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Selbstbewusstsein

    Selbstbewusstsein ist ein Begriff, der in mehreren Disziplinen verwendet wird, und wurde zuerst in der Philosophie definiert, spielt aber auch in der Soziologie, Psychologie oder Geschichtswissenschaft eine bedeutende Rolle. Der Begriff Selbstbewusstsein hat dabei zahlreiche Bedeutungsebenen. Selbstbewusstsein ist im Wesentlichen das Erlebnis der Eigenheit und Einheit der eigenen Person, das Bewusstsein des eigenen Daseins im Gegensatz zur Außenwelt, zur Welt der Erkenntnis- und Erfahrungsobjekte.

    In der Psychologie wird der Begriff Selbstbewusstsein vor allem als Selbstwertgefühl verstanden, d. h., als Bewusstsein von Bedeutung und Wert der eigenen Persönlichkeit, wobei vordringlich eine emotionale Einschätzung des eigenen Wertes impliziert wird. Das Selbstbewusstsein wird manchmal auch als ein wesentlicher Aspekt betrachtet, der den Menschen vom Tier unterscheidet.

    Das Verständnis, wie sich sozioökonomische Ungleichheiten in Gesellschaften tradieren, ist ein zentrales Thema der Sozial- und Organisationspsychologie. Beobachtungen zeigen, dass es für manche Menschen ausreicht, im Brustton der Überzeugung Behauptungen aufzustellen, damit die anderen solchen selbstgewissen Aussagen rasch Glauben schenken und nicht zuletzt sogar besondere Fähigkeiten auf Seiten dieser Menschen vermuten. Belmi et al. (2019) vermuten, dass dieser einfache Mechanismus jener Faktor sein könnte, der soziale Ungleichheit in Gesellschaften über Generationen aufrechterhält. In mehreren Experimenten mit großen Stichproben beobachtete man, dass Angehörige höherer sozialer Schichten ihre eigenen Fähigkeiten eher überschätzen als Menschen, die gesellschaftlich weniger gut gestellt sind. Wer in hohe gesellschaftliche Schichten hineingeboren wird, hält diesen Status in aller Regel aufrecht, d. h., es entscheidet vor allem die Geburt darüber, welchen Erfolg ein Mensch in seinem Leben hat. Es zeigte sich auch, dass die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht das Denken über die eigenen Fähigkeiten stark prägt, wobei sich zeigte, dass sich höhergestellte Individuen sich auch höhere Leistungen bei Aufgaben zutrauten, während relativ schlechter gestellte Probanden ihre Fähigkeiten hingegen eher klein redeten. So waren Menschen in einer relativ höheren sozialer Klasse selbst bei einer Aufgabe, bei der sie gar keine Leistungsvorteile hatten, wesentlich selbstbewusster.

    Unterschied zwischen Arroganz und Selbstbewusstsein

    Arroganz und Selbstbewusstsein sind grundverschiedene Verhaltensweisen, die man aber oft nur schwer voneinander unterscheiden kann. Von außen betrachtet stehen sich arrogantes und selbstbewusstes Verhalten oft sehr nahe bzw. fühlen sich für andere häufig sogar gleich an, sodass man sie oft synonym verwendet. Die beiden Verhaltensweisen lassen sich aber anhand zweier Achsen unterscheiden: Auf der ersten Achse wird gemessen, wie dominant und selbstbewusst jemand ist, die zweite Achse zeigt an, wie warmherzig und freundlich ein Mensch ist. Wenn man sein Gegenüber nur als arrogant wahrnimmt, dann hat diese Person einen hohen Wert auf beiden Achsen, d. h., sie tritt sehr selbstsicher auf und das ist mit Kälte und Aggressivität gepaart. Arroganz ist demnach mehr als der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, der ja an sich nicht schlecht ist, doch das Problem liegt vielmehr in der Mischung aus ‚Ich bin toll und ich kann etwas‘ und ‚Andere sind weniger wert und ich kann mehr als andere‘. Untersuchungen haben gezeigt, dass man als selbstbewusst wahrgenommen wird, wenn man an seine eigenen Fähigkeiten und Qualitäten glaubt, und zwar unabhängig davon, wie ausgeprägt sie in Wahrheit tatsächlich sind. Selbstsicherheit ohne arrogante Komponente führt dann eher dazu, dass es den Betroffenen selbst besser geht und ihnen in vielen Situationen hilft, in denen es um den ersten Eindruck geht, also etwa bei einem Bewerbungsgespräch.

    Selbstbewusstsein bei Computern?

    Da die Komplexität von technischen Systemen zunimmt, stoßen traditionelle Computersysteme mit vordefinierter Funktionalität rasch an ihre Grenzen, sodass man innovative Computersysteme zu entwickeln versucht, die permanent ihren Zustand erfassen und autonome Entscheidungen treffen können, um sich unvorhergesehen Änderungen anpassen zu können. Das aus der Psychologie und Kognitionswissenschaft abgeleitete Konzept des Erlernens von Modellen für den eigenen Zustand des Computers sowie seiner Umgebung könnte daher die Analyse und den Entwurf von Computersystemen erweitern und sollte eine Adaptierung sowohl der Applikation (Software) als auch der zugrundeliegenden Plattform (Hardware) zur Laufzeit ermöglichen. Folgende Themenbereiche stehen dabei im Fokus: Erstens, welche Informationen zur Ausprägung des Selbstbewusstsein ausgenutzt werden; zweitens, welcher Grad der Adaptierung realisiert wird; und drittens, ob die Adaptierung in einem einzelnen Computer oder in einem Netzwerk erfolgt. Dazu braucht es verschiedene Techniken und Algorithmen, wobei online Lernverfahren eine Schlüsselkomponente dieser neuartigen Computersysteme darstellen, mit denen Modelle über den eigenen Zustand sowie der Umgebung erstellt und aktuell gehalten werden. So wurde ein Kameranetzwerk mit dieser neuen Methode entwickelt, bei dem die Kameras ein gemeinsames Ziel verfolgen, jedoch – abhängig von der Ausprägung des Selbstbewusstseins – autonom entscheiden, wie sie zum Ziel beitragen.  So kann ein maschinelles Selbstbewusstsein zu ressourcen-effizienteren Lösungen führen. Ein weiterer Vorteil liegt im autonomen Lernen der Netzwerktopologie, sodass sich das Kameranetzwerk selbstständig konfigurieren kann.


