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dysexekutives Syndrom

    Die Bezeichnung dysexekutives Syndrom bezieht sich auf Störungen diverser kognitiver Funktionen mit deutlich unterschiedlicher Symptomatik, während das Frontalhirnsyndrom die anatomische Lokalisation der Schädigung bezeichnet. Bei Schäden im Frontalhirn müssen jedoch nicht immer zwingend exekutive Funktionen betroffen sein, bzw. kommt es nicht nur bei Schäden im Frontalhirn zu gestörten exekutiven Funktionen, da auch die ungestörte Funktionsfähigkeit anderer Gehirnbereiche wie etwa des Thalamus für die exekutiven Funktionen erforderlich ist. Dabei bestehen Ähnlichkeiten mit dem Frontalhirnsyndrom, das sich meist ebenfalls auf die Beeinträchtigung exekutiver Funktionen auswirkt, doch eine Gleichsetzung sollte unbedingt vermieden werden, da beide Begriffe unterschiedliche Dinge bezeichnen. Die Bezeichnung dysexekutives Syndrom bezieht sich auf Störungen verschiedener kognitiver Funktionen mit deutlich unterschiedlicher Symptomatik, während das Frontalhirnsyndrom die anatomische Lokalisation der Schädigung bezeichnet.

    Die Bezeichnung dysexekutives Syndrom soll also zum Ausdruck bringen, dass es sich um eine Störung eines zentralen Kontrollorgans handelt, das kognitive und emotionale Leistungen und Reaktionen überwacht. Definition und Grenzen des dysexekutiven Syndroms sind nicht eindeutig festgelegt, so dass unterschiedliche Symptome und Störungen damit erfasst sein können. Ein wesentlich Bereich betrifft das Denken und Problemlösen und der andere Bereich emotionale Reaktionen und soziales Verhalten. Für beide Aspekte werden in erster Linie Schädigungen des Stirnhirns und diffuse Hirnschädigungen verantwortlich gemacht.

    Schroeter et al. (2020) haben eine Frau mit einem dysexekutiven Syndrom untersucht, die nach mehreren Schlaganfällen unter einer Läsion im Stirnlappen der Großhirnrinde in beiden Gehirnhälften litt, wobei diese Läsion auf diese Region begrenzt war. Aus funktionellen MRT-Untersuchungen an Gesunden wusste man bereits, dass die untere Kreuzungsregion verstärkt aktiviert ist, wenn selektive Aufmerksamkeit, Arbeits­gedächtnis und die anderen exekutiven Funktionen gefordert sind. Durch diese Verletzung gelang es der Frau nicht mehr, grundlegende psychologische Tests zu bestehen, etwa einen Rundgang durch einen Zoo unter Beachtung verschiedener Vorgaben zu planen, oder den Stroop-Test zu absolvieren, der überprüft, wie gut jemand störende, unwichtige Reize ausblenden kann, um sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Bei einem Vergleich mit den Daten zehntausender Teilnehmer von psychologischen Tests und den dabei aktivierten Hirnarealen bestätigte sich die untere Kreuzungsregion als Träger der exekutiven Funktionen.

    Literatur

    Schroeter, M. L., Eickhoff, S. B. & Engel, A. (2020). From correlational approaches to meta-analytical symptom reading in individual patients: Bilateral lesions in the inferior frontal junction specifically cause dysexecutive syndrome. Cortex, 128, 73-87.


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