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Epochenunterricht

    Epochenunterricht ist eine Form der Stundenplangestaltung und des Unterrichtsaufbaus an Schulen, bei dem für einen gewissen Zeitraum das Nebeneinander der Fächer aufgehoben wird, um konzentrierter bei einem Unterrichtsgegenstand zu bleiben. In diesen Tagen wird ein Thema immer wieder aufgegriffen und vertieft, da die Unterrichtsform des Epochenunterrichts vorsieht, dass ein Unterrichtsfach für drei bis vier Wochen jeden Morgen in den ersten beiden Schulstunden unterrichtet wird, was eine Organisationsform darstellt, die eine von Tag zu Tag erfolgende ganzheitliche Stoffvertiefung erreicht (Stangl, 2017).

    Ziel ist vor allem, ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Diese Unterrichtsform ist charakteristisch für die Waldorfpädagogik. In den Epochen setzen sich SchülerInnen über drei Wochen intensiv mit einem Thema auseinander, wie etwa mit der Tier- und Pflanzenkunde, wobei jeder Schultag in der Regel mit dieser Doppelstunde beginnt, in der am Beginn die Schüler den Stoff vom Vortag wiederholen und ihn in Neues einbetten. Durch die Regelmäßigkeit ist man intensiver mit einem aktuellen Thema verbunden und kann sich dadurch den Stoff auch leichter merken. Oft wird auch nicht mit Büchern gearbeitet sondern mit einem Epochenheft, wodurch der Schüler bzw. die Schülerin lernen muss, welche Informationen es wert sind, aufgeschrieben zu werden, und welche nicht. Am Ende des Epochenunterrichts sammelt die Lehrerin oder der lehrer die Hefte ein, um sie zu bewerten, wobei es um Inhalte und um die Darstellung geht. Ein gut geführtes Epochenheft zeigt dann, dass die Schülerin oder der Schüler Wichtiges von Unwichtigem trennen kann.

    Ausgangspunkt der 1919 in Stuttgart vollzogenen Schulgründung war eine Bitte Emil Molts, Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, an Rudolf Steiner, eine Schule für die Kinder der bei ihm beschäftigten Arbeiter pädagogisch zu betreuen. Steiner übernahm darauf die Ausbildung und Beratung des Lehrerkollegiums, wobei die Astoria-Betriebsschule für alle späteren Waldorfschulen zum Modell wurde, die von Anfang an koedukativ war und schulgeschichtlich die erste Einheits- bzw. Gesamtschule Deutschlands darstellte. Der Name Waldorfschule leitet sich übrigens von dieser Zigarettenfabrik ab.

    Manchmal wird diese lockere Unterrichtsgestaltung kritisiert und dass sich manche SchülerInnen eher verstecken und andere für sich arbeiten lassen. Allerdings ist das auch im traditionellen Unterricht möglich. Die SchülerInnen bekommen durch den Epochenunterricht vieles vermittelt, was für sie später im Studium oder in der Ausbildung nützlich sein kann.


    Bemerkenswertes: In Kalifornien, vor allem im Silicon Valley, boomen die Waldorfschulen, denn diese vor über hundert Jahren in Deutschland entwickelte Schulform gilt in der Heimat der digitalen Revolution als richtungweisender Schritt in eine gelingende Zukunft. In der Waldorfpädagogik in den USA ist alles, was auch nur nach IT aussieht, bis in die Oberstufe verboten. Da etwa 75 Prozent der Eltern in der IT-Branche tätig sind, sind offenbar auch die IT-affinen Eltern zur Überzeugung gelangt, dass ihre Kinder mit Smartphones, Tablets & Co. die Welt nicht so gut wortwörtlich begreifen, wie durch eine auf alle Sinne fokussierte Pädagogik. Einschlägige Studienergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Bildungserfolg nahe, denn je früher und je mehr Zeit ein Kind vor dem Bildschirm verbringt, desto schwächer sind seine Lernerfolge. Problematisch scheint dabei die Digitalisierung vor allem für das Lern-Dreieck aus Aufmerksamkeit, Konzentrations- und Merkfähigkeit, wobei mit jeder Stunde vor dem Bildschirm bei Vorschulkindern die Gefahr von Konzentrationsschwierigkeiten steigt.


    Literatur

    Kamm, H. (Hrsg.) (2000). Epochenunterricht: Grundlagen – Modelle – Praxisberichte. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
    Stangl, W. (2017). Lernen und Vergessen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Vergessen-Lernen.shtml (2017-09-19)


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