Zum Inhalt springen

Regression

    In der Psychoanalyse bezeichnet die Regression einen Abwehrmechanismus, bei dem ein Mensch in eine frühere Entwicklungsphase zurückfällt, und zwar als Reaktion auf Stress, Angst oder andere Belastungen. Bei einer Regression kann sich ein Mensch in seinem Verhalten, Denken und Fühlen verändern, also etwa zu kindlicherem Verhalten neigen, sich an vergangene zuvor verdrängte Ereignisse erinnern. Regression kann ein hilfreicher Abwehrmechanismus sein, um mit Stress oder Angst umzugehen, aber auch zu Problemen führen, sodass die Lebensqualität beeinträchtigt wird. In der Psychotherapie kann Regression ein Mittel sein, um unbewusste Konflikte und Ängste aufzudecken, indem sich Betroffene mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und neue Bewältigungsstrategien entwickeln.

    Eine Regression ist daher nach psychoanalytischer Auffassung meist eine Reaktion auf äußere Belastungen oder innere Konflikte, die zu einer Überforderung führen, so dass frühere Verhaltensweisen und Gefühle wieder in den Vordergrund treten. Insbesondere in der Traumatherapie kommt es häufig zu Regressionen, denn wenn ein Klient in einer Therapiesitzung unter Anleitung eine traumatische Szene wiedererlebt, gerät er in einen emotionalen Zustand, der dem Alter entspricht, in dem das Trauma stattgefunden hat. Im geschützten Raum des therapeutischen Settings kann ein Klient von der Regression profitieren, in der frühere pathologische Beziehungsmuster überschrieben, traumatisierte Persönlichkeitsanteile bearbeitet und in die Persönlichkeit integriert werden können. So kann es im Rahmen einer Regression zu einem veränderten Beziehungserleben und zu verstärkten Übertragungsprozessen in aktuellen Beziehungen kommen, wobei diese Prozesse überwiegend unbewusst ablaufen. Der Regression wird die Funktion zugeschrieben, das psychische Gleichgewicht zu stabilisieren.

    Stellt sich dem Menschen in seinen Handlungen oder Lebensbestrebungen irgendein Hindernis entgegen, so gibt es rein theoretisch zwei Möglichkeiten: Entweder überwindet er das Hindernis, oder er scheitert. Die Psychoanalyse konnte den Nachweis erbringen, dass der Mensch im zweiten Fall in der Regel nicht einfach zur Tagesordnung übergeht, sondern als Antwort auf sein Frustrationserlebnis regrediert, d.h. eine Verhaltensweise äussert, die einer entwicklungsmässig (genetisch) früheren Stufe entspricht. Diese Regression ist insofern ein Abwehrmechanismus, als sie offenbar dazu dient, die mit dem Scheitern verbundenen Minderwertigkeits-, Schuld- und Angstgefühle nicht ins Bewusstsein kommen zu lassen. Die bewusste Auseinandersetzung mit diesen belastenden Inhalten wird gewissermassen überkleistert durch eine kindische Ersatzhandlung.

    Neben diesen Regressionen, die als Abwehrmechanismus und insofern als neurotisch zu betrachten sind, gibt es eine Anzahl von regressiven Handlungen und Lebensvollzügen, die der Aufrechterhaltung des psychischen Gleichgewichts dienen. Solche ‘legitimen’ Regressionen sind z. B. der Schlaf, das sexuelle Erleben, das Spiel, das belanglose Blödeln oder das Mitschreien im Eisstadion. Der tiefenpsychologisch ausgerichtete Anthropologe neigt dazu, das psychische Geschehen als ein Wechselspiel zu betrachten, in welchem sich Licht und Schatten, Zielgerichtetheit und Laisser-faire, Rationales und Irrationales, Pflichterfüllung und Lustgewinn die Waage halten sollen. Dementsprechend sind ihm alle möglichen Formen der Regression (die konkrete Wahl ist eine Stilfrage) der nötige Ausgleich zum progressiven Verhalten: zur zielgerichteten, rationalen und den gegebenen Ordnungen unterworfenen Lebensaktivität.

    Beispiel einer Regression im Kindesalter: Eine Familie bekommt ein zweites Kind und kurz darauf nässt das ältere Kind, das eigentlich schon trocken war, plötzlich wieder ein. In diesem Kontext könnte das regressive Verhalten die Funktion haben, der erlebten Vernachlässigung durch die nun geteilte Aufmerksamkeit der Bezugspersonen entgegenzuwirken, wobei ein der Regression sein kann, kurzfristig wieder mehr Zuwendung zu erhalten. Beispiel einer Regression im Erwachsenenalter: Beim Erwachsenen zeigt sich regressives Verhalten oft bei Erkrankungen, d. h., der Erkrankte nimmt eine kindliche Rolle ein, um die Aufmerksamkeit und Fürsorge zu erhalten, die ein Kind von seinen Eltern bekommt (Männergrippe).


