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Angebots-Nutzungs-Modell

    Nach dem Angebots-Nutzungs-Modell der Wirkfaktoren von Unterricht ist der Unterricht als ein Angebot zu verstehen, das seitens der Schülerinnen und Schüler genutzt werden kann, aber nicht zwangsläufig den gewünschten Ertrag garantiert, wobei Angebot, Nutzung und Ertrag in diesem Modell die zentralen Faktoren darstellen.

    Das Angebots-Nutzungs-Modell versucht die beiden pädagogisch-psychologisch orientierten Modelle Struktur- und Prozessparadigma zu integrieren. In beiden Ansätzen werdenUnterricht und Lernen als dynamisch und prozesshaft aufgefasst, jedoch unterschiedliche Ziele, Ansätze, Methoden und paradigmatische Interpretationen verfolgt. Im Strukturparadigma stehen abgrenzbare, über die Zeit zusammengefasste Unterrichtsmerkmale im Mittelpunkt, die die Lernergebnisse von Lernenden vorhersagen sollen, während im Prozessparadigma die theoretische Modellierung der ablaufenden Prozesse im Vordergrund steht. In beiden Modellen werden Aussagen darüber getroffen, wie Unterrichtsmerkmale zueinander in Beziehung stehen und welche Auswirkungen dies auf die Lernprozesse hat.

    Dieses Angebots-Nutzungs-Modell bzw. utilization of learning opportunities model ist ein in der vor allem empirisch orientierten schulischen Unterrichtsforschung verbreitetes Rahmenmodell, das die komplexe Wirkungsweise von Unterricht veranschaulichen soll. Das Modell basiert auf Grundgedanken von Fend und Weinert. Der Kerngedanke des Angebots-Nutzungs-Modells ist, dass Unterricht lediglich ein Angebot an SchülerInnen darstellt, das nur dann zum Lernerfolg führt, wenn es auch wahrgenommen, richtig interpretiert und aktiv genutzt wird. Der eigentliche Antrieb des Modells sind die individuellen Lernaktivitäten der SchülerInnen und deren Ausmaß und Qualität bestimmen somit den Lernerfolg.

    Lernaktivitäten und deren Ertrag hängen dabei von vielen Faktoren ab: am stärksten vom individuellen Lernpotenzial in Form von kognitiven und motivationalen Lernvoraussetzungen, aber auch von der Qualität und Quantität der Lerngelegenheiten im Unterrichts, der Professionalität und Persönlichkeit der LehrerInnen sowie von der sozialen bzw. familiären Lernumwelt. Dabei handelt es sich um ein komplexes, multikausales Geschehen, bei dem sich innerhalb bestimmter Grenzen unterschiedliche Determinanten des Lernerfolges auch wechselseitig kompensieren oder substituieren können.

    Kritiker sind der Ansicht, dass dem Modell zentrale pädagogische Kategorien fehlen, denn so bleibt etwa der kommunikative Aspekt unberücksichtigt, und damit die dialektische Aushandlung des Unterrichtsgeschehens zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Auch lässt sich die Erziehungsaufgabe von Schule und Unterricht nur angemessen bestimmen, wenn sie auch als solche der misslingenden Erziehung verstanden werden kann. Durch diese Negierung des Pädagogischen können in diesem Modell nach Ansicht der Kritiker keine Lösungen für solche genuin pädagogisch-unterrichtliche Herausforderungen eingeordnet werden.

    Literatur

    Seidel, Tina (2014). Angebots-Nutzungs-Modelle in der Unterrichtspsychologie. Integration von Struktur- und Prozessparadigma. Zeitschrift für Pädagogik, 60, 850-866.


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