    Kurioses: Die Bloggerin Katja Gajek verglich in einem kleinen Experiment die Umkleidekabinen verschiedener Modehäuser und kommt zu dem Fazit: „Diese Umkleidekabinen zerstören dein Selbstbewusstsein„. Sie machte dabei Aufnahmen von sich über den Spiegel in diesen Kabinen, wobei vor allem die Beleuchtung dafür ausschlaggebend ist, welche Figur man dabei macht. Sie kommt zu folgendem Schluss: „Ich sehe gar nicht so schlimm aus, wie ich mich manchmal beim Shoppen fühle. Beleuchtung, die nur von der Decke kommt, ist der Teufel. Bitte, schafft sie ab. Niemand möchte seine körperlichen Makel durch ungünstige Schatten extrahiert präsentiert bekommen. Gutes Licht muss von vorne kommen. Das sollte einfach in jeder verdammten Umkleidekabine so sein. Das zeigen allein alle beleuchteten Schminkspiegel, die es auf dem Markt gibt. Teure Modeketten haben nicht automatisch die besten Kabinen.“ Und weiter: „Ich fand es jedenfalls ganz schön krass, wie gegensätzlich ich mich selbst in den einzelnen Umkleidekabinen teilweise wahrgenommen habe. Wenn man regelmäßig shoppen geht, sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Stores natürlich keine neue Erkenntnis, aber 11 Kabinen innerhalb von 3 Stunden im Direktvergleich aufzusuchen, hat die Gegensätze noch deutlicher gemacht. In manchen Stores habe ich mich sogar persönlich angegriffen gefühlt. So als würde mir jemand lachend den Spiegel hinhalten, mit dem starken Wunsch, Komplexe in mir auszulösen. Und dann gab es zum Glück aber auch wieder Läden, in denen mein Selbstbild dank des guten Lichts wieder gerade gerückt wurde. Wenn du also bei deinem nächsten Shopping-Trip plötzlich von deinem Spiegelbild geschockt bist, die Selbstzweifel an dir nagen und du dich total unwohl fühlst, halte durch und mach dir bewusst: In der Realität bist du viel schöner.“ (Hervorhebungen von mir; W. S.)
    Dem ist wohl nichts hinzuzufügen 😉


    Literatur

    Belmi, P., Neale, M., Reiff, D., & Ulfe, R. (2019). The social advantage of miscalibrated individuals: The relationship between social class and overconfidence and its implications for class-based inequality. Journal of Personality and Social Psychology, doi:10.1037/pspi0000187.
    Lewis, P.R., Platzner, M., Rinner, B., Torresen, J. & Yao, X. (Eds.) (2016). Self-aware Computing Systems: An Engineering Approach. Heidelberg: Springer.
    https://www.desired.de/fashion/diese-umkleidekabinen-zerstoeren-dein-selbstbewusstsein/ (18-10-19)
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-snobs-und-aufschneider-1.4454542 (19-05-21)
    Der Psychologe Michael Dufer in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk vom 9. September 2020.


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    Ein Gedanke zu „Selbstbewusstsein“

    1. Diesebzügliche Fragen aus einem Selbsthilfeforum

      Wie stärkt man sein Selbstbewusstsein maximal?
      Womit hast Du Dein Selbstbewusstsein gepusht?
      Wie kann ich selbstbewusst werden?
      Wie kann man seinen Selbstbewusstsein stärken?
      Was ist Selbstbewusstsein?
      Kann man ein eigenes Selbstbewusstsein erlernen?
      Wie wird man selbstbewusster?
      Was mindert Dein Selbstvertrauen?
      Wie werden Menschen selbstbewusst?
      Wie kann ich mein Selbstbewusstsein verbessern?
      Wie lässt sich das eigene Selbstbewusstsein stärken?
      Was stärkt Dein Selbstbewusstsein?
      Was gibt Dir Selbstvertrauen und Selbstachtung?
      Wie steigere ich meinen Selbstwert?
      Wie kann man sofort mehr Selbstbewusstsein ausstrahlen?
      Was verursacht mangelndes Selbstwertgefühl?
      Wie steigere ich mein Selbstvertrauen langfristig?
      Wie kann man Selbstbewusstsein und seine Selbstsicherheit steigern?
      Was sollte ich machen, um selbstbewusster zu werden?
      Wie erlange ich mehr Selbstbewusstsein?
      Wie kann ich mein Selbstbewusstsein steigern?
      Wie kann man selbstsicherer werden?
      Was zerstört das Selbstwertgefühl?
      Wie entwickle ich Selbstvertrauen und Selbstachtung?
      Wie kann ich selbstbewusster wirken?
      Mit welchen Methoden kann man sein Selbstbewusstsein sofort steigern?

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