    Definitionen

    1. Definition
    Der Begriff „Regression“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet das Zurückweichen eines Meeres, was auf Meeresspiegelschwankungen zurückzuführen ist. Sigmund Freud definiert den Begriff als Abwehrmechanismus, der zu einer Neurose führt. Abwehrmechanismen werden durch Reaktivierungen älterer Verhaltensweisen verursacht (vgl. Duden 1967, S. 669; Stichwort: Regression).

    2. Definition
    Regression bedeutet das Zurückschreiten und Zurückgreifen, sowohl im Sinne der Rückbildung als Atrophie und Degeneration, als auch das Zurückgreifen auf frühere Entwicklungsstadien (vgl. Dorsch, 1976, S. 500).

    3. Definition
    Regression kann ein Bestreben sein, ein kleines Kind zu bleiben. Nach und nach bilden sich Regressionen immer wieder bei Bewältigung von Schwierigkeiten heraus. Sigmund Freud bezeichnet diese Verhaltensweisen als „Abwehrmechanismen“ (vgl. Lersch, Sander & Thomae, 1959, S. 463).

    4. Definition
    „Statistische Regression ist ein methodisches Artefakt, das dazu führt, dass bei wiederholten Messungen extreme Messwerte zum Mittelwert der Referenzpopulation tendieren“ (Strube, 1996, S. 572).

    5. Definition
    Unter Regression wird eine Rückkehr zu früheren Entwicklungsformen des Denkens, der Objektbeziehungen und der Strukturierung des Verhaltens, verstanden (vgl. Laplanche, Pontalis, 1972, S. 436).


    Regression beim Lesen – Zurückspringen im Text

    Regression bedeutet im Zusammenhang mit dem Lesen das Zurückspringen der Augen im Text, wobei dadurch ein Großteil der Konzentration und Zeit  daher auf das Suchen der richtigen Textstelle verloren geht. Hinzu kommt, dass durch das Zurückspringen der Augen auch manchmal die innere Struktur der Sätze verloren geht, denn wenn man mitten im Satz zwei Zeilen zurückspringt, gerät auch der Fluss des Textes unter Umständen durcheinander und das Gehirn ist so irritiert, dass man in der Folge gedanklich völlig abschweift.

    Regression in der Statistik

    Regression in der psychologischen Statistik ist eine Methode, die verwendet wird, um die Beziehung zwischen einer abhängigen Variable (Zielvariable) und mindestens einer unabhängigen Variable (Prädiktor oder erklärende Variable) zu analysieren. Das Hauptziel der Regression besteht darin, diese Beziehung zu modellieren, um Vorhersagen über die abhängige Variable basierend auf den Werten der unabhängigen Variablen zu treffen, wobei es verschiedene Formen von Regressionen gibt:

    • Die lineare Regression ist die einfachste Form der Regression und wird verwendet, wenn eine lineare Beziehung zwischen der abhängigen und der unabhängigen Variable angenommen wird, d. h., das Ziel ist es, eine lineare Gleichung zu finden, die die Beziehung am besten beschreibt.
    • Bei der multiplen Regression werden mehrere unabhängige Variablen verwendet, um die abhängige Variable zu modellieren, wobei dies ermöglicht zu erkennen, wie verschiedene Faktoren gleichzeitig die abhängige Variable beeinflussen.
    • Man spricht von nichtlinearer Regression, wenn die Beziehung zwischen den Variablen nicht linear ist und sich nicht durch Polynome darstellen lässt, wobei sie die Anpassung von nichtlinearen Modellen an die Daten ermöglicht.

    Literatur

    Brühlmeier, Arthur (2011). Die Psychoanalyse Sigmund Freuds.
    WWW: http://www.bruehlmeier.info/freud.htm (11-11-01)
    Dorsch, F. (1976). Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.
    Duden (1967). Das große Duden-Lexikon in acht Bänden. 3. Auflage. Stuttgart: Verlag Hans Hug.
    Fellner, Richard L. (2004). Die Psychoanalyse Sigmund Freuds.
    WWW: http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/psychoanalyse/psychoanalyse.phtml (09-05-21)
    Laplanche J. & Pontalis J.-B. (1972). Das Vokabular der Psychoanalyse. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
    Lersch Ph., Sander F. & Thomae H. (1959). Handbuch der Psychologie. Göttingen: Verlag für Psychologie.
    Strube, G. (1996). Wörterbuch der Kognitionswissenschaft. Stuttgart: Klett-Cotta.
    https://flexikon.doccheck.com/de/Regression_(Psychologie) (17-02-07)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Ein Gedanke zu „Regression“

    1. Hallo,
      zufällig heute entdeckte Freud-Jung Themen, die Ihr hier kommentiert. Vielen Dank. Die dargestellten psychosexuellen Entwicklungsphasen haben mir manche eigene Ereignisse und psychische Zustände beleuchtet, besonders dann die Wirkung der intensiven Libidobefriedigung in der pubertäre Phase für damalige Zeit, aber besonders im ganzen weiteren Leben.
      MfG

    Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.

    Inhaltsverzechnis