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Event Segmentation Theory

    Menschen unterteilen dynamische Ereignisse (Events) in ihrer Umwelt in kleinere unterscheidbare bedeutungshaltige Ereignisse, die hierarchisch organisiert werden, d. h., mehrere detaillierte Ereignisse werden in einem ganzheitlichen Ereignis zusammengefasst (Ereignissegmentierung). Ein Event (Ereignis) beschreibt dabei einen bedeutungsvollen Zeitabschnitt an einem spezifischen Handlungsort, das von einem Beobachter als eine Einheit mit einem Anfang und einem Ende wahrgenommen werden kann. Letztlich bedeutet das, dass Menschen die Ereignisse in ihrer Umwelt nicht in einem permanenten Fluss und als Einheit wahrnehmen, sondern in mehr oder minder große Abschnitte unterteilen, was insbesondere auch für die Erinnerung an länger andauernde Geschehnisse gilt.
    Es handelt sich dabei um einen grundlegenden Prozess der Wahrnehmung und der Kognition dynamischen Alltagsgeschehens. Die Wahrnehmung eines Ereignisses wird dabei durch Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis, die das aktuelle Geschehen multimodal und multidimensional repräsentieren (Ereignismodelle) geleitet.

    Menschen machen permanent basierend auf diesen Ereignismodellen Vorhersagen über die Zukunft, wobei ein Mechanismus ständig vergleicht, inwieweit die Vorhersage mit dem tatsächlich beobachteten Geschehen noch übereinstimmt. Nur wenn dabei eine bestimmte Schwelle (Event Boundary) überschritten wird und die Abweichung von der Prognose entsprechend groß ist, nehmen Menschen eine Veränderung wahr. Dabei teilt diese Ereignisgrenze zwei durch die wahrnehmende Person als sinnvoll betrachtete diskrete Einheiten, wobei diese Ereignisgrenzen eine besondere Bedeutung für die Vorhersage- und Erinnerungsleistung besitzen. Ereignisgrenzen strukturieren daher die Erinnerungen und stellen eine Schwelle dar, an denen sich die Gedächtnisinhalte aktualisieren, wodurch auch mitbestimmt wird, wie, was und wann Menschen etwas als Erinnerungen abrufen können und welche Voraussagen diese Gedächtnisleistungen ermöglichen.

    Kurz gesagt: Das Event-Modell organisiert die Erinnerungen stufenweise, d. h., die Menschen erinnern sich an gewisse Dinge, solange kein neues Ereignis eintritt, das diese Information in den Hintergrund drängt. Das Gehirn entscheidet gewissermaßen, eine Information dann nicht mehr für wichtig zu halten, wenn man – sei es auch symbolisch – durch eine Tür in einen neuen Ereignisraum – auch der kann symbolisch sein –  gegangen ist. Praktisch kann man nicht viel dagegen tun, sodass wohl die alte Weisheit gilt, die schon der Großvater seinen Enkeln vermittelte: Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben.

    Literatur

    Zacks, J. M., Speer, N. K., Swallow, K. M., Braver, T. S., & Reynolds, J. R. (2007). Event perception: A mind/brain perspective. Psychological Bulletin, 133, 273-293.


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