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Muße

    Faulheit ist der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.
    Immanuel Kant

    Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.
    John Steinbeck

    Lassen wir uns nicht täuschen: Auch unser Nichtstun setzt etwas in Bewegung.
    Ernst Ferstl

    Das Problem mit dem Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist.
    Mike Krüger

    Muße ist eine ausschließliche Orientierung in der Gegenwart, hat mit Freiheit und mit Gelassenheit zu tun, hat aber auch etwas mit Unproduktivität in dem Sinn zu tun, dass man jetzt nicht funktional unterwegs ist, d. h., das, was man gerade tut, genügt. Da Muße etwas Gegenwärtiges ist, ist es unterstützend und hilfreich, dem Körper und dem Bewusstsein mit Achtsamkeit zu begegnen, um zur Muße zu kommen. Zur Muße gehört die innere Bereitschaft und die innere Bewusstseinsfähigkeit, in der Gegenwart zu verweilen, um dann Ruhe zu finden, wenn die Welt Ruhe anbietet. Man hält sich mit seinem Bewusstsein intentional in der Gegenwart auf und lernt dabei, mit all dem, was dann etwa an Unruhe hochkommt, damit umzugehen. Muße ist eine Gegenwartsausdehnung, die man als angenehm empfindet.

    Pausenlose akustische Reize ermüden das menschliche Gehirn, die Konzentrationsfähigkeit lässt nach und mentale Ermüdung setzt ein. Da man Ohren nicht so wie die Augen von der Umwelt verschließen kann, besteht zu einer bewussten Regeneration nur die Möglichkeit, einen stillen Ort aufzusuchen, etwa einen Wald oder einen Friedhof. Menschen, die sich in einen ruhigen Raum zurückziehen und einfach nur ihre Ruhe haben wollen, profitieren davon, dass zwei stille Stunden pro Tag das Wachstum neuer Gehirnzellen anregen. Sind externe Reize für eine Weile ausgeschaltet, tritt das Ruhezustandsnetzwerk im Gehirn in Aktion, das einen Zugang zu Emotionen und innersten Erfahrungen bietet, d. h., man findet wieder zu sich selbst, manchmal werden auch kreative Prozesse angestoßen und es wird wieder Ordnung in die Gedanken gebracht.

    Nach Byung-Chul Han ist die Muße bzw. Untätigkeit eine Glanzform der menschlichen Existenz, die seiner Meinung nach allerdings heute zu einer Leerform der Tätigkeit verblasst ist. Dabei ist Untätigkeit keine Negation, keine Verweigerung, keine bloße Abwesenheit von Tätigkeit, sondern ein eigenständiges Vermögen. Dass die Faulheit als Wert an sich taucht seit der Antike immer wieder auf, wenn etwa Joseph von Eichendorffs „Taugenichts“ in den Wäldern und Wiesen herumhängt, mit fahrendem Volk musiziert, ein Mädchen nach der anderen umgarnt und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt. Oder wenn Gotthold Ephraim Lessing schreibt: Lasst uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb’ und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein.

    Siehe dazu auch Langeweile und Oblomowtum.


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