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anaklitische Depression

    Eine Sonderform der Depression ist die anaklitische Depression bei Säuglingen und Kleinkindern, wenn diese allein gelassen oder vernachlässigt wurden. Die anaklitische Depression äußert sich durch Weinen, Jammern, anhaltendes Schreien und Anklammern und kann in psychischen Hospitalismus übergehen. Sie tritt auf, wenn kleine Kinder sich einem Verlust der Bezugsperson ausgesetzt fühlen, wobei dieses Bedürfnis nach Anlehnung und Getragensein in der ersten Hälfte des ersten Lebensjahres am stärksten ausgeprägt ist.

    Diese Form einer Depression ist häufig bei Kindern, die sich etwa 6–8 Monate nach der Bildung einer guten Mutter-Kind-Bindung, aber vor Ausbildung der Objektkonstanz, in Heimen oder Krankenhäusern befanden und etwa aus Zeitmangel nur körperlich aber nicht psychisch und sozial versorgt wurden. Eine anaklitische Depression kann auch im Elternhaus auftreten, wenn das Kind in der genannten Zeit ungenügend betreut wird, d. h., es fehlt ihm an einer Bezugsperson, an liebevoller Zuwendung, an Nestwärme und an Geborgenheit und Sicherheit.

    Nach René A. Spitz trifft es vor allem Kinder, die in der Zeit vor der Depression lebhaft waren, wobei dieses Syndrom große Ähnlichkeit mit Trauer, pathologischer Trauer und der Melancholie hat. Der Unterschied zu einem melancholischen Erwachsenen liegt nach Spitz darin, dass der Erwachsene sein Problem benennen und beschreiben kann, während diese Formen des Ausdrucks Kindern in diesem Alter verwehrt sind. Ein Kleinkind im Alter von ein bis drei Jahren hat noch nicht die Fähigkeit, sich differenziert zu seinem Befinden zu äußern. Eine Depression erkennt man in diesem Alter daher an einem ausdruckslosen Gesicht, erhöhter Irritabilität und einem gestörten Essverhalten. Das Kind wirkt insgesamt traurig und entwickelt manchmal ein selbststimulierendes Verhalten wie etwa exzessives Daumenlutschen oder genitaler Manipulation.


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