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Stanford-Prison-Experiment

    Das Stanford-Prison-Experiment (Stanford-Gefängnis-Experiment) gilt als einer der berühmtesten Experimente der Psychologie, bei dem man in einem Keller in Stanford Forscher 1971 eine Gefängnissituation aus Häftlingen und Wärtern simulierten (Haney, Banks & Zimbardo, 1973). Nach dem 2. Weltkrieg gab es zahlreiche Berichte Gefangener über das persönliche Erleben, die Eindrücke und Auswirkungen ihrer jeweiligen Gefängnissituationen. Würde bei Menschen, die extremem Druck ausgesetzt und zur Anwendung von Gewalt aufgefordert würden, das Gute oder das Böse siegen? Welchen Einfluss hat dabei die Umwelt auf diese Entscheidung? Wer ist für die berichtete außergewöhnlicher Brutalität in Gefängnissen verantwortlich? Sind für die Verhaltensweisen besondere Persönlichkeitsmerkmale oder die Gefängnisumgebung verantwortlich? Das Stanford-Prison-Experiment war somit ein psychologisches Experiment zur Erforschung menschlichen Verhaltens unter den Bedingungen der Gefangenschaft, speziell unter Bedingungen eines echten Gefängnislebens. Schon am zweiten Tages eskalierte die Situation, die Gefangenen blockierten die Zellentüren und weigerten sich, die Anweisungen des Wachpersonals zu befolgen. Die Männer in Uniform sprühten mit Feuerlöschern in die Zellen, unterdrückten den Aufstand und bedrängten die Häftlinge auf sadistische Weise. Nach sechs Tagen musste das Experiment abgebrochen werden.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Das Experiment sollte demonstrieren, dass jeder Mensch zu Grausamkeit fähig ist und dass es ähnlich wie beim Milgram Experiment die Umstände sind, die Menschen zu einem solchen Verhalten führen und nicht alleine Persönlichkeitseigenschaften. Von Beginn an wurden Zimbardo und seine Kollegen für den Versuch und seine Schlussfolgerungen daraus kritisiert, da es sich eher um ein Happening (Leon Festinger) gehandelt habe als um ernstzunehmende Forschung. So gelang auch anderen Forschern keine Replikation des Experiments, wobei auch Probanden des Originalexperiments zugaben, dass es sich eher um Schauspielerei gehandelt hätte als um spontanes Verhalten. So wurde von den Experimentatoren mehr Strenge und Härte gegen die Häftlinge verlangt, sodass sich die sadistischen Exzesse ohne Intervention der Forscher gar nicht entwickelt hätten.

    Zimbardo musste dieses Experiment auch deshalb abbrechen, weil er gemerkt hat, dass die Macht der Situation so groß war, dass bei ihm selbst auch diese Gefühle entwickelt worden waren, also etwa das Gefühl, man muss diese Gefangenen, die ungehorsam sind und sich nicht den Regeln unterwerfen in ihre Schranken weisen. Übrigens wird die Aussagekraft des Experimentsauch deshalb stark in Frage gestellt, da der Versuchsleiter Zimbardo selbst Teil des Rollenspiels war, wodurch er möglicherweise darauf Einfluss genommen hatte, wie die Versuchspersonen ihre Rollen ausübten. Interviews mit den Beteiligten ergaben auch, dass Zimbardo den Wärtern Vorgaben gemacht und ihnen schon im Vorfeld erklärt hatte, was das Experiment am Ende beweisen sollte (Le Texier, 2019).

    Manche vertreten die Ansicht, dass die Ereignisse in Abu Ghraib eine Art Replikation des Stanford-Prison-Experiments waren. Im verlassenen Foltergefängnis wäre 2004 eine Situation entstanden, die dem Stanford-Prison-Experiment ähnelte, indem Wächter willkürlich Gefangene erniedrigten, Fotos machten und sich damit brüsteten.

    Literatur

    Haney, C., Banks, C. & Zimbardo, P. G. (1973). Interpersonal Dynamics in a Simulated Prison. International Journal of Criminology and Penology, 1, 69–97.
    Le Texier, T. (2019). Debunking the Stanford Prison Experiment. The American psychologist, 74, 823–839.
    Zimbardo, P. G. (2005). Das Stanford Gefängnis Experiment. Eine Simulationsstudie über die Sozialpsychologie der Haft. Santiago Verlag.


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