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Falsifikation

    Die Falsifikation gilt in den empirischen Wissenschaften wie der Psychologie als jenes besondere Verfahren zur Feststellung, dass eine zuvor getroffene Aussage nicht zutreffend ist. Ausgangspunkt ist zunächst die Einsicht, dass im Zuge der empirischen Überprüfung von Theorien bzw. Hypothesen niemals sichergestellt werden kann, dass alle potentiell verfügbaren Informationen bekannt sind, um die theoretischen Annahmen tatsächlich und endgültig zu verifizieren. Auch wenn theoretische Aussagen wiederholt durch Beobachtungen bestätigt werden, lässt sich die Existenz von gegenteiligen Beobachtungen nicht zwingend ausschließen. Allerdings können Aussagen gezielt so formuliert werden, dass sie sich als falsch erweisen, d. h., mit dieser Vorgangsweise des Prinzips des Ausschlusses von falschen Annahmen soll empirisch eine schrittweise Annäherung an eine tatsächlich wahre Theorie erreicht werden. Karl Popper (1935) bezeichnete die durch die Empirie nicht widerlegte theoretischen Annahmen als bewährt, wobei sich in der Eliminierung von an Tatsachen gescheiterten Hypothesen sich nach Poppers Ansicht der Fortschritt der Wissenschaft manifestiert. Gegen Poppers These wurden vielfältige Einwände vorgebracht, unter anderem das Argument, dass der Erkenntnisgewinn in den Wissenschaften nicht durch die Prüfung und Falsifizierung von Hypothesen, die durch neue Hypothesen, die ebenfalls zu testen und zu falsifizieren sind, ersetzt werden, zustande kommt, sondern durch wissenschaftliche Umbrüche bzw. Paradigmenwechsel bzw. letztlich durch ein Aussterben der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die bestimmte Hypothesen vertreten.

    1. Definition
    „In der Wissenschaftstheorie bezeichnet Falsifikation speziell die Widerlegung einer allgemeinen Aussage (Alle ungeraden Zahlen sind Primzahlen) durch (mindestens) ein Gegenbeispiel (etwa die 9). Da induktiv gewonnene allgemeine Aussagen mit begrenztem Gültigkeitsbereich (Alle Raben sind schwarz) nicht verifiziert werden können, wurde von K. Popper vorgeschlagen, in deren Falsifizierbarkeit das Kriterium für Wissenschaftlichkeit zu sehen: Wissenschaftl. Sätze sind nur solche Sätze, die falsifiziert werden können. Ein Satz der mehreren Widerlegungsversuchen widerstanden hat, heißt bewährt“ (o.A., 1988, S.331).
    2. Definition
    „Falsifikation heißt die Widerlegung eines empirischen Urteils durch eine Beobachtung. Durch Beobachtungen können nicht nur singuläre Urteile, sondern auch allgemeine Urteile und negative Existenzurteile (…) widerlegt werden. K.R. Popper hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß für intersubjektive empirische Aussagen wohl eine endgültige Falsifikation, nicht aber eine endgültige Verifikation möglich ist“ (o.A., 1972, S.895).
    3. Definition
    Aussagen stellen sich als falsch heraus, wenn diese beispielsweise mittels Beobachtung widerlegt werden können. Aufgestellte Aussagen bleiben bis zur Falsifikation nur Hypothesen, die als bewährt gelten (vgl. Halder & Müller, 1993, S.89).
    4. Definition
    „allgemein Widerlegung einer wissenschaftlichen Aussage von der logischen Form einer Allaussage durch ein Gegenbeispiel. K.R. Popper hat auf die Asymmetrie von Verifikation und Falsifikation (auf Grund der logischen Unmöglichkeit von Induktionsschlüssen in empirischen Wissenschaften) hingewiesen, Nach Popper gilt eine allgemeine Hypothese nicht schon dann als falsifiziert, wenn ihr ein einzelnes Beobachtungsresultat widersprich- dies kann jeweils durch eine Besonderheit der Beobachtungssituation bedingt sein-, sondern erst, wenn ein Effekt mir ihr unvereinbar ist, d.h., wenn eine diesen Effekt beschreibende falsifizierende Hypothese geringer Allgemeinheit als di e zu falsifizierende vorliegt. D.h., anerkannte Basissätze falsifizieren nur dann eine Theorie, wenn sie gelichzeitig die Bewährung einer falsifizierenden Hypothese zeigen“ (o.A., 1980, S. 630f).
    5. Definition
    „im allgemeinen Sinne das Herausstellen der Falschheit eines Satzes; die Widerlegung einer empirischen Allaussage durch ein Gegenbeispiel, z.B.: die Aussage „Alle Schwäne sind weiß“ wird durch den Aufweiß eines michweißen (schwarzen) Schwans widerlegt. Nach Popper können empirische (synthetische) Aussagen nie endgültig verifiziert werden; sie können aber endgültig widerlegt werden; für eine empirische Aussage ist also nach Popper eine endgültige Falsifikation aber nicht eine endgültige Verifikation möglich. Es reicht jedoch nicht aus, zur Falsifikation ein Gegenbeispiel, das durch zusätzliche Hypothesen erklärt werden kann, anzugeben. Es muß eine weitere Hypothese angegeben werden, die durch das Gegenbeispiel nicht widerlegt wird. Die weitere Hypothese muß bewährt werden. Die empirischen Aussagen bleiben daher bis zur Falsifikation nur bewährte Hypothesen“ (Ulfig, 1993, S. 130f).

    Literatur
    Halder, A. & Müller, M. (1993). Philosophisches Wörterbuch. Freiburg: Verlag Herder.
    Ohne Autor (1988). Brockhaus. Die Enzyklopädie. Band 7. Mannheim: Verlag F.A. Brockhaus.
    Ohne Autor (1980) Enzyklopädie. Philosophie und Wissenschaftstheorie. Band 1. Stuttgart: Metzler Verlag.
    Ohne Autor (1972). Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 2. Basel: Verlag Schwabe & Co.
    Popper, Karl (1935). Logik der Forschung. Zur Erkenntnistheorie der modernen Naturwissenschaft. Wien: Springer.
    Ulfig, A. (1993). Lexikon der Philosophischen Begriffe. Eltville am Rhein: Bechtermünz Verlag GmbH.


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