Umwelt mentale Strukturen konstruiert und diese weiter im Kopf ‚repräsentiert‘ (vgl. ebd.)“ (Friebe & Hoffmeister, 2008, S. 3).

    2. Definition

    „Das minimale Niveau des Selbst, ist als mentale Repräsentation festgelegt. […] Einer ersten Annäherung zufolge handelt es sich beim Selbst um eine stabile Repräsentation individueller Kontinuität, die als mentale Referenz für den Organismus innerhalb des Bewusstseins dient“ (Leuzinger-Bohleber, Haubl & Brumlik, 2006, S. 42).

    3. Definition

    „Nach Dretske ist jede Form von mentaler Repräsentation eine Spielart von natürlicher Repräsentation. Für unseren Kontext bedeutet dies, dass sowohl Sinneserfahrungen wie Meinungen natürliche Repräsentationen darstellen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Typen von Repräsentationen soll sich dabei letztendlich aus der unterschiedlichen Art ergeben, in der eine natürliche Repräsentation ihre natürliche Funktion erlangen kann, nämlich durch Evolution oder durch einen individuellen Lernprozess“ (Staudacher, 2002, S. 259).

    4. Definition

    „Allgemein lässt sich sagen, dass mentale Repräsentation kognitive intentionale Zustände sind. Mentale Repräsentationen wie Begriffsvorstellungen, Wahrnehmungsbilder, Glaubens- oder Wunschzustände haben mit den zuvor genannten Formen der Repräsentation Gemeinsamkeiten. ‚Mentale Repräsentation‘ ist ein zentraler Begriff der Kognitiven Wissenschaften, das heißt von Teilbereichen der Psychologie, der Informatik, der Linguistik und der Neurowissenschaften. Der Begriff der mentalen Repräsentation ist hier eindeutig: Er entspricht dem ‚semantischen Gedächtnis‘, das beispielsweise als semantisches Netzwerk modelliert werden kann“ (Hoffmann, 2009, S. 47).

    5. Definition

    „Nach der Prototypentheorie (Hull, 1943; Rosch, 1973, 1977) ist die mentale Repräsentation die zentrale Tendenz einer Kategorie von Enitäten (Enitäten sind Gegenstände der Wahrnehmung z.B. Objekte, Ereignisse und Personen), das heißt im Prototyp sind die ‚typischen‘ Merkmalsinformationen abstrahiert und repräsentiert: Die typischen Beispiele stehen im Zentrum einer Klasse. Z. B. beim Wort ‚Vogel‘ denken wir zuerst eher an einen Spatz oder Adler, später erst an einen Pinguin oder ein Huhn, dies zeigt deutlich, dass dem Prototypen ‚Vogel‘ ähnlichere Abbildungen leichter und schneller erfasst werden, als weniger typische“ (Trimmel, 2003, S. 115).


    Hebart et al. (2020) haben anhand ein umfangreichen datengestütztes Berechnungsmodell für Ähnlichkeitsbeurteilungen von Bildern aus der realen Welt von fast zweitausend Objekten entwickelt, wobei sich zeigte, dass ein Set aus 49 Merkmalen genügt, um beinahe alle Objekte bestimmen können, die den mentaler Repräsentation zugrundeliegen, also dem inneren Abbild, in das das Gehirn einen Stimulus übersetzt. Das setzt sich demnach etwa aus der Farbe, Form und Größe zusammen, aber auch daraus, dass es etwas mit der Natur zu tun hat, sich bewegen kann oder mehr oder minder wertvoll ist. Dieses Set an Merkmalen ist demnach benennbar und minimal hinreichend, enthält also möglichst wenige Merkmale und ist dennoch ausreichend umfangreich, um Objekte der den Menschen umgebenden Welt zu beschreiben. Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie wenige Eigenschaften es eigentlich braucht, um alle Objekte in der Umgebung zu charakterisieren. Aus den insgesamt 49 Merkmale lässt sich auch ableiten, was als besonders ähnlich und was als besonders typisch für eine Kategorie empfunden wird, wobei damit im Grunde die Grundprinzipien des Denkens erklärt werden, wenn es um Objekte geht. Dadurch ist man auch in der Lage, die Ähnlichkeit von Objekten zu bewerten und vorherzusagen.

    Literatur

    Friebe, A. & Hoffmeister, M. (2008). Mentale Repräsentation und non-verbal Kategorisierung von abstrakten Objekten. München: Verlag Grin.
    Hebart, Martin N., Zheng, Charles Y., Pereira, Francisco & Baker, Chris I. (2020). Revealing the multidimensional mental representations of natural objects underlying human similarity judgements. Nature Human Behaviour, doi:10.1038/s41562-020-00951-3.
    Hoffmann, M. (2009). Wissenskulturen, Experimentalkulturen und das Problem der Repräsentation. Frankfurt: Verlag Peter Lang.
    Leuzinger-Bohleber, M., Haubl, R. & Brumlik, M. (Hrsg.). (2006). Bindung, Trauma und soziale Gewalt. Psychoanalyse, Sozial- und Neurowissenschaften im Dialog. Göttingen: Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.
    Staudacher, A. (2002). Phänomenales Bewusstsein als Problem für den Materialismus. Berlin: Verlag Walter de Gruyter.
    Trimmel, M. (2003). Allgemeine Psychologie. Motivation, Emotion, Kognition. Wien: Verlag Facultas.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert