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Dorian-Gray-Effekt

    Der Dorian-Gray-Effekt bezeichnet das noch relativ unerforschte Phänomen, dass sich Menschen ihrem Namen anpassen. Der Name leitet sich von Oscar Wildes Roman her, in dem Dorian Gray, ein schöner junger Mann, von sich ein Porträt anfertigen lässt, das für ihn altert und zunehmend auch seine Wesenszüge widerspiegelt, während er im Leben immer gleich alt bleibt.
    Zwebner et al. (2017) legten in einem Experiment israelischen Probanden zwanzig Portraitbilder von ihnen unbekannten, etwa gleichaltrigen Menschen vor, wobei sie aus fünf möglichen Vornamen den auswählen sollten, der ihrer Meinung nach am ehesten zu der abgebildeten Person passt. Dabei waren die Probanden im Erraten der Namen besser als es dem Zufall entspräche, denn sie lagen beinahe in einem Drittel aller Fälle richtig. Bei Wiederholungen des Versuchs mit französischen Studierenden bestätigte sich dieses Ergebnis. doch trat der Effekt nur dann auf, wenn Menschen des eigenen Kulturkreises eingeschätzt werden sollten, während bei Menschen anderer Kulturkreise die Trefferwahrscheinlichkeit dem Zufall entsprach. Offensichtlich gibt es einen gewissen Zusammenhang zwischen dem Aussehen eines Menschen und seinem Namen, wobei es möglicherweise die mit einem bestimmten Vornamen verbundenen kulturellen Stereotype und Erwartungen sind, die neben anderen Faktoren mit beeinflussen, wie ein Mensch sein Aussehen gestaltet, etwa im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

    Es gibt übrigens auch ein Dorian-Gray-Syndrom, bei dem es sich um eine psychische Störung bzw. ein klinisches Syndrom handelt, das sich in der psychischen Unfähigkeit zu altern und zu reifen bzw. einer mangelnden Akzeptanz des eigenen Aussehens zeigt.

    Literatur
    Zwebner, Y., Sellier, A.-L., Rosenfeld, N., Goldenberg, J. & Mayo, R. (2017). We look like our names: The manifestation of name stereotypes in facial appearance. Journal of Personality and Social Psychology, 112, 527–554.


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