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Zoosemiotik

    Die Zoosemiotik untersucht, wie Tiere Zeichen bilden und verwenden, wobei sich diese im Gegensatz zur Anthroposemiotik mit Kommunikationssystemen der Tiere wie etwa Tiersprachen und Primatensprache beschäftigt. Die Humansemiotik als Anthroposemiotik untersucht die Sprache, während die zoosemiotische Fachrichtung sich vorwiegend mit paralinguistischen, proxemischen, nonverbalen und anderen Ausdruckssystemen beschäftigt. Da die Zoosemiotik von Forschungen in Biologie und Verhaltensforschung abhängig ist, ist sie nur bedingt als Forschungsgegenstand der Linguistik anzusehen.

    Zoosemiotiker haben versucht Hunden, Affen und Vögeln eine menschliche Sprache beizubringen, wobei diese nach langem Training Wortassoziationen erlernten. Es gab jedoch kein Tier, das durch die bloße Exposition Worte und die mit ihnen verbundenen Bedeutungen gelernt hat, sondern es wurde dieser Zusammenhang immer explizit und mehr oder minder mühsam trainiert. Dies steht im Gegensatz zum Spracherwerb bei Kindern, die ab einem bestimmten Alter ohne Anleitung Sprache verstehen und erzeugen können. Das liegt daran, dass das menschliche Gehirn spezifische Sprachmodule hat, die nur im menschlichen Gehirn vorkommen bzw. auf bereits existierende Mechanismen zurückgreift, unabhängig davon, ob diese evolutionsbiologisch oder entwicklungsbiologisch für diese Funktion des Sprachgebrauchs spezialisiert sind oder nicht.

    Das semantische Gedächtnis (angesiedelt im Temporallappen und dem Hippocampus), eine Form des deklarativen Gedächtnisses, beinhaltet das bewusste Faktenwissen, d. h., es speichert das Wissen über die Welt und Sprache und fungiert gewissermaßen als mentales Lexikon. Diese Hirnsysteme sind auch bei Tieren zu finden, wobei das etwa Ratten dafür verwenden, sich in einem Labyrinth zurechtzufinden.

    Im dialogischen Austausch gleichartiger Zeichen kann kann tierische Kommunikationsform symmetrisch sein, etwa in den Rufen und Antworten bei Singvögeln, wobei rufendes und antwortendes Tier den gleichen Code akustischer Signale verwenden. Asymmetrisch verläuft hingegen die Kommunikation zwischen Tieren verschiedener Arten, etwa zwischen Raubtieren und Beutetieren oder bei der Verteidigung gegen artfremde Tiere. Solche interspezifischen Botschaften sind etwa Drohungen oder Täuschungen, um sich und sein Territorium zu schützen. Auch die Tier-Mensch-Kommunikation ist interspezifisch, wobei bei Zähmung oder Dressur die verwendeten Zeichen für Sender und Empfänger nicht immer gleiche Bedeutungen besitzen müssen, wenn etwa der Zeichenproduzent den Zeichenempfänger zu täuschen versucht, indem er eine andere Identität vorgaukelt.

    Beobachtungen über die Zeichen oder Sprachen von Tieren finden sich übrigens bereits sehr früh, denn schon Aristoteles‘ Naturphilosophie enthält Anmerkungen zu  Zeichen der Tiere, und auch in der mittelalterlichen Semiotik wurde der Unterschied zwischen den Zeichen der Tiere und denen der Menschen thematisiert.


    Laut einer Studie können Menschen bestimmte Affenarten anhand ihrer Sprache unterscheiden, wobei die Frequenz der Laute entscheidend ist. Ist die Frequenz ähnlich wie beim Menschen, erkennen die Teilnehmenden die Art besser. Diese Erkenntnis kann auch helfen, besser zu verstehen, wie sich das menschliche Gehirn entwickelt hat, denn auch Menschen brauchen neben der Sprache Laute wie „Aaaah“ oder „Oh!“. Um zu überprüfen, ob das menschliche Gehirn in der Lage ist, Laute einer Affenart zuzuordnen, spielten die Forscherinnen und Forscher Versuchspersonen verschiedene Laute vor und stellten fest, dass die Versuchspersonen die Laute von Makaken und Schimpansen gut zuordnen konnten. Bei diesen Affenarten wurde im Gehirn der Studienteilnehmenden die gleiche Hirnregion aktiviert wie beim Erkennen von menschlichen Lauten. Bei den Lauten von Bonobos, die ebenfalls nahe Verwandte des Menschen sind, waren die entsprechenden Hirnareale jedoch deutlich weniger aktiviert. Dies könnte daran liegen, dass die Rufe der Bonobos sehr schrill sind und denen mancher Vögel ähneln, so dass ein größerer akustischer Abstand zu den Frequenzen besteht, die Menschen verwenden.

    Literatur

    Nöth, W. (2000). Handbuch der Semiotik. Stuttgart, Weimar:  J.B. Metzler.
    Stangl, W. (2024, 8. Jänner). Sprachäußerungen bei Primaten. was stangl bemerkt ….
    https:// bemerkt.stangl-taller.at/sprachaeusserungen-bei-primaten.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zoosemiotik (19-01-11)
    https://scilogs.spektrum.de/die-sankore-schriften/sprachenlernen-und-die-evolution-des-menschlichen-gehirns/ (19-01-11)
    https://science.apa.at/power-search/8499582874428650745 (24-01-08)


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