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Schicksalsanalyse

    Die Schicksalsanalyse ist eine von Leopold Szondi etablierte Schule der analytischen Psychotherapie, die davon ausgeht, dass die Biographie eines Menschen unbewusst durch ein erblich bestimmtes familiäres Unbewusstes gesteuert wird. Das familiäre Erbe in den Genen bildet eine wesentliche Grundlage der menschlichen Existenz, denn dieses genetische Potential repräsentiert Existenzformen und Lebensgestaltungen der Vorfahren in Liebe, Krankheit, Beruf, sozialer Kommunikation und Familie. Im Einzelnen wird dieses Erbe aber wieder lebendig. Ein wesentlicher Ansatz der Schicksalsanalyse ist, dass jeder Mensch seinem Erbe nicht zwangsmässig unterworfen ist, sondern aus einer großen Zahl von Existenzmöglichkeiten eine Wahl treffen kann.

    In der Schicksalsanalyse, einer Richtung der Tiefenpsychologie, spielen die unbewussten Motive für die Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Szondi war überzeugt, dass neben dem individuellen und dem kollektiven auch das familiäre Unterbewusstsein einen wesentlichen Einfluss besitzt, wobei er das Schicksal des Menschen in dessen lebensbestimmenden Wahlhandlungen sah. Szondi bezeichnete diese Vererbung als Zwangswahl des Individuums, wobei die Zwangswahl das bequeme, aber häufig bedrückend resignierende Hinnehmen eines ererbten Schicks darstellt, das letztlich als fremd empfunden wird. In der Schicksalsanalyse wird der Zwangswahl die Möglichkeit der Freiheitswahl entgegensetzt, indem der Mensch auf seine ebenfalls im Erbgut vorhandenen und schon einmal von Vorfahren gelebten besseren Fähigkeitspotenziale zugreift. Die Bewusstmachung dieser Erbpotenziale und deren Aktivierung sind dabei ein wesentliches Ziel der schicksalsanalytischen Therapie.

    Als Hilfsmittel diente Szondi der Bilderwahltest, ein Instrument, um die individuelle Gestaltung der Triebprozesse des Individuums zu erfassen.

    Die epigenetische Forschung zeigt übrigens, dass Umweltbedingungen rasch und wirksam auf genetische Dispositionen und entsprechendes Verhalten des Menschen Einfluss nehmen können. So bedeutet auch die psychotherapeutische Arbeit einen starker Umweltimpuls, der damit durch epigenetische Mechanismen psychische Wandlungen und Verhaltensänderungen im Menschen hervorrufen kann.

    Szondi war von 1927 bis 1941 Professor für Psychopathologie und Psychotherapie an der Ungarischen Hochschule für Heilpädagogik in Budapest. Als Jude im KZ Bergen-Belsen interniert, kamen er und seine Familie dank Interventionen aus dem Ausland 1944 frei und reisten in die Schweiz. 1970 wurde in Zürich unter seiner Leitung das Lehr- und Forschungsinstitut für Schicksalspsychologie und allgemeine Tiefenpsychologie gegründet.

    Literatur

    https://szondi.ch/schicksalsanalyse/ (14-02-11)


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